KäseStraße präsentiert auch heuer die Älplertradition

Dutzende Sennalpen laden ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen – und zu genießen.
Bizau Die Alpe Rüschere – auf dem Weg von Bizau nach Schönenbach gelegen – hat KäseStraßen-Obmann Max Bereuter ausgewählt, um das Projekt „Alpsommer KäseStraße Bregenzerwald 2022“ zu präsentieren. Dabei wird Urlaubern wie einheimischen Ausflüglern die Möglichkeit gegeben, an zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen oder sich ganz spontan bei einem Besuch einer Alpe bei einem Blick hinter die Kulissen über die Älplertradition im Speziellen und ganz generell über die seit Jahrhunderten bis heute praktizierte Dreistufenlandwirtschaft (Heimgut, Vorsäß, Hochalpe) zu informieren.
Region geprägt
Nicht von ungefähr nahm die UNESCO die Dreistufenlandwirtschaft vor mehr als zehn Jahren als Immaterielles Kulturerbe in das nationale Verzeichnis auf, denn dieser Jahresablauf in der Landwirtschaft hat die Region seit Jahrhunderten nachhaltig geprägt und die Entwicklung der Talschaft mitbestimmt.
Dreistufenlandwirtschaft war über Jahrhunderte von existenzieller Bedeutung, denn die Landwirtschaft funktionierte nur dank eines perfekten Ablaufs der Bewirtschaftung: Das Vieh aus dem Talbetrieb wird im Frühjahr auf das Vorsäß (zweite Stufe) und im Sommer auf die Hochalpe (dritte Stufe) verbracht. Beim Heimziehen im Herbst wird oft ein Zwischenstopp im Vorsäß eingelegt. Dieser Ablauf war früher überlebenswichtig: Im Talbetrieb musste den Sommer über Heu eingefahren werden, Futtervorrat für den Winter.
Im Wesentlichen wird dieser jahreszeitliche Ablauf auch heute noch praktiziert, wenngleich das Argument der Heuproduktion nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Heute rückt die Notwendigkeit der Pflege der Bergwelt durch die Alpwirtschaft immer mehr in den Vordergrund. Das Bergerlebnis durch die Alpwirtschaft langfristig zu sichern ist auch für den Tourismus unverzichtbar.
Entstehung von Dörfern
Im Sog dieser Praxis sind im Bregenzerwald früher sogar Dörfer entstanden – etwa Mellau, das bis ins 13., 14. Jahrhundert nur Alp- und Vorsäßgebiet von Schwarzenberg war. Schließlich blieben immer mehr Älplerfamilien ganzjährig im heutigen Gemeindegebiet von Mellau und Mitte des 15. Jahrhunderts kam es zum Bau einer ersten Kirche und in weiterer Folge zur Errichtung einer eigenständigen Pfarrei.Schoppernau ist als Gemeinde noch jünger, war bis ins 17. Jahrhundert die „Schapernow“ (Schafweide) von Au – ehe 1682 daraus die Pfarre Schoppernau wurde.
Veranstaltungsoffensive
Auch darüber wird in Dutzenden Vorsäßen und Sennalpen der KäseStraße bei mehr als 100 Veranstaltungen informiert – auch über die Vernetzung von Alpwirtschaft und Tourismus. Einen Schwerpunkt bildet das kulinarische Angebot: angefangen vom Älplerfrühstück über Käseverkostungen, einem Älplerbuffet und selbst gemachten Produkten, Älpler-Käsefesten mit musikalischer Begleitung, einem KäseSuppenTag oder einem Älpler-Brunch mit Riebel bis zur Jasserrunde mit Kuchen & Kaffee und natürlich der klassischen Käsknöpfle-Partie ist alles dabei.
Zur Programm-Präsentation hatte der KäseStraßen-Obmann auf die Alpe Rüschere geladen, wo die Urlauberfamilie Katharina und Christian Görgen mit ihren Kindern Martha und Johannes „die gleiche Idee“ hatten. Die Gäste aus dem Raum Trier verbrachten eine Woche Urlaub am Bauernhof in Mellau und machten vor der Heimreise noch einen Abstecher auf die Alpe Rüschere, wo sie sich stärkten und auch über das Älplerleben informierten. Sennerin Sarah Geser und Artur Greußing verbringen den zehnten Sommer auf der Rüschere und betreuen jedes Jahr von etwa Mitte Mai bis Ende Juni 18 Milchkühe, einen Stier, Jungvieh, Schweine, Pferd und Kleintiere. Aus der Milch, 50.000 bis 60.000 Liter, werden Bergkäse, Butter, Frisch- und Schnittkäse produziert, die großteils selbst vermarktet werden, u. a. im Hofladen in Bezau. Ein Geheimtipp sind die Kuchen der Sennerin. „Darin ist sie unübertrefflich – und mit großer Begeisterung beim Kuchenbacken, im Jahr sind es sicher mehr als 1000 Kuchen“, lobt sie Artur. STP

