100 Jahre Mariendom Linz: Das Erbe von Bischof Franz Joseph Rudigier

In der Pfarrkirche Gaschurn wurde des 140. Todestages von Bischof Rudigier aus Partenen gedacht.
GASCHURN 20.000 Menschen fasst der Linzer Mariendom, die größte Kirche Österreichs. Vor 100 Jahren wurde das Sakralbauwerk fertiggestellt. Den Auftrag für dessen Erbauung gab Bischof Franz Joseph Rudigier aus Partenen. Er hatte 1855 beschlossen, den neuen Linzer Dom zu errichten. Heuer jährt sich sein Todestag zum 140. Mal.
In einer konzertanten Feierstunde blickten Pfarrer Lukas Bonner, die Konzertvereinigung Musica Sacra und Christoph Walser, der kulturwissenschaftliche Bereichsleiter des Standes Montafon vor Kurzem auf ihn in Musik und Wort zurück. „Das musikalische Programm des Abends umfasste Kompositionen, die zu Lebzeiten von Bischof Rudigier musiziert wurden bzw. zeitlich in enger Verbindung mit ihm stehen und zur damaligen Zeit in großen Kirchen, wie etwa dem Linzer Dom, modern waren. So erklangen u. a. Werke von Ferdinand Schubert und Anton Bruckner“, teilte David Burgstaller mit. Er ist der Obmann der 2019 ins Leben gerufenen Konzertvereinigung Musica Sacra, die bei der Gedenkfeier mit ihrer hohen musikalischen Qualität zu begeistern vermochte.

Strebsam und intelligent
Geboren worden sei Franz Joseph Rudigier, wie Christoph Walser erzählte, am Palmsonntag des Jahres 1811 als achtes und letztes Kind des Johann Christian und der Maria Josepha Rudigier. Wie so viele habe die Familie eine kleine Landwirtschaft unterhalten. Sein Vater habe für ein Zusatzeinkommen gesorgt. Im Sommer habe die Familie auf der Alpe Vallüla gewirtschaftet. Franz Joseph Rudigier dürfe als strebsam, sehr intelligent und zielgerichtet charakterisiert werden. In seinen Jugendjahren sei er von seinem 14 Jahre älteren Bruder, dem Priester Johann Joseph Rudigier, durchaus streng erzogen worden. “Entgegen den aufkommenden Strömungen und Gedanken des Liberalismus stets ein konservativ-katholisches Weltbild wahrend. Wohl nicht zuletzt wurde er deshalb unter anderem 1869 als willenloser Römling abgestempelt, so nachzulesen in der damaligen Linzer Tagespost”, informierte der kulturwissenschaftliche Bereichsleiter.
Franz Joseph Rudigier sei auch äußerst streitbar gewesen und habe vor dem schwindenden Einfluss der Kirche im Bildungswesen und vor einer Einführung der Zivilehe gewarnt. Er sei ein Kämpfer für die Rechte und den politisch-sozialen Einfluss der katholischen Kirche gewesen – beharrlich und durchaus stur, mit dem Ruf eines Bekennerbischofs in einer Zeit massiver gesellschaftlicher und politischer Umbrüche. Ein “Monolith in der Brandung”, wie es Michael Fliri, der Leiter des Diözesanarchivs Feldkirch einmal formuliert habe.
Gaschurn unterstützt
Für das Montafon sei der Diener Gottes, der nur den geringeren Teil seines Lebens im Tal verbracht habe, nicht allein aufgrund seiner hiesigen Herkunft von Bedeutung. Er habe etwa den Bau der neuen Gaschurner Kirche unterstützt und selbige 1869 auch eingeweiht. In seiner Zeit als Bischof von Linz soll er deutliche Spuren in der Diözese hinterlassen haben. Franz Joseph Rudigier fungiere nach wie vor als große Identifikationsfigur. Mit dem Mariendom habe er sich das größte Denkmal gesetzt. Bereits 1892, acht Jahre nach seinem Tod, sei ein Seligsprechungsprozess eingeleitet worden, dessen Verfahren jedoch noch nicht beendet werden konnte. SCO