„Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu“

Heimat / 04.11.2024 • 16:22 Uhr
Totentanz, Allerheiligenfest
In Feldkirch traf Halloween auf Allerheiligen. VN/Linher, JKV

Unter diesem Motto wurden in Feldkirch das Leben und der Tod gefeiert.

Feldkirch Kürbislampen flackerten geheimnisvoll in den engen Gassen, während ausgelassenes Lachen und der Klang von Musik die alten Mauern der Montfortstadt erfüllten. Am vergangenen Wochenende verwandelte sich die Feldkircher Innenstadt, umrahmt von der mittelalterlichen Architektur, in eine schaurig-schöne Bühne für die Nacht der Nächte. Wer brauchte schon Spukgeschichten, wenn die Halloweenpartys in der Altstadt jede Ecke mit echtem Grusel beleben?

Totentanz, Allerheiligenfest
Maskierte und Unmaskierte feierten gemeinsam das Leben und den Tod.

Doch nicht jeder ist von den durch amerikanische Bräuche beeinflussten Partys angetan. Um auch diesen Menschen eine Plattform zu geben und lokale Traditionen nicht zu kurz kommen zu lassen, schlossen sich vier Bars mit der Jungen Kirche Vorarlberg für eine besondere Feier zusammen: den Totentanz. Dieses experimentelle Allerheiligenfest bot jungen Menschen die Gelegenheit, Leben und Tod zu würdigen.

Totentanz, Allerheiligenfest
Bei lockerer Atmosphäre kamen die Teilnehmer zu tiefsinnigen Gesprächen.

Allerheiligen mal anders

„Der Totentanz war eine Ergänzung zu den Bräuchen von Allerheiligen, bei denen man für gewöhnlich auf dem Friedhof von Grab zu Grab pilgert“, erklärt Corinna Peter von der Jungen Kirche Vorarlberg und fügt hinzu: „Ob man nun ein Halloween-Enthusiast ist oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Jeder war willkommen.“

Singlegottesdienst der Jungen Kirche Vorarlberg, Feldkirch
Corinna Peter von der Jungen Kirche organisierte den Totentanz gemeinsam mit ihren Kollegen und den Gastronomiebetrieben.

Die Veranstaltung begann um 19 Uhr mit Livemusik im „Dogana“. Gemeinsam zogen die Teilnehmer von Bar zu Bar, bis die Tour im „Bunt“ ihren Ausklang fand. Im Zentrum standen dabei die großen existenziellen Fragen des Lebens und Sterbens. „Unser Ziel war es, jungen Menschen einen Raum zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen und sich auf das Thema einlassen können“, meint Corinna Peter. Unterstützt wurde das Projekt von „Denk dich Neu“, einer Initiative der Katholischen Kirche Österreich.

Totentanz, Allerheiligenfest
Matias Collantes sorgte mit seiner Gitarre für die musikalische Untermalung.

Von Wunschpost und Kerzenschein

Jede Bar hatte ihre eigene Atmosphäre und bot besondere Aktivitäten. Im „Dogana“ konnten die Teilnehmer ihre Sorgen auf Zettel schreiben und in einer Feuerschale verbrennen. Im „Café Feuerstein“ wurde gemeinsam mit einem Gläschen Sekt auf das Leben angestoßen.

Totentanz, Allerheiligenfest
Vor der Johanniterkirche schimmerte der Kerzenschein.

„Tür Eins“ lockte mit einer Freiluftbar vor der Johanniterkirche und der Möglichkeit, Kerzen für verstorbene Angehörige zu entzünden. Im „Bunt“ konnten die Gäste Postkarten mit persönlichen Wünschen für sich oder ihre Liebsten verfassen, bevor der Abend in eine ausgelassene Party überging.

Totentanz, Allerheiligenfest
Viele Teilnehmer schrieben ihre Sorgen auf Zettel nieder.

Verbrannte Sorgen und Musik

Das experimentelle Allerheiligenfest lockte zahlreiche Besucher an. Über 100 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen an dieser besonderen Nacht teil. Viele schrieben ihre Sorgen auf und verbrannten sie, entzündeten Kerzen und stießen auf das Leben an. Matias Collantes, der Musiker des Abends, zog mit seiner Gitarre durch die Gassen und spielte ein Ständchen nach dem anderen, um der Veranstaltung eine besondere Atmosphäre zu verleihen.

Totentanz, Allerheiligenfest
Die “Sorgenzettel” konnten vor dem “Dogana” in der Feuerschale verbrannt werden.

Tiefe Themen mit feierlichem Ausklang

Der Totentanz war nicht nur ein Ort des Feierns, sondern auch des Gedenkens. Er erinnerte daran, dass Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden sind, und bot jungen Menschen in einer gemeinschaftlichen und unterstützenden Umgebung die Möglichkeit, über diese tiefen Themen nachzudenken. „Es war wirklich für jeden etwas dabei. Von der entspannten Stimmung bei der Johanniterkirche bis zum feierlichen Ausklang im ‚Bunt‘“, meint Corinna Peter abschließend.

Totentanz, Allerheiligenfest
Im “Bunt” werkelten die Besucher an ihren Postkarten…
Totentanz, Allerheiligenfest
…und im Anschluss wurde noch ausgiebig gefeiert.
Totentanz, Allerheiligenfest
Totentanz, Allerheiligenfest
Totentanz, Allerheiligenfest
Totentanz, Allerheiligenfest
Totentanz, Allerheiligenfest