Mit bösem Witz gegen den Untergang

HE_Dornb / 28.10.2020 • 15:05 Uhr
Wolfgang Pevesdorf und Robert Kahr als voneinander abhängiges Paar Clov und Hamm.Caro Stark
Wolfgang Pevesdorf und Robert Kahr als voneinander abhängiges Paar Clov und Hamm.Caro Stark

Premiere von Becketts „Endspiel“ im TiK in Dornbirn.

Dornbirn Als Samuel Beckett während vier Monaten dem Sterben seines Bruders zusehen musste, verarbeitete er diese Erfahrung des Wartens auf den Tod in „Endspiel“ und schrieb damit die Urform des absurden Theaters. „Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende“ lautet der erste Satz in „Endspiel“. Und trotzdem beginnt das Schauspiel zwischen Clov und Hamm, zwischen Knecht und Herr. Nun feierte das Stück im Tik in Dornbirn Premiere und wird noch heute Freitag, 30. und Samstag, 31. Oktober, jeweils um 20 Uhr dort aufgeführt.

Hamm ist blind und kann nicht gehen. Clov ist auch nicht der Gesündeste. Mit seinen steifen Beinen kann er kaum gehen, geschweige denn sitzen. Clov hasst seinen tyrannischen Herrn und würde ihn am liebsten verlassen. Aber er bringt es nicht fertig, denn Hamm wäre damit dem Tode geweiht, weil Clov der Einzige ist, der sich um ihn kümmern kann. Auch töten kann er Hamm nicht, denn nur der weiß, wie der Speiseschrank zu öffnen ist. Die beiden sind aufeinander angewiesen und kommen nicht voneinander los. Sie könnten die letzten Menschen sein. Hamm und Clov spielen das unendliche Endspiel, reden an gegen die Hoffnungslosigkeit und kämpfen mit bösem Witz gegen den eigenen Untergang. Die zwei traurigen Clowns ersehnen im größten Chaos Gewissheit, hoffen im Angesichts des Nichts auf Bedeutung – und stellen in ihrem Anrennen und Anspielen gegen das Unausweichliche, den (eigenen) Tod, fast beiläufig die großen Fragen zur menschlichen Existenz und dem Sinn des Lebens.

„Nichts ist komischer als das Unglück“, heißt es an einer Stelle. Laut Beckett ist das der Schlüssel, wie dieses groteske Szenario in „Endspiel“ zu betrachten sei. „Ich möchte, dass in diesem Stück viel gelacht wird. Es ist ein Spielstück“.

Kongeniales Paar

Regie führte Stephan Kasimir, das Bühnenbild entwarf Caro Stark. Wolfgang Pevesdorf als Clov und Robert Kahr als Hamm waren ein kongeniales Paar und amüsierten das Publikum mit ihrem Unglück. Mit dabei waren die Theatermacher Yener Polat und Heidi Salmhofer, Kulturamtsleiter Roland Jörg, Ralph Blasé, Angelika Frick, Roland Ellinger, Armin Weber mit Hildegard, Marina Deronja und Helga Pedross. yas

Ulrich Gabriel und Anthropologin Lucia Mennel waren zur Premiere der Wagabunt/unopo Koproduktion ins TiK gekommen.yas (2)
Ulrich Gabriel und Anthropologin Lucia Mennel waren zur Premiere der Wagabunt/unopo Koproduktion ins TiK gekommen.yas (2)
Theatermacherin Heidi Salmhofer war gespannt auf „Endspiel“.
Theatermacherin Heidi Salmhofer war gespannt auf „Endspiel“.