Wie ein historisches Haus neu erstrahlt

Heimat / 16.02.2024 • 10:50 Uhr
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Im vergangenen Sommer zeigte sich das Haus im Babenwohlweg 9 noch unscheinbar und unberührt. MEC (9)

Zeitreise im Babenwohlweg 9: Die faszinierende Geschichte und Restaurierung eines einzigartigen Hauses in Bregenz.

Bregenz Fast hätte man es übersehen können: Noch im letzten Sommer präsentierte sich das Haus im Babenwohlweg 9 als unscheinbar und unberührt. Jetzt sind in unmittelbarer Nähe des Landeskrankenhauses emsige Handwerker mit Renovierungsarbeiten beschäftigt.

Das Haus im Babenwohlweg, einst unscheinbar, jetzt eine Baustelle mit Geschichte.
Das Haus im Babenwohlweg, einst unscheinbar, jetzt eine Baustelle mit Geschichte.

Geschichtsträchtige Mauern

Das Haus, dessen Geschichte bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückreicht, erweist sich durch seine Besonderheiten als einzigartiger Schatz des Denkmalschutzes. Schon auf einer Karte der Stadt Bregenz von 1776 ist das Gebäude verzeichnet.

Das Haus im Babenwohlweg unter dem blauen Himmel.
Das Haus im Babenwohlweg unter dem blauen Himmel.

Neben dem Gebäude befand sich, zumindest laut Luftaufnahmen von 1930 im Vorarlberg Atlas (VOGIS), ein Stallgebäude bis mutmaßlich nach dem Zweiten Weltkrieg, welches dann abgebrochen wurde. Diese Information stammt aus der Baugeschichtsforschung von Raimund Rhomberg.

Die Rückseite des Hauses, wo einst ein Stall an die Vergangenheit erinnerte.
Die Rückseite des Hauses, wo einst ein Stall an die Vergangenheit erinnerte.

Die Besonderheit dieses Hauses liegt jedoch in seinem abweichenden Grundriss im Vergleich zu den traditionellen Vorarlberger Bauernhäusern: Stube und Kammer sind hier exakt gleich groß, was eine Rarität darstellt – ein solcher Fall wurde bei den bisher erforschten Häusern bislang nicht verzeichnet.

Der Dachboden mit Stuhlkonstruktion, stummes Zeugnis der Baukunst des 17. Jahrhunderts.
Der Dachboden mit Stuhlkonstruktion, stummes Zeugnis der Baukunst des 17. Jahrhunderts.

Einzigartige Bauweise

Eine eigenartige Erschließung über ein Stiegenhaus und die Tatsache, dass das Haus hauptsächlich im ersten Obergeschoss bewohnbar war, verleihen ihm eine ungewöhnliche Struktur. Die Räume unter den Stuben waren ursprünglich wahrscheinlich nicht beheizt und dienten möglicherweise nur Lagerzwecken.

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Auch der Keller ist nicht über zwei getrennte Abgänge erreichbar, was eine Mehrparteiennutzung einschränkt. Der Keller war ursprünglich direkt von der Straße aus zugänglich. Dieser Zugang wurde jedoch im 19. Jahrhundert, vermutlich auch aus verkehrstechnischen Gründen, verschlossen.

Historische Wandtäfelungen und Türen erzählen von vergangener Detailverliebtheit.
Historische Wandtäfelungen und Türen erzählen von vergangener Detailverliebtheit.

Historische Innenräume

Im ersten Obergeschoss offenbart sich eine Flurküche, die heutzutage vermutlich ähnlichen Zwecken dient. Der Dachboden, mit einer Stuhlkonstruktion aus dem 17. Jahrhundert, zeigt keine Schmauchspuren eines Hausbrandes, deutet jedoch auf eine einstige Kaminhaube hin. Die doppelflügelige Eingangstür aus dem frühen 17. Jahrhundert mit einer Lampennische an der Wand bezeugt die Funktionalität und den Stil dieser Zeit.

Die einzigartige Felderdecke der alten Stube, Zeuge handwerklicher Kunst.
Die einzigartige Felderdecke der alten Stube, Zeuge handwerklicher Kunst.

Im ersten Stockwerk fallen zwei bemerkenswerte Decken auf: Die nördliche Stube beherbergt eine originale Bohlen-Balkendecke aus dem frühen 17. Jahrhundert, die stilistisch jedoch eher dem 15./16. Jahrhundert zugeordnet werden könnte. Die südliche Stube zeigt eine Felderdecke, die etwa hundert Jahre später eingebaut wurde und ein Wappen des Besitzers in der Deckentäfelung verbergen könnte. Die schlichte Wandtäfelung aus dem 17. Jahrhundert und drei Türen zeugen von einer Zeit, in der Handwerkskunst und Detailreichtum hochgeschätzt wurden.

Ein Blick in die Vergangenheit: Die originale Bohlen-Balkendecke der nördlichen Stube.
Ein Blick in die Vergangenheit: Die originale Bohlen-Balkendecke der nördlichen Stube.

Bewahrung für die Zukunft

Der Anbau an der Nordostseite datiert aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während Umbauten im 19. Jahrhundert die Innenausstattung prägten. Der Kachelofen stammt wohl aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts, ruht aber auf einer Grundplatte mit Füßen aus der Biedermeierzeit. Die Erhaltung dieses historischen Gebäudes ist von essenzieller Bedeutung, um kommenden Generationen dieses einzigartige Stück Zeitgeschichte zu bewahren. MEC