“Häusliche Gewalt darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben” – Wie Bilderrahmen ein Zeichen setzen

Heimat / 26.11.2024 • 17:23 Uhr
"Häusliche Gewalt darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben" - Wie Bilderrahmen ein Zeichen setzen
In Feldkirch setzen Bilderrahmen ein klares Zeichen. Stadt Feldkirch

Jede dritte Frau in Österreich erlebt laut Statistik Austria ab dem Alter von 15 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt.

Feldkirch Diese erschreckenden Zahlen sind jedoch nur ein blasser Spiegel einer viel düstereren Realität, die oft hinter verschlossenen Türen verborgen bleibt. Häusliche Räume, die Sicherheit und Schutz bieten sollten, verwandeln sich zu oft in Schauplätze der Furcht und Unterdrückung. Diese Epidemie der Gewalt zerreißt das Gewebe unserer Gesellschaft und hinterlässt Narben, die weit über die unmittelbaren Opfer hinausreichen.

Bilderrahmen weben, StoP
Nikola Furtenbach ist die Leiterin von “Stadt(teile) ohne Partnergewalt” in Vorarlberg. VN/Linher

Partnergewalt stoppen

Um dieser schwerwiegenden Problematik entgegenzuwirken, wurde das ifs-Projekt „StoP – Stadt(teile) ohne Partnergewalt“ in Kooperation mit den Städten und Gemeinden, ein präventives Nachbarschaftsprojekt gegen Gewalt an Frauen, ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, die Gemeinschaft zu aktivieren, damit Betroffene nicht aus Angst oder Scham schweigen. Durch die Zusammenarbeit mit Nachbarn, Vereinen und Organisationen fördert das Projekt die Zivilcourage und das Bewusstsein für das Problem. Die Leitung des Projekts hat Nikola Furtenbach inne, die am Standort in Feldkirch außerdem für die Koordination zuständig ist. „Mit unserem Projekt möchten wir bewirken, dass mehr Menschen hinschauen und aktiv werden. Häusliche Gewalt darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, erklärt die Feldkircherin.

Projekt StoP - Gewalt an Frauen, Bilderrahmen weben, Aktion
Nikola Furtenbach, Stadträtin Julia Berchtold und Bürgermeister Manfred Rädler begrüßten gemeinsam den Bilderrahmen im Rathaus. Stadt Feldkirch

Gemeinsam weben, gemeinsam handeln

Die jüngste Aktion der Initiative ist das Gestalten von Bilderrahmen. In den vergangenen Monaten webte Nikola Furtenbach gemeinsam mit ihrem Team und freiwilligen Unterstützern, was nur möglich war. „Insgesamt haben wir etwa 120 Bilderrahmen mit Textilbändern bespannt, um ein symbolisches Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen“, lässt die Projektleiterin wissen.

Projekt StoP - Gewalt an Frauen, Bilderrahmen weben, Aktion
Das Rathaus ist einer von 30 Standorten in Feldkirch, an dem ein gewebter Bilderrahmen als Zeichen gegen Gewalt an Frauen ausgestellt ist. Stadt Feldkirch

Genau diese Bilderrahmen können nun in den Städten und Gemeinden der vier StoP-Standorte Bregenz, Lustenau, Hohenems und Feldkirch bestaunt werden. Seit Montag, 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, hängen die Werke der Gruppe in öffentlichen Gebäuden, Geschäftslokalen und Restaurants der Montfortstadt. Auch im Rathaus wurde ein Rahmen im Beisein von Frauen-Stadträtin Julia Berchtold und Bürgermeister Manfred Rädler begrüßt. „Nach dem 25. November folgen nun die ‚16 Tage gegen Gewalt an Frauen‘. Die Bilderrahmen werden über diesen gesamten Zeitraum hinweg ausgestellt sein“, erzählt Nikola Furtenbach.

Bilderrahmen StoP gegen Gewalt an Frauen
“Es geht hier um ein wichtiges Thema. Deshalb stellen wir unsere gut sichtbaren Schaufenster dafür zur Verfügung”, Florian Mettauer, Geschäftsführer von Zeughaus Design. VN/Linher

Öffentliche Beteiligung

Gewebt wurden die Bilderrahmen im Zuge von etlichen öffentlich zugänglichen Veranstaltungen und Aktionen. „Die fertigen Rahmen stammen von zahlreichen Menschen aus der Bevölkerung. Es sind immer wieder Leute stehen geblieben und haben sich spontan dazu entschlossen, mitzumachen“, freut sich die Projektleiterin. Ähnliche Erfolge erzielte die Aktionsgruppe bereits bei ihrer ersten großen Initiative in der Innenstadt. „Unsere erste große Aktion war das Stricken auf dem Feldkircher Wochenendmarkt im Frühjahr. Dort haben wir ein symbolisches Netz gegen Gewalt an Frauen gestrickt“, meint Furtenbach und erzählt, dass über 500 Menschen im Laufe des Tages stehen geblieben sind und mit der Gruppe gemeinsam gestrickt haben.

Bilderrahmen StoP gegen Gewalt an Frauen
“Der Bilderrahmen hängt bei uns im ersten Stock, weil wir es wichtig finden, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Wir müssen als Gemeinschaft zusammenhalten”, Manuel Gallaun (r.), Geschäftsführer Dogana Gastronomie (im Bild mit Mitarbeiter Patrick Obrist). VN/Linher

Das Projekt „StoP – Stadt(teile) ohne Partnergewalt“ kann von Interessierten jederzeit unterstützt werden. Nikola Furtenbach lädt jeden dazu ein, gemeinsam mit anderen Freiwilligen Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten, um ein Bewusstsein für häusliche Gewalt zu schaffen. Veranstaltungen wie Workshops, Informationsabende, Theateraufführungen und öffentliche Aktionen sind Teil der Initiative. „Gemeinsam schaffen wir eine Umgebung, in der sich niemand verstecken muss und jeder die Unterstützung erhält, die er braucht, um sich aus der Gewaltspirale zu befreien“, betont Nikola Furtenbach abschließend.

Bilderrahmen StoP gegen Gewalt an Frauen
“Seit Anfang Jahr bis zum Oktober wurden in Vorarlberg insgesamt 435 Betretungsverbote ausgesprochen”, Angelika Wehinger, Leiterin des Gewaltschutz Zentrum Vorarlberg. VN/Linher

Kontaktdaten

Wer selbst von häuslicher Gewalt betroffen ist oder Gewalt im nahen Umfeld wahrnimmt, findet hier kostenlose und anonyme Unterstützung:

Gewaltschutzzentrum 05-1755-535
ifs FrauennotWohnung 05-1755-577
ifs Frauenberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt 05-1755-536
ifs Kinderschutz 05-1755-505
ifs Gewaltberatung 05-1755-515

Bilderrahmen StoP gegen Gewalt an Frauen
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Bilderrahmen StoP gegen Gewalt an Frauen
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