Geschichtsträchtige Vortragsreihe beleuchtet das Vereinswesen und die Ära der Extreme

In Bludenz dreht sich alles um die bewegte Vergangenheit der Stadt.
Bludenz Das heurige Jahr steht in Bludenz ganz im Zeichen der Geschichte der Stadt. Mit zwei weiteren Vorträgen startete kürzlich in der Remise die Herbst-Vortragsreihe im Rahmen von „Bludenz 2024“.
Zunächst gab Otto Schwald einen Überblick über das Vereinswesen in Bludenz. Dieses nahm nach der Veröffentlichung des Staatsgrundgesetzes 1867 so richtig Fahrt auf, weil es ab damals nicht mehr nötig war, beim Landesherren die Bewilligung zu einer Vereinsgründung einzuholen. Das führte bis zur Jahrhundertwende zu einer Flut von Neugründungen. Verlief der Übergang von der Monarchie zur Republik für die Vereine noch unproblematisch, gab es in den Zeiten von Austrofaschismus und Nationalsozialismus erhebliche Einschränkungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Vereine neu gegründet, und so hat Bludenz heute über 160 Vereine. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen kämpfen allerdings einige mit Nachwuchsproblemen, und so ist das Vereinswesen in der Zukunft vor große Herausforderungen gestellt.

Im zweiten Vortrag referierte Franz Valandro über „Bludenz im Zeitalter der Extreme“. Er gab dabei einen Überblick über die turbulente erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Den letzten Jahren der Monarchie und deren Untergang nach dem Ersten Weltkrieg folgten unruhige 1920er Jahre, in denen auch in Bludenz die Gräben zwischen den verschiedenen Weltanschauungen offensichtlich wurden. Nach Unterdrückung sozialdemokratischen Gedankenguts im Ständestaat folgte der komplette Umbruch mit dem Anschluss an Hilter-Deutschland, der damals in Bludenz zu 99 Prozent befürwortet wurde. Der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung wurde durch den Krieg aber vielfach jäh gebremst, und es regte sich zunehmend Widerstand, der brutal niedergeschlagen wurde, was wenige Tage vor Kriegsende die Ermordung des Widerstandskämpfers Alois Jeller belegt. OS
Weitere Termine in der Remise Bludenz: Montag, 4. November, 19 Uhr: Kommen – Gehen – Bleiben. Bludenz im Spiegel der Migrationsgeschichte (Christof Thöny)
Montag, 18. November, 19 Uhr: Eine kurzgefasste Geschichte der Stadt (Buchpräsentation von Manfred Tschaikner).