Krieg, Kometen und das Schicksal Dresdens: Grünbeins neuester Roman

Die Buchpräsentation von „Der Komet“ durch das F.M. Felder-Archiv unter Leitung von Jürgen Thaler beleuchtet Durs Grünbeins neuen Roman.
Bregenz Vor Kurzem gelang dem F.M. Felder-Archiv unter der Leitung von Jürgen Thaler erneut eine fesselnde und zugleich hochaktuelle Buchpräsentation: „Der Komet“ von Durs Grünbein.

Der Autor, der seit Jahren in Berlin und Rom zu Hause ist, kehrt in seinen Gedichten, Essays und Prosawerken immer wieder zu seinen Wurzeln in Dresden zurück – dem Ort seiner Geburt im Jahr 1962. Sein neuester, autofiktionaler Roman entführt ebenfalls nach Dresden und webt die Geschichte seiner Großmutter in den Kontext der Zeitgeschichte ein, erlebt durch die Augen derer, die selbst keine Geschichte schreiben. Der Erzählstrang führt durch die Tragödien und späten Einsichten einer Frau aus dem Volk.
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Das bewegte Leben der Dora W.
Im Zentrum des Romans steht das bewegte Leben von Dora W., die aus Schlesien nach Dresden übersiedelt. Bereits mit sechzehn Jahren wird sie Mutter und erlebt mit fünfundzwanzig die Zerstörung Dresdens im Feuersturm des Februars 1945. Ihre Reise beginnt als Ziegenhüterin auf dem Land, gefolgt von Tätigkeiten als Ladenmädchen und Gärtnereigehilfin in einer niederschlesischen Kleinstadt, bevor sie in dem Schlachtergesellen Oskar ihre große Liebe findet.

Gemeinsam ziehen sie nach Dresden, um eine Familie zu gründen – eine Entscheidung, die kurze, glückliche Jahre verspricht, doch bald wird diese Idylle vom Krieg und dem Untergang Dresdens überschattet, eingebettet in eine von Großmachtstreben und Rassenwahn durchdrungene Gesellschaft.

Symbolik und Zeitgeschichte
Das Werk hinterfragt, was die Diktatur aus den Menschen macht, die ihren Anforderungen nicht gewachsen sind und sich mühsam durchs Leben schlagen. Die Erscheinung des Halleyschen Kometen im Jahre 1910, welcher Weltuntergangsphantasien beflügelte, erhält eine symbolische Bedeutung für die Vernichtung Dresdens. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und in Nahost zeigt sich das Buch als eindrucksvoll, vor allem durch seine Darstellung der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Das Ende der Erzählung gestaltet sich infernalisch; eine apokalyptische Schilderung der Bombennacht untermauert den Buchtitel.

Ein Publikum von Literaturkennern
Zu den interessierten Besuchern zählten namhafte Literaturkenner wie Ulrike Längle, Burkhart Häfele, Franz Paul Hammling, Ingrid Jochberger, Ingrid Nachtschatt, Gerold und Claudia Schneider sowie Martina Holstein, Sarah Gugele, Sophie Fartek, Klaus und Edith Lutz, Ingrid Fend und Franz Schwarzbauer. YAS