Ein Abend über die Kunst des Lobens

Reinhard Haller erläuterte beim Krankenpflegeverein Lauterach seinen Bestseller.
Lauterach Mit seinem Vortrag zu seinem Bestseller „Das Wunder der Wertschätzung“ sorgte der renommierte Psychiater Reinhard Haller bei der Jahreshauptversammlung des Lauteracher Krankenpflegevereins für einen spektakulären Abschluss. Es war keine herkömmliche “Lesung”, sondern eine tiefgreifende Erläuterung des Buchinhalts.

Haller ermutigte sein aufmerksames Publikum dabei, gegen den Strom zu schwimmen und die zunehmend schwindende Tugend der Wertschätzung wiederzubeleben. „Wann haben Sie zum letzten Mal Ihre Frau gelobt?“, fragte er und unterstrich, dass echtes, von Herzen kommendes Lob der Schlüssel zu einem wertschätzenden Miteinander ist – ein Instrument gegen den gesellschaftlichen Trend zur Wertschätzungsblockade.

Zweifel anfangs vorhanden
In den Büchern von Reinhard Haller ging es vorrangig um Negatives, um Abgründe der Seele – da habe sein Verlag vorgeschlagen, einmal ein „positives“ Buch zu schreiben. Zunächst war Haller über diese Idee nicht glücklich, landete jedoch schließlich einen großen Erfolg mit „Das Wunder der Wertschätzung“, einem Leitfaden für ein besseres, wertschätzendes Zusammenleben.

Ein tiefes Bedürfnis als Einbahnstraße
Wertschätzung zu erfahren, sei ein Urbedürfnis des Menschen. Ein weinendes Kind und ein schreiender Chef würden auf unterschiedliche Weise ihren Wunsch nach Wertschätzung artikulieren. So sehr sich der Mensch nach Wertschätzung sehne, so sparsam sei er oft, wenn es darum geht, sie anderen zu gewähren, mahnte Haller. Was jeder für sich erwartet, sollte er auch anderen an Wertschätzung „antun“.

Und noch einen wichtigen Gedanken gab Haller seinem Publikum mit auf den Weg: Verweigerte Wertschätzung wird als Kränkung empfunden und kann zur Ursache für entsetzliche Verbrechen werden. Studien zu Amokläufen zeigen, dass diese häufig in lange zurückliegenden Kränkungen ihren Ursprung haben.

Mit seinem Appell, sich wieder mehr auf wertschätzenden Umgang und Lob zu besinnen, hat Haller beim Krankenpflegeverein teilweise offene Türen eingerannt. Das engagierte Team um Obmann Erwin Rinderer und Pflegedienstleiterin Sonja Kaiser praktiziert bereits in beeindruckender Weise die Wertschätzung, die Haller fordert, wie Landesobmann Wolfgang Rothmund in seinen Grußworten betonte. Anders als in manchen Kommunen kenne Lauterach keinen Leerstand von Betten wegen Personalmangels – ein aktuelles Problem in Vorarlberg, wo derzeit 160 Betten unbesetzt bleiben.

Eindrucksvoller Tätigkeitsbericht
Bürgermeister Elmar Rhomberg hob die vorbildliche Zusammenarbeit des Vereins mit dem Sozialzentrum hervor und dankte dem Team für die geleistete Arbeit: Die zehn Pflegekräfte betreuten im Berichtsjahr 2023 insgesamt 213 Pflegebedürftige, was 8.556 Hausbesuche erforderte und einer Zunahme der Patientenzahl um 58 Prozent gegenüber 2021 entspricht. STP