Die nächste Metzgerei im Bezirk Bregenz steht vor dem Aus

Das Metzgersterben in Vorarlberg geht weiter. Im August schließt die letzte Metzgerei des Ortes ihre Türen für immer.
Am Samstag, den 12. August, schließt der letzte Metzger im Ort seine Türen. Klaus-Peter Lutz, Jahrgang 1961, hat den seit über 100 Jahren bestehenden Familienbetrieb in 4. Generation geführt. Da es keinen Nachfolger gibt und kaum noch jemand eine Metzgerlehre beginnt, sieht er seinen Beruf als aussterbendes Handwerk.
In Hard, der Marktgemeinde am Bodensee mit 12.000 Einwohnern, wird es ab Mitte August somit keinen Metzger mehr geben.

Typische Metzgerkrankheit
“Ich arbeite seit meinem 17. Lebensjahr in Gummistiefeln auf Betonböden, bin eigentlich jeden Tag im Dienst und muss schwere Lasten heben.” Metzger sind Schwerarbeiter und können ihre Pension nach 45 Berufsjahren in Anspruch nehmen. In der Metzgerei Lutz wurde traditionsgemäß immer selbst geschlachtet. Dies belastet den Körper stark: Vater Werner Lutz (Jahrgang 1932), der vor wenigen Wochen nach jahrelanger Krankheit verstorben ist, konnte im Alter kaum mehr gehen.
„Ich selbst musste mich im letzten Jahr operieren lassen, weil meine Beine nicht mehr mitmachen wollten. Eigentlich sollte es nur ein ambulanter Eingriff sein, ich musste aber doch zwei Wochen im Krankenhaus verbringen. Schon auf der Heimfahrt fiel dann die Entscheidung: Ich höre auf.“ Probleme mit den Beinen sind übrigens eine typische „Metzgerkrankheit“.

Schmuck wird nicht der Nachfolger
Weil er selbst keine Kinder hat und eine Verpachtung des Geschäfts nicht in Frage kommt, wird es die Metzgerei Lutz bald nicht mehr geben. Metzgermeister Lutz: „Unser im Kern 100 Jahre altes Haus wurde immer wieder umgebaut, zuletzt 2008. Wohnbereich und Geschäft sind eng miteinander verbunden.“ Dies beantwortet auch die Frage, ob nicht vielleicht der Bregenzer Catering-Metzger Cyril Schmuck den Betrieb übernehmen könnte.
„Ich kenne Cyril gut. Jeden Tag haben sicherlich fünf Leute versucht, mir diese Frage zu stellen und ich habe sie sofort unterbrochen: Nein, Schmuck wird hier nicht einziehen!’“ Kollege Schmuck hat übrigens nie eine eventuelle Übernahme in Erwägung gezogen, betont Lutz.

Eigene Schlachtung
Ob bei der Schlachtung, Wurstproduktion oder beim Räuchern von Speck – als Metzgermeister beherrschte Lutz sein Handwerk zur Zufriedenheit der Kunden. Inzwischen stellt er allerdings sinkende Einnahmen bei stark gestiegenen Kosten fest: „Ich bezahle jetzt doppelt so viel für den Strom wie vor einem Jahr, auch die Kosten für sonstige Einkäufe sind erheblich gestiegen.“ Würde er diese Zusatzkosten auf seine Waren umlegen, würde er noch mehr Kunden verlieren.
Denn der Umsatz sinkt, viele Menschen müssen sparen. Für seine Mitarbeiterinnen im Laden hat der Metzgermeister viel Lob übrig, allerdings ist gerade für Metzgereien die Suche nach Personal besonders schwierig. „Nicht umsonst schließen bald einige Betriebe in der Umgebung!“
Viele Stammkunden bedauern natürlich, dass sie ihren Metzger verlieren. „Ich habe aber jeden Sommer drei Wochen Urlaub gemacht und niemand in Hard ist verhungert“, sieht Klaus Peter Lutz keine Gefahr für die Versorgung mit Wurstwaren und Fleisch in der Gemeinde. „Seit bekannt ist, dass ich schließe, bemerke ich, dass einige Kunden bereits anderswo nach Qualität suchen.“
Wie es mit ihm, seiner Lebensgefährtin Renate oder dem Haus im Ortszentrum weitergeht, steht noch nicht fest. Lutz: „Zuerst wird einmal geschlossen, dann erholen wir uns und danach wird weiter überlegt. Wir haben ja Zeit.“ Sowie eine Gondel und einen kleinen Hund. AJK
Umfrage: Was sagen die Stammkunden der Metzgerei Lutz zur bevorstehenden Schließung?


