Wer erbaute die Südtiroler Siedlung?

Im Stadtsaal wurde zu einer Zeitreise durch die Historie der Südtiroler Siedlung in Bludenz geladen.
BLUDENZ Über zahlreich erschienenes Publikum freuten sich kürzlich Arzt Josef Concin und Hans Fleisch bei ihrem gemeinsamen Vortrag über die Bludenzer Südtiroler Siedlung im Stadtsaal. Zeitzeugen stellten für die Präsentation “Wer hat die Südtiroler Siedlung erbaut?” eine Vielzahl von traditionsreichen Fotos, Dokumenten und Videos bereit, welche die Entwicklung der Siedlung aus der Perspektive der Menschen, die hier lebten, nachzeichnen.

In einem Geheimabkommen vom Sommer 1939 beschlossen das Deutsche Reich und Italien, die Reichs- und Volksdeutschen aus Südtirol umzusiedeln. Die Volksdeutsche Bevölkerung konnte zwischen zwei Möglichkeiten wählen („optieren“). Wer sich als Deutscher oder Deutsche bekannte, musste für Deutschland optieren. Er oder sie erhielt die Deutsche Staatsbürgerschaft und musste die Heimat in Richtung Deutschland verlassen. Alle, die für Italien optierten, durften als italienische Staatsbürgerin oder italienischer Staatsbürger bleiben.

In der Folge verließen rund 77.000 Südtiroler ihre Heimat in Richtung Ostmark, wie Österreich seit dem Jahr 1939 genannt wurde. In Österreich (Ostmark) wurden in 126 Gemeinden Wohnhäuser mit 13.500 Wohnungen errichtet – so wurde der enorme Wohnungsbedarf gelindert. Die Alpenländische Heimstätte erbaute davon in zehn Ländle-Gemeinden 430 Häuser mit 2333 Wohnungen; im Städtle in den Jahren 1940 bis 1945 40 Wohnanlagen mit 237 Wohnungen und ab 1951 zehn Jahre lang 24 Wohnanlagen mit 141 Wohnungen, berichtete Josef Concin.

Reich an Fachwissen
“Josef Concin und Hans Fleisch glänzten wie gewohnt mit ihrem zeitgeschichtlichen Fachwissen und machten so das Erbe der Südtiroler Siedlung und die historischen Zusammenhänge für die heutige Generation greifbar”, verlieh die Stadt Bludenz ihrer Begeisterung Ausdruck. Die „Muttersberg Stimmen“ begleiteten den Spätnachmittag musikalisch und luden zum Mitsingen ein.


„Die Südtiroler Siedlung wurde durch ihre Architektur und die Erzählungen der Menschen, die dort leben, geprägt. Sie ist ein Symbol für Zusammenhalt, für das Leben der Menschen, die sie geprägt haben und für die, die nach wie vor dort leben. Der Vortrag von Josef Concin und Hans Fleisch hat uns einen wertvollen Einblick in diese Geschichte gegeben“, betonten Bürgermeister Simon Tschann und Kulturstadtrat Cenk Dogan. Unter den Besucherinnen und Besuchern befanden sich der Nüziger Pfarrer i. R. Charly Bleiberschnig, Kulturamtsleiterin Daniela Beck, Bürgermeisterkandidat Mario Leiter mit Beate, Stadtrat Andreas Fritz-Wachter, Historiker Arnulf Häfele, Gerlinde Concin, Karl-Heinz Martin, Künstler Michael Mittermayer mit Martina Lehner, Margit Chen, Marina Neff, Mario Pozzini, Otmar und Resi Müller sowie Werner Pecoraro.

“So isch gsi”
Erinnerungen neu erleben kann man jetzt dank Josef Concin, Hans Fleisch und Michael Fleisch in 17 “So isch gsi”-Präsentationen auf YouTube. Die Bilder aus vergangener Zeit sind informativ, unterhaltsam und lebendig. Die Themen: Bludenz, damals bis heute (zwei Teile), Gymnasium Bludenz in den Jahren 1940 bis 1980, Bau der Heilig-Kreuz-Kirche, Südtiroler Siedlung Bludenz, Menschen der Südtiroler Siedlung, Nüziders – einst und heute (vier Teile), Nüziders – vergessene Häuser, der Muttersberg, Pater Bruno aus Nüziders, Turmdachsanierung in Nüziders, Lawinenunglück Dalaas 1954, 125 Jahre Arlbergbahn, Trentiner in Vorarlberg und Luigi Negrelli (Planer des Suezkanals und von Fluss- und Bauprojekten in Vorarlberg). SCO
