Vorarlberger Schnapskultur: Qualität und Tradition im Wandel

Heimat / 06.12.2024 • 10:00 Uhr
Schnaps oder Edelbrand
Ehrenfried Schnetzter bei seinem Hobby. HAB

Qualität, Tradition und die Leidenschaft fürs Brennen zeichnen Ehrenfried Schnetzer aus.

Ludesch In Vorarlberg wird jeder Alkohol, der aus vergorener Maische gebrannt wird, traditionell als Schnaps bezeichnet. Historisch gesehen nutzten Bauern häufig minderwertiges oder sogar angefaultes Obst für die Herstellung, was zu besonders scharfen und starken Schnäpsen führte. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Dank der Vorarlberger Brände-Gütesiegelbewegung hat sich die Qualität der Brände nachhaltig verbessert. Heute dominieren sortenreine Destillate mit einzigartigen Aromen den Markt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Qualität beginnt bei der Frucht

Einer, der diese Entwicklung vorlebt, ist Ehrenfried Schnetzer aus Ludesch. Aktuell arbeitet er an der fahrbaren Brennanlage der Brennerei-Interessenschaft Ludesch. Als Klein- und Abfindungsbrenner setzt er auf hochwertige Früchte: „Nur gesunde, saubere und sortentypische Früchte mit hohem Zuckergehalt ergeben Schnaps von höchster Qualität“, erklärt Schnetzer. Neben der Auswahl der Früchte sind sein handwerkliches Können und ein feines Gespür entscheidend – Fähigkeiten, die er von seinem Vater Friedel Schnetzer übernommen hat.


Die Kunst des Doppelbrands

Schnetzer hält an der klassischen Methode des Doppelbrands fest. Dabei wird der erste Brand, die „Luttere“ oder „Lüttere“, destilliert, bevor der sogenannte Feinbrand das Destillat reinigt und den Alkoholgehalt auf etwa 60 bis 70 Prozent erhöht. „Im Feinbrand trennen wir Vor- und Nachlauf. Nur der Mittellauf wird zum eigentlichen Schnaps“, so Schnetzer. Eine anschließende Reifezeit und die richtige Einstellung des Alkoholgehalts – meist zwischen 38 und 42 Prozent – sind für ihn unverzichtbar. Auch die Wasserqualität spielt eine Rolle: Schnetzer und seine Kollegen schwören auf eine weiche Quelle im Montafon.

Neben Schnaps stellt Schnetzer auch Geist her. Im Unterschied zum Schnaps werden für Geist Früchte mit starkem Aroma in Neutralalkohol eingelegt, bevor dieser Ansatz destilliert wird. Diese Technik betont das Aroma der Früchte auf besondere Weise.

Tradition mit Zukunft

Das Schnapsbrennen hat in Vorarlberg eine jahrhundertealte Tradition. Streuobstwiesen prägen die Landschaft, und fahrbare Brennereien ermöglichen es auch kleinen Obstbesitzern, ihre Ernte zu verwerten. So trägt das Brennen nicht nur zur Kulturlandschaft, sondern auch zum Erhalt vieler Hochstammbäume bei. HAB

zur person

EHRENFRIED SCHNETZER

GEBOREN 4. September 1962

FAMILIE verheiratet mit Doris, drei Kinder

BERUF ehemaliger Mitarbeiter der ÖBB, nun Pensionist

HOBBYS Schnapsbrennen, Motorradfahren, Mountainbiken, Musik und Skifahren