„Der Tanz war mein Anker, als ich am meisten Unterstützung brauchte“

Heimat / 11.12.2024 • 16:53 Uhr
„Der Tanz war mein Anker, als ich am meisten Unterstützung brauchte“
Der vogelfreiRAUM ist bald um ein kreatives Angebot reicher.VN/Linher

Tina Strohmaier nutzt Tanz als Mittel zur persönlichen Entwicklung. Nun möchte sie Menschen einen freien Raum zur Entfaltung ihres Körperbewusstseins geben.

Rankweil In der sanften Bewegung des Tanzes findet die freiberufliche Künstlerin und Schriftstellerin Tina Strohmaier nicht nur persönliche Freiheit, sondern auch ein Medium, um anderen zu helfen. Als jemand, der selbst eine schwierige Lebenssituation erfahren hatte, hat sie eine besondere Verbindung zu ihrem neuen Projekt.

In einer Tanzgruppe möchte die 31-Jährige Menschen, die an ihrer Körperwahrnehmung und ihrem Selbstbild arbeiten wollen, einen kreativen Raum zur persönlichen Entfaltung bieten. „Es geht nicht um Perfektion oder Leistung, sondern darum, den eigenen Körper zu spüren und mit ihm im Einklang zu sein“, erklärt sie.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
Tina Strohmaier weiß, was es bedeutet mit dem eigenen Körper nicht im Einklang zu sein.

Vom persönlichen Erlebnis zur Gruppenleitung

Geboren im idyllischen Bregenzerwald, war Tina schon früh vom Tanzen begeistert. So fand sie sich bereits in ihrer Kindheit oft auf Bühnen wieder. In ihrer späteren Laufbahn rückte ihre Leidenschaft für die rhythmischen Bewegungen zur Musik jedoch in den Hintergrund. Jahre später fand sie durch ihre eigene Heilungsreise schließlich zum Tanzen zurück. „Der Tanz war mein Anker, als ich am meisten Unterstützung brauchte“, reflektiert die 31-Jährige. Die freischaffende Künstlerin und Schriftstellerin entdeckte die Wirkung des Tanzes während einer Behandlung auf der psychosomatischen Station. „Ich habe für mich getanzt und gemerkt, wie befreiend das ist“, erzählt sie. Der Wunsch, diese Erfahrung zu teilen, weckte in ihr die Idee zu der Gründung einer Tanzgruppe.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
Das Tanzen unterstützte Tina dabei, eine schwierige Lebensphase zu überstehen.

Anfangs versuchte sie, freies Tanzen über einen externen Tanzverein anzubieten. „Da hat uns damals aber Corona leider einen Strich durch die Rechnung gemacht“, berichtet die gebürtige Bregenzerwälderin. Ein Wendepunkt war ein Poetry-Slam im Rankweiler vogelfreiRAUM. Dort trug Tina einen improvisierten Text über ihre eigenen Erfahrungen vor, der Carmen Drexel von der Caritas beeindruckte. „Carmen kam auf mich zu und meinte, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen sollten“, erinnert sich Tina. Ihre ursprüngliche Idee, Tanzimprovisation zur Persönlichkeitsentfaltung anzubieten, stieß bei der Caritas auf offene Ohren.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
In den freien Bewegungen des Tanzes kann sich Tina völlig entfalten.

Ein kreativer Raum ohne Bewertung

„Die Tanzgruppe richtet sich an Menschen, die ihr Körperbewusstsein stärken und neue Bewegungsformen entdecken wollen“, erklärt Tina. Die Sitzungen basieren auf tanz-pädagogischen Methoden und der „Authentic Movement“-Praktik, bei denen Teilnehmer ihrer inneren Bewegung folgen und diese frei ausdrücken können. Jede Stunde soll unter einem bestimmten Thema, wie „Nähe und Distanz“ oder „Raumerkundung“, stehen. Neben Tanzimprovisationen gibt es Übungen zur Körperwahrnehmung sowie positive Affirmationen, die den Abschluss der Stunden begleiten.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
In ihrem Kurs möchte sie Menschen dabei unterstützen, ihren Körper bewusst und positiv wahrzunehmen.

„Es geht nicht um klassische Choreografien oder exzessive Bewegungen, sondern um das, was dem Körper gerade guttut“, betont die Kursleiterin. Die Treffen sollen einen sicheren Raum bieten, in dem sich die Teilnehmer ohne Druck oder Bewertung entfalten können. Auch der Austausch in der Gruppe spielt eine Rolle. „Jeder bringt eigene Erfahrungen mit und in der Gemeinschaft entsteht ein besonderes Verständnis füreinander“, lässt die 31-Jährige wissen.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
Für Tina geht es nicht um Leistung oder Bewertung.

Neue Perspektiven gewinnen

Die Gruppe trifft sich erstmals am 6. März, um 18 Uhr, im vogelfreiRAUM in Rankweil. Neben den Tanzübungen wird auch mit Materialien wie Seilen, Tüchern oder Symbolen gearbeitet. „Diese Elemente helfen, sich noch tiefer mit den Themen der Stunden auseinanderzusetzen und neue Perspektiven zu gewinnen“, meint die Vorarlbergerin.

Tina Strohmaier, Tanzgruppe für Menschen mit Essstörungen
Durch das Tanzen hat die gebürtige Bregenzerwälderin neue Lebensfreude gefunden.

Ein vielseitiger Ansatz

Tina Strohmaier bringt ihre Erfahrungen aus verschiedenen kreativen und pädagogischen Bereichen in die Arbeit ein. Neben ihrer Tätigkeit als freischaffende Künstlerin gestaltet sie bei Radio Proton die Sendereihe „Literatur“ und veröffentlichte im Juli ihren Debütroman „Ein Goldhügel im Gaumen“. „Ich möchte Menschen dabei unterstützen, ihre eigene Stärke zu entdecken und Freude an ihrem Körper zu finden“, erzählt die 31-Jährige abschließend.

Für weitere Informationen und zur Anmeldung steht Manuela Fetz von der Caritas telefonisch unter 0676 884205743 und per E-Mail unter fetz.manuela@caritas.at zur Verfügung. Mehr über Tina Strohmaier unter www.tinastrohmaier.com.

Daten & Fakten

Was Tanzgruppe zur Entwicklung des eigenen Körpergefühls

Wo vogelfreiRAUM, Ringstraße 17, 6830 Rankweil

Termine 6. März, 13. März, 20. März, 28. März, 3. April, 10. April, 17. April und 23. April

Uhrzeit 18 Uhr bis 19:30 Uhr

Leitung Tina Strohmaier B. Ed., Übungsleiterin Schwerpunkt Tanz

Teilnehmeranzahl maximal 10 Personen

Voraussetzungen BMI >16, niedriger nur mit ärztlicher oder therapeutischer Betreuung

Alter ab 16 Jahren

Kosten 49,72 Euro pro Stunde, Fahrtkostenpauschale 8 Euro pro Kurstermin