Uschi Österle: “Es muss für alle Seiten passen”

Gebürtige Göfnerin leitet mit viel Umsicht und Engagement den örtlichen Krankenpflegeverein.
GÖFIS Uschi Österle kann Menschen begeistern. Die gebürtige Göfnerin ist vielseitig aktiv. Eine ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten ist die Leitung des Krankenpflegevereins Göfis, welcher heuer das 100-jährige Jubiläum feiert. Der Verein trägt einen wesentlichen Beitrag für die Beratung und Unterstützung in schwierigen Lebenslagen der Bewohner und Bewohnerinnen in Göfis bei. Uschi Österle übt Ihre Funktion mit viel Klarheit, Strukturiertheit und Engagement mittlerweile seit 16 Jahren aus. Die rührige 67-Jährige zeichnet außerdem ein humorvolles und geselliges Wesen aus. Sie ist den Menschen zugewandt, was für ihre Aufgabe mit Sicherheit von Vorteil ist.
Frau Österle, wie sieht Ihr Aufgabengebiet als Obfrau des Krankenpflegevereins aus?
ÖSTERLE Als Obfrau trage ich die Gesamtverantwortung, dass die Ziele der Hauskrankenpflege im Sinne der Patienten umgesetzt werden, die Finanzierung gesichert ist, unsere Mitarbeiterinnen gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit haben und so weiter. Die strategische Ausrichtung mittelfristig ist mir besonders wichtig, sich den Veränderungen anzupassen und so künftige Herausforderungen gut zu bewältigen. Es ist ja nicht nur die Pflege direkt am Krankenbett, die unser Verein anbietet, sondern vor allem Beratungen und Anleitungen für die Angehörigen. Hier werden die Erwartungshaltung und die jeweiligen Ansprüche vor allem der Angehörigen immer mehr, da sie wegen eigener Berufstätigkeit weniger Zeit für die zu Pflegenden und Betreuenden aufwenden können.

Sie brachten von Ihrer früheren beruflichen Tätigkeit viele Erfahrungswerte mit. Worin bestehen diese?
ÖSTERLE Ich war 17 Jahre Geschäftsführerin der ARGE Mobile Hilfsdienste (Landesverband der MoHi) und dadurch bestens informiert, was sich beim ambulanten Sektor von Pflege und Betreuung so tut. Über meinen Beruf war ich mit den anderen Systempartnern im Land vernetzt und hatte oft einen Wissensvorsprung, den ich im eigenen Verein nützen konnte.
In ihren Aufgaben werden Sie durch Sigrid Terzer unterstützt. Wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen beiden aus?
ÖSTERLE Sigrid Terzer ist in erster Linie die Einsatzleiterin vom Mobilen Hilfsdienst (MoHi), welcher eine unverzichtbare Ergänzung zum Krankenpflegeverein darstellt. Dort zeichnet sie ein großes Einfühlungsvermögen dahingehend aus, welche Helferin, sie zu welchen Klienten schickt. Es muss für beide Seiten passen, damit eine gute Arbeit gewährleistet ist. Zusätzlich arbeitet Sigrid Terzer für den KPV in der Verwaltung. Dadurch werden die Pflegefachkräfte und ich als Obfrau entlastet. Das Tagesgeschäft wird durch Sigrid erledigt. Sie gibt mir weiter, was für mich als Information wichtig ist oder wo es eine Entscheidung durch den Vorstand benötigt. Bei Repräsentationstätigkeiten, Terminen auf Funktionärsebene, Obleute-Stammtisch und so weiter vertritt mich mein Stellvertreter Meinrad Müller bei Bedarf bestens.

Die Gemeinde Göfis ist ein recht weitläufiges Ortsgebiet. Stellt dies ihre Mitarbeiterinnen vor besondere Herausforderungen?
ÖSTERLE Von dieser Herausforderung sind die meisten Krankenpflegevereine im Land betroffen. Diese wirkt sich auf die Arbeitszeit sowie die gefahrenen Kilometer aus. Die größte Herausforderung ist wohl im Winter, wenn es kalt ist. Die Krankenschwestern kommen aus den oft sehr warmen Räumlichkeiten leicht verschwitzt und steigen ins kalte Auto ein. Aber diese Abwechslungen Klient – Wegzeit – neuer Klient sind jedoch meist interessant und die Arbeit der Krankenschwestern dadurch sehr facettenreich.
Nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung gewinnt die Hauskrankenpflege immer mehr an Bedeutung. Wie können die erhöhten Anfragen bewältigt werden?
ÖSTERLE Der Dienstpostenschlüssel wird vom Land jährlich neu angepasst. Da sind die Einwohnerzahl und dabei das jeweilige Alter der zu Betreuenden ein wichtiger Faktor. Unser Pflegeteam besteht aus vier Mitarbeiterinnen, welche alle in Teilzeit arbeiten. Hier gäbe es bei Bedarf noch etwas Potential, das heißt bei steigendem Bedarf könnten bestehende Dienstposten erhöht werden.

Wie sieht es mit ehrenamtlichen Mitarbeitern aus? Ist es schwierig, Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu gewinnen?
ÖSTERLE Wir hatten damit bisher kein Problem, was allerdings nicht selbstverständlich ist. Von unseren Vorstandsmitgliedern und Beiräten sind die meisten schon sehr lange dabei. Das zeigt das gute Klima bei uns im Verein und deshalb ist die Fluktuation gering. Auch ehemalige Mitarbeiterinnen sind immer wieder bei uns im Beirat.
Beim Begriff Krankenpflegeverein denkt man zuerst an alte, pflegebedürftige Menschen. Doch der Krankenpflegeverein betreut auch junge Menschen. Was bildet hierfür den Anlass?
ÖSTERLE Unfälle, frühe Entlassungen aus den Spitälern, Krebserkrankungen oder auch psychische Erkrankungen können Menschen jeden Alters betreffen. Das ist leider vielen Leuten nicht wirklich bewusst.

Die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen bildet ebenfalls ein Problem. Wie nehmen Sie diese wahr und welche Strategien können dagegen angewandt werden?
ÖSTERLE Ein gemeinsamer Mittagstisch, wie er bei uns in Göfis seit mehreren Jahren durch den MoHi angeboten wird, hat sich als wertvoller Treffpunkt zum gegenseitigen Austausch erwiesen. In gemütlicher Runde treffen sich dazu jeweils vierzehntägig so zehn bis zwölf Personen. Trotz einiger anderer Angebote, beispielweise der wöchentliche Seniorentreff, braucht es hier Sensibilität und nötigenfalls direkte Kontaktaufnahmen vor allem bei Alleinstehenden. BI
Uschi österle
GEBOREN 20. November 1955
FAMILIE Verheiratet, drei erwachsene Kinder, zwei Enkel
WOHNORT Göfis
HOBBYS In der Natur sein, Kurz- und Genießerurlaube, Mykologie