Architekturstudenten revitalisieren Triftanlage

Heimat / 28.11.2024 • 12:26 Uhr
Architekturstudenten revitalisieren Triftanlage
Architekturstudenten aus Liechtenstein möchten die historische Lücke symbolisch schließen. Alle Bilder: VN/Hartmann

Die Silhouette der Oberen Läden: Wenn Architektur Geschichte lebendig macht.

Rankweil Die Triftanlage im Rankweiler Oberdorf gibt als Freilichtmuseum Einblicke in eine längst vergangene Arbeitswelt. Unterschiedliche Bauwerke und Informationstafeln zeigen, wie die Holzgewinnung früher mithilfe des Wassers der Frutz funktionierte. Doch die Anlage ist nicht vollständig: Wichtige Bauelemente wie die Einweis-Böcke, das Eichenhaus und die Oberen Läden fehlen. Drei Architekturstudenten der Universität Liechtenstein haben es sich im Rahmen einer Semesterarbeit zur Aufgabe gemacht, diese Lücke symbolisch zu schließen. Das Ergebnis: eine filigrane Silhouette, die die historischen Oberen Läden darstellt und zugleich zum Nachdenken anregt.

Triftanlage, Rankweil, Verein Trift
Triftanlage, Rankweil, Verein Trift

Von der Idee zur Vision

Die Idee für die Silhouette entstand während einer Exkursion im Rahmen des Studienprogramms “Basic Studio Landschaft” der Universität Liechtenstein. “Wir waren fasziniert von der Atmosphäre des Ortes, aber gleichzeitig fiel uns die Lücke in der Darstellung auf”, erzählt Anja Riegger. “Das Fehlen der Oberen Läden machte die Geschichte der Triftanlage unvollständig. Wir wollten diese Lücke zumindest symbolisch schließen.”

Triftanlage, Rankweil, Verein Trift
Die drei Studenten: Matthias Waldner, Fatih Türeci und Anja Riegger. PRIVAT

Gemeinsam mit dem Verein KulturGut Trift entwickelte das Team ein Konzept für ein temporäres Bauwerk, das sich harmonisch in die bestehende Struktur einfügt. “Für uns war wichtig, dass die Silhouette die Geschichte des Ortes sichtbar macht, ohne die Anlage dauerhaft zu verändern”, erklärt Fatih Türeci. Der Schwerpunkt lag auf der Verwendung regionaler Materialien und einem bewussten Umgang mit dem kulturellen Erbe.

Nachhaltigkeit im Fokus

Die Silhouette wurde aus Käferholz aus der Frutzau gefertigt. Dieses durch Schädlingsbefall geschädigte Holz hat normalerweise wenig Verwendungsmöglichkeiten. “Für uns war es eine bewusste Entscheidung, Käferholz zu nutzen”, sagt Fatih Türeci. “Wir wollten ein Zeichen für nachhaltiges Bauen setzen und zeigen, dass auch scheinbar unbrauchbare Materialien einen Wert haben können.”

Triftanlage, Rankweil, Verein Trift
Die Silhouette wurde mit traditionellen Holzverbindungen gefertigt und lässt sich vollständig rückbauen.

Die Herausforderung bestand darin, die strukturelle Stabilität des Holzes sicherzustellen. Trotz dieser Schwierigkeit ist eine Konstruktion entstanden, die sowohl stabil als auch langlebig ist und ästhetisch überzeugt.

Die Silhouette als Kunstwerk

Die filigrane Silhouette spiegelt Form und Struktur der ursprünglichen Oberen Läden wider, bleibt dabei jedoch bewusst abstrakt. Sie fügt sich flexibel in die Umgebung ein und lässt wichtige Bereiche wie die Regulierung des Triftkanals frei zugänglich. “Wir wollten keine Barriere schaffen, sondern die Besucher einladen, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen”, erklärt Matthias Waldner.

Triftanlage, Rankweil, Verein Trift
Für die Konstruktion wurde regionales Käferholz genutzt, das ein Zeichen für umweltbewusstes Bauen setzen soll.

Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Firma Marte Holzbau aus Rankweil. Das Unternehmen fertigte die Silhouette mit traditionellen Holzverbindungen, die ohne Leim auskommen und somit einen nachhaltigen Rückbau ermöglichen. “Die handwerkliche Präzision beeindruckt uns bis heute”, sagt Anja Riegger.

Ein Ort, der Geschichten erzählt

Eine ergänzende Informationstafel beschreibt die historische Bedeutung der Oberen Läden und anderer Elemente der Triftanlage wie des Eichenhauses. Sie erklärt, wie die Bauwerke früher den Wasserfluss regulierten und die Anlage vor Hochwasser sowie Wildholz schützten. “Die Informationstafel beschreibt die historische Bedeutung und Funktion sowie die Aufgaben der beiden ursprünglichen Hütten – des ‘Eichenhauses’ und der ‘Oberen Läden'”, sagt Fatih Türeci.

Ein Projekt mit persönlicher Bedeutung

Für die drei Studenten war die Silhouette mehr als eine Semesterarbeit. “Das Projekt war für uns eine wertvolle Gelegenheit, theoretisches Wissen praktisch anzuwenden und uns mit den Herausforderungen eines realen Bauvorhabens auseinanderzusetzen”, reflektiert Matthias Waldner. Die temporäre Natur des Bauwerks macht es flexibel und ermöglicht, künftige Entwicklungen auf dem Gelände zu berücksichtigen.

Die positiven Rückmeldungen aus der Gemeinde und von Besuchern der Triftanlage bedeuten dem Team viel. “Sowohl die Gemeinde als auch Besucher äußerten sich positiv zum Projekt. Die Bürgermeisterin lobte die Silhouette als gelungene Ergänzung der Triftanlage, die die historische Bedeutung des Ortes auf eindrucksvolle Weise hervorhebt”, sagt Anja Riegger.

Ein Denkmal für die Zukunft

Die Silhouette der Oberen Läden soll als Symbol für die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen. Sie soll nicht nur das kulturelle Erbe bewahren, sondern zeigt auch, wie moderne Architektur und traditionelle Bauweisen Hand in Hand gehen können. “Solche Projekte spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung von Kulturgut, da sie historische Elemente nicht nur dokumentieren, sondern sie auch aktiv erlebbar machen”, fasst Fatih Türeci zusammen.