Historische Schätze im neuen Glanz: Die Restaurierung der St.-Gallus-Fresken

Mara Emprechtinger und ihr Team haben die Deckengemälde in der Kirche St. Gallus restauriert und ihre ursprüngliche Pracht wiederhergestellt.
Bregenz In ihrem 286-jährigen Bestehen haben die 14 Fresken in der Bregenzer Stadtpfarrkirche St. Gallus einiges von ihrem einstigen Glanz eingebüßt. Dipl.-Restauratorin Mara Emprechtinger und ihr Team haben die teilweise stark beschädigten Deckengemälde wieder in alter Pracht erstrahlen lassen.

Renovierung barg Überraschungen
Die Renovierung der Stadtpfarrkirche birgt einige Überraschungen. Es wurden Gräber mit verzierten Grabplatten entdeckt, und im Bereich des Chors kam ein Alemannengrab mit einem Schwert als Grabbeigabe zum Vorschein. Auch eine begehbare Gruft, die Platz für 36 Priestergräber bot, wurde wiederentdeckt.

Die jüngsten archäologischen Untersuchungen im Zuge der Kirchenrenovierung offenbarten, dass im Hochmittelalter, zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung der Pfarrkirche um 1097, eine massive Steinkirche mit Rechteckchor existierte. Diese wurde in einer zweiten romanischen Bauphase zu einer dreischiffigen Basilika erweitert, wo einst eine kleinere Kopie der damaligen Klosterkirche der Mehrerau stand.

Fresken in bedenklichem Zustand
Im Jahr 1738 beauftragte der Patronatsherr des damaligen Benediktinerklosters Mehrerau (heute Territorialabtei Wettingen-Mehrerau) Joseph Ignaz Wegscheider aus Riedlingen, Langhaus und Chor der Stadtpfarrkirche St. Gallus auszumalen. Wegscheider, der sowohl begnadeter Freskenmaler als auch ein Könner seines Fachs war und zwischen 1744 und 1752 zweimal zum Schultheiß seiner Heimatstadt gewählt wurde, schuf vier große und acht kleinere Wandbilder, die den Heiligen Geist, die Evangelisten sowie die Himmelfahrten Christi und Mariens darstellen.

Diese Kunstwerke haben im Laufe der Jahrhunderte erheblich gelitten – Ruß, Verschmutzungen, Übermalungen, Risse und Schimmelbildung waren besorgniserregende Schäden. Es bestand sogar die Gefahr, dass Teile der Fresken abfallen könnten. Unter der Projektleitung von Prof. Claudio Bizzarri nahm sich ein fünfköpfiges Team um Dipl.-Restauratorin Mara Emprechtinger der Herausforderung an, die Fresken in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Gemälde sind meine Patienten
Mara Emprechtinger, die ihr Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden mit Schwerpunkt auf Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut, Wandmalerei sowie Architekturfarbigkeit abschloss, betrachtet die ihr anvertrauten Gemälde als Patienten. Ähnlich wie ein Arzt eine Diagnose stellen muss, um die richtige Behandlung einzuleiten, wurden auch die Fresken gründlich untersucht, um anschließend geeignete Maßnahmen zur Restaurierung zu ergreifen.

Das höchste der Gefühle
Nach ersten Untersuchungen erfolgte eine exemplarische Proberestaurierung. Die Gemälde wurden von Verschmutzungen, Staub, Ruß und Schimmel befreit, Übermalungen zurückgedrängt und mit kleinen Tupfern retuschiert. Das Team setzte dabei auf traditionelle Materialien wie Kalk, Sand, Mörtel und wasserlösliche Farben. Mara Emprechtinger betont: „Die Freskotechnik, bei der der Künstler direkt in den feuchten Putz arbeitet, stellt die Krönung dar. Wegscheider war ein Meister dieser Technik, der mit wenigen, aber präzisen Pinselstrichen außergewöhnliche Ergebnisse erzielte. Sein unverkennbarer Stil war uns bei der Restaurierung besonders wichtig, um diese bedeutsamen Werke zu erhalten, zu konservieren und die Originalität der Meisterwerke wieder sichtbar zu machen.“ HAPF
