Ein Walser Wichtel erobert Warth

Heimat / 26.01.2024 • 13:00 Uhr
 Ernst Schöller schuf in Warth einen rund sieben Meter hohen Eiswichtel.<span class="copyright"> STP/6</span>
 Ernst Schöller schuf in Warth einen rund sieben Meter hohen Eiswichtel. STP/6

Der Lechtaler Holzschnitzer Ernst Schnöller, alias„Schnully“, schuf in Warth ein vergängliches Kunstwerk aus Eis.

Warth Für unzählige Urlauber ist es ein willkommenes Fotomotiv geworden, das sie gerne die Daheimgebliebenen posten: der Walser Wichtel, ein riesiger Schneemann, der am Dorfplatz einen prominenten Standort erobert hat. Er thront an einer schattigen Stelle, denn das eisige Kunstwerk ist vergänglich und scheut naturgemäß die Sonne.

Nach getaner Arbeit stellte sich Ernst Schöller zum Fotoshooting auf die Schulter seines Walser Wichtels.
Nach getaner Arbeit stellte sich Ernst Schöller zum Fotoshooting auf die Schulter seines Walser Wichtels.

Das Meisterwerk wurde von Ernst Schnöller alias „Schnully“ geschaffen, der mit einem Helfer rund 100 Arbeitsstunden investierte, um den Walser Wichtel aus einem riesigen vereisten Kunstschneequader zu „schnitzen“ – mit Schneefräse und Motorsäge.

Schon das zweite Projekt

Schnöller, ein 50-Jähriger aus dem Holzschnitzermekka Elbigenalp, hatte in Warth schon einmal seine Kreativität unter Beweis gestellt: 2019 schnitzte er ein riesiges Schneesofa, das er vor dem Tirolerhof aus einem gewaltigen Schneeberg herausarbeitete. Damals brachte überreichlicher Schneefall den Tirolerhofwirt in Bedrängnis: „Wohin mit dem vielen Schnee?“ Daraufhin entschied er sich, etwas daraus zu machen, und sein Freund Schnöller verwandelte den Schneeberg in ein Kunstwerk – rund drei mal fünf Meter groß wurde das coole Sofa.

Rund sieben Meter hoch ist das eisige Kunstwerk auf dem Warther Dorfplatz.
Rund sieben Meter hoch ist das eisige Kunstwerk auf dem Warther Dorfplatz.

Eine einfache Übung

Das aktuelle Werk übertrifft das frühere. „Schnully“ hat sich mit dem Wichtel selbst übertroffen und eindrucksvoll bewiesen, dass er sein Handwerk meistert. Ein künstlerisches Handwerk, das ihm quasi in die Wiege gelegt wurde. Als Zehnjähriger machte er in der väterlichen Schnitzwerkstatt erstmals intensiv Bekanntschaft mit der Schnitzkunst; von 1988 bis 1992 absolvierte er die Bildhauerschule Elbigenalp. Sein Wissen gab er lange Zeit weiter, heute sind Unterricht und Workshops seltener, da er mit Aufträgen reichlich ausgelastet ist. Schnöller ist vielseitig: Er arbeitet nicht nur mit Holz und Stein, sondern auch mit Schnee, Eis, Metall, Styropor und Beton.

Auch Leni ließ sich für ein Erinnerungsfoto mit der Eisskulptur ablichten.
Auch Leni ließ sich für ein Erinnerungsfoto mit der Eisskulptur ablichten.

Seine Fähigkeiten und Kreativität werden auch am Dachstein-Gletscher geschätzt, wo er in den Eispalästen mit Kollegen faszinierende Eisskulpturen schafft.
Zudem wurde er wiederholt nach Ischgl eingeladen, um am dortigen Wettbewerb teilzunehmen, der in Fachkreisen als inoffizielle Weltmeisterschaft gilt. Bei diesem Event reichen die Teilnehmer Entwürfe zu einem jährlich wechselnden Thema ein. Eine Jury wählt die vielversprechendsten Entwürfe aus und lädt die Künstler ein, ihre Ideen umzusetzen. Innerhalb von fünf Tagen müssen die Zweierteams ihr Werk fertigstellen, bevor die Jury die Sieger kürt.

Immer wieder posieren Urlauber vor dem Wichtel und posten das Bild den Daheimgebliebenen.
Immer wieder posieren Urlauber vor dem Wichtel und posten das Bild den Daheimgebliebenen.

100 Kubikmeter für den Wichtel

In Warth folgte Schnöller einem ähnlichen Prozess – sechs Tage arbeitete er mit einem Helfer daran, eine Schalung für einen etwa sieben Meter hohen Block aus rund 100 Kubikmeter Schnee zu erstellen. Aus diesem Rohling wurde dann der Wichtel „herausgeschnitzt“, wie der Künstler im Gespräch mit der VN-Heimat erklärte. Das Kunstwerk ist so beliebt, dass Überlegungen im Raum stehen, im kommenden Winter auch bei der Steffisalp-Bahn ein ähnliches zu erstellen. STP