Das Haus vor dem Klimawandel schützen

Heimat / 21.09.2021 • 15:14 Uhr
Die Gefahren von Wetterschäden und Hochwasser steigen durch den Klimawandel. Hofmeister
Die Gefahren von Wetterschäden und Hochwasser steigen durch den Klimawandel. Hofmeister

Besonders die Hitze und Starkregen werden in Zukunft vermehrt zum Problem für Häuser.

SCHUTZ Jede Neuplanung und jede Sanierung sollten genutzt werden, um das Gebäude für die sich ändernden Anforderungen zu rüsten. „In Vorarlberg werden dies vor allem Hitze und Starkregen sein“, weiß Expertin Sabine Erber vom Energieinstitut Vorarlberg. Was sind die wichtigsten Faktoren?

Schutz vor Sonne

Die Sommertauglichkeit des Gebäudes hängt entscheidend vom
Dämmstandard, der Masse des Gebäudes, der Abschattung der Fenster und der nächtlichen Auskühlung durch Fenster- oder einer Komfortlüftung ab. Gute Außenwanddämmung schützt wie eine Thermoskanne nicht nur vor Auskühlung, sondern auch vor Erwärmung. Masse verzögert beides, aber lässt sich im Sanierungsfall nicht mehr wesentlich beeinflussen. Im Gegensatz dazu lässt sich eine Verschattung der Fenster leicht nachrüsten: durch Raffstore, Fallmarkisen, Schiebeläden, Klappläden, aber auch durch Vordächer, Veranden und Balkone, die die Nutzungsqualität auch anderweitig erhöhen. Auch durch die Begrünung von Fassaden und Dächern sowie Laubbaumpflanzungen lässt sich künftig die Überhitzung verhindern.

Schutz vor Starkregen

Die Erwärmung führt zu heftigeren Regenfällen, die verstärkt an Tropenregen erinnern. Es fällt
so viel Wasser, dass es nicht versickern kann und im Gefälle an der Oberfläche abfließt. Im ungünstigsten Fall zu einer Haustür hinein. Nach Möglichkeit sollte daher ein Gefälle vom Gebäude weg zur Straße oder zu einer anderen versiegelten Fläche verlaufen. Auch Terrassen sollten mit Rinnen vom Haus getrennt werden, die viel Wasser ableiten können. Rinnen, die vor 30 oder 40 Jahren eingebaut wurden, sind bei Weitem unterdimensioniert. Treppenabgänge oder Kellerlichtschächte sollten durch Aufkantungen geschützt werden, damit nicht das gesamte Oberflächenwasser in den Tiefpunkt abläuft. Auch Abdichtungen sollten im Zuge einer Sanierung überprüft werden. Die früher üblichen 15 Zentimeter hohen Abdichtungen sind bei einem Starkregen schnell erreicht.

Läuft bei einem starken Regen der Kanal voll, kann das Abwasser in den Schächten bis auf Straßenniveau steigen. Von hier drückt das Wasser in die Abwasserleitungen innerhalb der Gebäude bis zum Straßenniveau zurück. Tiefergelegene Räume werden in diesem Fall bei nicht vorhandener Rückstausicherung überflutet. Kann nicht auf Abflüsse unterhalb der Rückstauebene verzichtet werden, kann eine Hebeanlage oder ein Rückstauverschluss das Gebäude vor Eindringen des Wassers aus der Kanalisation schützen. Eine Hebeanlage pumpt das häusliche Abwasser über das Straßenniveau, von dort gelangt es weiter in den öffentlichen Kanal. Wenn das Wasser erst einmal oberhalb der Rückstauebene ist, kann es nicht mehr zurückfließen. Ein Rückstauverschluss wirkt wie ein Ventil und lässt Abwasser in Strömungsrichtung ungehindert abfließen, während der Rückweg durch Klappen abgesperrt wird. Häufig sind Rückstauverschlüsse in älteren Häusern nicht stark genug, um dem Druck eines heutigen Starkregens standzuhalten. Im Zuge einer Sanierung sollte daher geprüft werden, ob ein Austausch erforderlich ist. Vorsicht auch bei Dränagen an älteren Häusern: Im Falle eines Rückschlages entwässert der gesamte Regenwasserkanal in die Dränage. Das kann zu heftigen Überschwemmungen unmittelbar um das Gebäude herum führen.

Vorsorge ist billiger

Auch wenn diese Maßnahmen unbeliebt sind, weil sie zusätzliches Geld kosten, sind sie im Verhältnis zum Schadenfall buchstäblich spottbillig. Hundertjährige Wetterereignisse finden mittlerweile innerhalb weniger Jahre mehrfach statt, deswegen ist die Vorsorge mit Sicherheit eine kluge Herangehensweise.

Mehr Informationen zum Thema auf www.energieinstitut.at