Von Andelsbuch nach Mailand

Heimat / 13.04.2024 • 08:30 Uhr
Moor&Moor in Mailand
Holzwolle, Baumwolle, Eschen- und Fichtenholz sowie Naturschwamm sind die wichtigsten Materialien für das Zero-Zero-Bett aus dem Hause Moor&Moor. STP/8

Moor&Moor präsentieren auf der Möbelmesse ihr kompostierbares Bettsystem.

Andelsbuch, Mailand Am 16. April öffnet der „Salone del Mobile“ in Mailand seine Tore, eine der weltweit führenden Möbelmessen. Die österreichische Außenwirtschaft präsentiert sich traditionell mit einer Gruppenausstellung – prominent vertreten durch renommierte Unternehmen wie Lobmeyr, Team 7 oder Wiesner-Hager. Ebenfalls in diesem Kreis: die innovativen Handwerker von Moor&Moor aus Andelsbuch, die bereits in früheren Jahren ihre kreativen und zukunftsweisenden Ideen in Mailand präsentierten.

Moor&Moor in Mailand
Für die Einreichung wurde das “Himmelbett” in die Wälder Landschaft gestellt.

Die nächste Generation tritt an

Die Brüder Johannes, Andreas und Richard, die jeweils eigene Betriebe leiten, gründeten vor rund 20 Jahren die Kooperative „Moor&Moor“ für spezielle Projekte. Neu im Team ist Anna Maria Mohr, Johannes’ Tochter, die kürzlich zwei Meisterprüfungen – als Polsterer, Tapezierer und Dekorateur sowie in der Sattlerei – erfolgreich bestand.

Moor&Moor in Mailand
Das Bettgestell aus Eschenholz wird in der Werkstatt von Richard Mohr gefertigt. Ohne Nägel, Schrauben oder ähnliche Hilfsmittel aus Metall.

„Anna Maria leitet das Projekt ‚Zero Zero‘, ein Bettsystem aus vollständig biologisch abbaubaren Materialien“, berichtet ihr stolzer Vater bei einem Besuch im Betrieb in Andelsbuch. Johannes fügt hinzu: „Schon mein Großvater Hans Hiller stellte Betten und Matratzen her. Mit Anna Maria setzt nun die nächste Generation die Familientradition fort.“

Moor&Moor in Mailand
Die Auswahl an Füllmaterial lässt viele Materialien offen. Anna Maria Mohr verweist auf Kriterien wie Verfügbarkeit, Transportwege usw.

Neue Zielsetzungen

Im Werkraum in Andelsbuch wird noch intensiv an der Perfektionierung des Prototyps gearbeitet, um in Mailand beeindrucken zu können. „Früher lag der Fokus auf Ästhetik, Funktionalität und Design. Heute rücken Nachhaltigkeitsaspekte in den Vordergrund“, erklärt Andreas Mohr die strategische Neuausrichtung.

Moor&Moor in Mailand
Andreas Mohr erläutert die spezielle Lattenrost-Konstruktion – auch hier keine Nägel oder Schrauben.

25 Millionen Matratzen

„Jährlich müssen in Europa etwa 25 Millionen Matratzen entsorgt werden, die einen erheblichen Kunststoffanteil aufweisen – eine Herausforderung sowohl in der Produktion als auch bei der Entsorgung“, erläutert Johannes. „Wir haben nachhaltige Alternativen zu umweltschädlichen Materialien gesucht und dabei auf bewährte Traditionen zurückgegriffen, um ein komplett pflanzliches und kompostierbares Bettsystem zu entwickeln. Der längste Zersetzungsprozess betrifft das Holz, das normalerweise zwei bis drei Jahre benötigt, um zu verrotten“, listet er auf.

Moor&Moor in Mailand
Johannes Mohr erläutert ein Bettelement – alles pflanzlich, ohne Reißverschlüsse oder Ähnliches.

nna Maria präsentiert eine Palette nachhaltiger Materialien: Von einfachem Heu über heimische Zirbenwolle bis zu Naturschwämmen und Seegras. Auch Baumwolle, Jute, Kokos und insbesondere Kapok, eine flaumige Hohlfaser aus Schoten des vor allem in Asien beheimateten Kapokbaums, kommen zum Einsatz. „Für die Auswahl sind Verfügbarkeit und Transportwege entscheidender als der Preis“, erklärt sie. Für das Bettgestell bevorzugt Moor&Moor Eschenholz, was auch dem Eschensterben entgegenwirkt, durch das aktuell größere Mengen dieser Holzart verfügbar sind. STP

Moor&Moor in Mailand
Andreas, Anna Maria und Johannes Moor bauen ihr Bett zusammen.
Moor&Moor in Mailand
Im Logo von Moor&Moor steckt auch Symbolik: Der Nachhaltigkeit werden Flügel verliehen.