Das verlorene Paradies

In Kürze erscheint das Buch „Das Paradies am Ende der Welt – Die ‚Seeler‘ und das Härdle“ von Dietmar Fitz und Yasmin Ritter.
Hard Im Ortsteil von Hard sind sie aufgewachsen, der sich längst völlig gewandelt hat: Das Paradies der „Seeler“, das Härdle, lag damals direkt am Seeufer. Streuwiesen, Schilfflächen und die Arbeitersiedlung der Jenny-Fabrik prägten das Gelände. Hier legten einst Dampfschiffe an, es wurden Lastschiffe gebaut und Fischer trockneten ihre Netze. Das Buch über dieses Paradies wird am 28. Juni im Pfarrzentrum Hard vorgestellt.

Dietmar Fitz, Jahrgang 1952, war einer der „Seeler“, einer von denen in Hard, die am See aufwuchsen. Im Gespräch mit Bekannten aus jener Zeit hörte er immer wieder den Satz: „Mir hinds schö ghett am See!“ Bei dem stets rührigen Pensionisten Dietmar Fitz wuchs die Überzeugung, dass die Erinnerung an die paradiesische Zeit unbedingt bewahrt werden sollte. Für ihn ist es auch eine Familiengeschichte in einer italienisch-harderisch geprägten Gesellschaft. Diese Gesellschaft existierte im Härdle seit 1898, als das Textilunternehmen Jenny die Arbeitersiedlung fertigstellte.

Industrie und Schule statt Streuwiesen
Das Härdle von damals existiert längst nicht mehr. Mit der Verlandung der früher 50 Meter tiefen Harder Bucht durch den Neuen Rhein und der anschließenden Sanierung (abgeschlossen 1969) hat sich die Umgebung der einstigen „Seeler“ erheblich verändert: Anstelle von Wellen, die bei Wasserhochstand an den Straßenrand schlugen, stehen jetzt Industriebetriebe, die Schule am See, Sportanlagen und vieles mehr.

Fakten und Geschichten
Es sollte jedoch kein Buch ausschließlich über seine eigenen Kindheitserinnerungen sein. Deshalb durchforstete Dietmar Fitz Unterlagen im Archiv der Marktgemeinde und nahm Kontakt zu Altersgenossen auf. Er sammelte Fakten zur Geschichte von Hard, Urkunden und Fotos, aber vor allem Geschichten und persönliche Erzählungen. Bei der Umsetzung dieser Gespräche und Interviews erhielt er Unterstützung von der freien Journalistin Yasmin Ritter. Nach drei Jahren intensiver Arbeit liegt nun das Ergebnis vor: „Das Paradies am Ende der Welt – Die ‚Seeler‘ und das Härdle“ bietet auf 312 Seiten zahlreiche Fakten, Illustrationen, Zitate und Geschichten.

„Wir waren nie allein“
Die Aussagen der Zeitzeugen rufen vor allem die Erinnerung an eine Kindheit hervor, in der beinahe alles erlaubt war, ohne teures Spielzeug. Manches war wahrscheinlich auch verboten und wurde dennoch gemacht. „Wir waren niemals allein, es war immer jemand da, wir haben aufeinander geachtet“, zitiert Yasmin Ritter einen Satz, den alle Gesprächspartner ähnlich oder genau so ausgesprochen haben, die einst im Härdle am See aufwuchsen. Herausgeber Dietmar Fitz hofft, mit seinem Werk interessierten Harderinnen und Hardern ein Lesebuch zur Verfügung zu stellen, das informiert und unterhält, reich illustriert und mit Herzblut verfasst ist. Der Grafiker Kurt Dornig hat für eine besonders ansprechende Gestaltung gesorgt.

Der Band wird bei älteren Leuten in Hard Erinnerungen wecken und ihre Nachkommen wahrscheinlich vielfach überraschen. „Und wer Hard nicht kennt, wird vielleicht durch diese Zusammenfassung angeregt, sich an das Paradies der eigenen Kindheit zu erinnern und sogar einige Aspekte für die eigenen Kinder aufzuschreiben“, meint Dietmar Fitz. AJK
Informationen zum Buch
Die Buchpräsentation ist am 28. Juni um 19 Uhr im Pfarrzentrum Hard.
Das Paradies am Ende der Welt – Die „Seeler“ und das Härdle von Dietmar Fitz/Yasmin Ritter
Hardcover, 19 × 26,5 cm, 312 Seiten; ISBN: 978-3-200-09145-0
36 Euro inkl. MwSt., + Versandkosten
