Im Wildpark heißt es Abschied nehmen

Heimat / 24.04.2024 • 11:56 Uhr
Luchsauswilderung Wildpark 2024
Leonie und Caroline Bauer freuten sich, dass die Wildkatzen in Zukunft ein Leben in der Wildnis führen können. VN/Linher

Die Tierpatin Leonie Bauer nahm gemeinsam mit ihrer Mama Caroline schweren Herzens Abschied von ihrem Patenluchs “Simba”.

Feldkirch Ein Abschied, der Hoffnung auf neues Leben in der Wildnis macht. Die Luchsweibchen Simba und Kiana aus dem Wildpark Feldkirch traten gestern ihre Reise nach Jabłonowo in Polen an. Dort werden sie in einem spezialisierten Reservat ausgewildert.

Mit dabei waren auch Tierpatin Leonie Bauer und ihre Mama Caroline. “Ich habe auf Facebook eine Anzeige vom Wildpark gesehen, bei der es um Tierpatenschaften ging. Das fand ich spitze und habe es meiner Tochter vorgeschlagen”, erzählte Caroline Bauer. Tochter Leonie war von der Idee sofort begeistert. Eine Patenschaft unterstützt den Wildpark maßgebend bei den Pflege- und Erhaltungskosten des jeweiligen Tieres.

Luchsauswilderung Wildpark 2024
Tierpflegerin Birgit Wedl (l.), Klaus Wampl, Łukasz Strejk, Betriebsleiter Christian Ammann, Projektleiterin Aleksandra Smaga, Marcin Grzegorzek und Tierpatin Leonie Bauer (v.l.) mit Mama Caroline (v.r.).

“Viele haben mir gesagt, dass ich einen Vogel habe”, lachte Caroline Bauer auf Nachfrage nach dem Preis der Patenschaft. Stolze 2000 Euro kostet diese nämlich. “Natürlich ist das sehr viel Geld, aber so was macht man auch nur einmal im Leben. Es ist ein schönes Erlebnis und man unterstützt damit eine wichtige Sache”, freute sich die Feldkircherin. Tochter Leonie durfte “ihrem” Luchs auch einen Namen geben. Zu diesem Zeitpunkt ging man noch davon aus, dass es sich um ein Männchen handelt und so wählte sie den Namen “Simba”. Später stellte sich heraus, dass die junge Wildkatze weiblich ist. Der Name Simba blieb der Luchsdame natürlich dennoch erhalten. Das Mutter-Tochter Gespann wurde auch zu Tierarztbesuchen und Fütterungen eingeladen und durfte selbst mit anpacken. “Wir konnten Fotos machen und hatten die Möglichkeit ein paar Tiere im Park auf den Arm nehmen”, erzählte Leonie Bauer begeistert.

Luchsauswilderung Wildpark 2024
Die Wildkatzen wurden von einem Mitarbeiter des polnischen Nationalparks mittels Gewehr und Betäubungspfeil narkotisiert und anschließend aus ihrem Gehege geholt.

Im Beisein von Fachpersonal der Westpommerschen Naturgesellschaft (Zachodniopomorskie Towarzystwo Przyrodnicze, kurz ZTP), welche bereits erfolgreich an der Wiederansiedlung von Luchsen in der polnischen Region arbeitet, wurden die notwendigen medizinischen Untersuchungen und Impfungen durchgeführt.

Luchsauswilderung Wildpark 2024
Tierärztin Lena Grabher untersuchte die Tiere und verabreichte ihnen die nötigen Impfstoffe.

“Ich habe die Identität der Tiere durch das Ablesen der Chips kontrolliert und die Transportpapiere vorbereitet. Lena Grabher von der Tierklinik Schwarzmann hat sich unter anderem um die Impfungen und weitere Untersuchungen gekümmert. Die Tiere bekamen nun die zweite Teilimpfung der Grundimmunisierung gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche”, erklärte Amtstierärztin Susanne Rath.

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Die Tierärztinnen Susanne Rath und Lena Grabher kontrollierten den Gesundheitszustand und die Identität der Wildkatzen.

Der lange Weg in die Freiheit

Mittlerweile sind die zwei Tiere gut in Polen angekommen. Die Reise dorthin war lang – etwa 1000 Kilometer – und wurde in speziell angefertigten Holztransportboxen durchgeführt. Nun werden die Luchse nach einer erforderlichen Quarantänezeit in einem großen Gehege auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. “Sie müssen lernen zu jagen und sich vor Menschen in Acht zu nehmen”, erklärte die polnische Projektleiterin Aleksandra Smaga.

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Marcin Grzegorzek, Projektleiterin Aleksandra Smaga und Łukasz Strejk kümmern sich schon seit mehreren Jahren erfolgreich um die Wiederansiedlung von Luchsen im nördlichen Zentralpolen.

Die Wiederansiedlungsanstrengungen sind Teil eines EU-geförderten Projekts, das auch nach der Freilassung die Luchse überwacht. Die ersten Wochen sind entscheidend für die erfolgreiche Anpassung der Tiere an ihre neue Umgebung, wobei GPS-Daten zur Überwachung ihrer Aktivitäten und Jagderfolge genutzt werden.

Luchsauswilderung Wildpark 2024
Birgit Wedl kennt die beiden fast einjährigen Luchsweibchen seit ihrer Geburt.

Auch für Birgit Wedl ist der Abschied kein Leichter. “Wir waren vor einigen Jahren in Polen und haben uns das Projekt vor Ort angeschaut. Die Beteiligten machen wirklich eine tolle Arbeit. Das und die Tatsache, dass die zwei Tiere zukünftig ein Leben in Freiheit genießen können erleichtert mir den Abschied”, reflektierte die Tierpflegerin. mit Mit Simba und Kiana sind nun insgesamt sieben Luchse aus Feldkirch ausgewildert worden. Den Start machte “Mira” im Jahr 2019. Sie blieb jedoch nicht in Polen, sondern fand ihr Revier schlussendlich im deutschen Thüringer Wald. Dort lebt sie bis heute in freier Wildbahn.

Luchsauswilderung Wildpark 2024
Vom Zeitpunkt der Injektion bis zum Zeitpunkt der vollen Betäubung vergingen etwa 15 Minuten.
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Birgit Wedl erklärte, dass eine langsame Betäubung schonender für die Tiere ist.
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Die zwei Luchsweibchen bekamen von Tierärztin Lena Grabher auch Augentropfen.
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Kurz vor der Abreise durchliefen die zwei Wildkatzen auch einer Gewichtskontrolle.
Luchsauswilderung Wildpark 2024
Anschließend durften sie ihre Transportboxen beziehen…
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…und wurden sicher in das Transportfahrzeug verlagert.
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Nach etwa einer Stunde ließ die Betäubung nach und die Tiere konnten ihre Transportboxen inspizieren.
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“Der Wildpark leistet das ganze Jahr über eine tolle Arbeit. Ich freue mich, dass ich hier dabei sein konnte”, freute sich Klaus Wampl aus Lustenau.