Egger Posthaus wird „eingekleidet“

Der Schindeler aus Mellau verpasst dem neuen Wahrzeichen der Gemeinde ein „Wälder Outfit“.
Egg Egg erhält ein neues Wahrzeichen – in Zukunft wird das Zentrum vom neuen Posthus geprägt. Ein Projekt, das kontroversielle Reaktionen hervorruft: Während einige es als zu wuchtig, zu groß kritisierten, sehen andere es als ein Paradebeispiel für bodensparendes Bauen und ziehen Parallelen zum nur einen Steinwurf vom Posthus entfernten Bienenhaus: Der Kindergarten von Egg und Andelsbuch, der lediglich einstöckig ist, löste ebenfalls Kritik aus – er versiegele unnötig viel Boden. Dies erinnert an das bekannte Sprichwort „Allen Leuten recht getan …“

Die unterschiedlichen Perspektiven
Die Befürworter der umgesetzten Version sind jedoch überzeugt, dass das Projekt nach Fertigstellung auch von den heutigen Kritikern akzeptiert werden wird. Zu den Beitragenden zählt der Mellauer Albert Hager – der Schindeler, der seit Ende Jänner gemeinsam mit seinem Sohn Christoph und den Mitarbeitern Elmar Hiller und Marko Schratter daran arbeitet, dem Posthus das für den Bregenzerwald typische Schindelkleid anzulegen. Die VN-Heimat besuchte den Wälder Handwerker auf dem Baugerüst und erfuhr, dass es wohl eines seiner letzten Projekte ist, denn der 61 Jahre alte Schindeler plant, seinen Betrieb an seinen Sohn Christoph zu übergeben.

Ein Handwerk geht weiter
„Das Posthus markiert einen Teil der schrittweisen Übergabe an die nächste Generation“, äußert sich Albert erfreut über die geregelte Betriebsnachfolge, denn das Schindelerhandwerk ist ihm ein Herzensanliegen. „Schindeln sind im Bregenzerwald ein Symbol, zeitlos und verkörpern Tradition und Identität“, meint Hager. Für ihn repräsentiert es auch ein Bekenntnis zum regionalen Baustoff Holz.

Noch für etwa zwei Wochen wird Hager am Posthus tätig sein, dann sind rund 175.000 Schindeln auf etwa 1400 m² Fassade und fast 500 Laufmeter an Ecken und Fensterumrahmungen verarbeitet. Er fertigte sie eigenhändig an, aus Fichtenholz aus dem Laternsertal, betont Hager stolz.
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Bauherausforderungen und Abschluss
Während Hager seine Arbeit verrichtete, konnte Bauleiter Jodok Felder gelassen bleiben – seine Arbeit war weitgehend erledigt. „Es war keine leichte Übung; das Projekt stellte eine Herausforderung dar“, reflektiert er im Gespräch mit der VN-Heimat.

Zwei Herausforderungen mussten bewältigt werden: Zum einen war der Baugrund komplex zu stabilisieren. Bohrungen mit 60 bzw. 80 cm Durchmesser waren nötig, um Piloten bis zu 20 Meter tief zu setzen, und zudem mussten unzählige Leitungen verlegt werden. „Das vormals hier stehende und später abgerissene Postgebäude diente auch als Verteilerzentrum für Telefon und Internet – hier befanden sich zahlreiche Kabel, erläutert Felder. So viele, dass sogar überlegt wurde, das Verteilerzentrum komplett in das neue Postobjekt unterhalb der Kirche zu verlegen. Diese Idee wurde jedoch verworfen, und wir mussten die Leitungen in den Neubau integrieren“, fügt Felder hinzu.

Die Posttradition bleibt somit – wenn auch unsichtbar – im neuen Posthus bewahrt. An die frühere Nutzung des Objekts an diesem Standort wird künftig nur noch der Name Posthus erinnern, während das Gebäude für Gastronomie, kommunale und regionale Infrastruktur, Büros sowie Wohnungen genutzt wird. Ein langwieriger Prozess ging dem Bau voraus: Bereits 2007 wurde ein Wettbewerb ausgetragen, dessen Siegerprojekt jedoch nicht realisiert wurde. 2015 scheiterte ein zweiter Versuch, und erst der dritte, 2019 präsentierte Entwurf wird nun umgesetzt. STP