Alte Fotos hüten wie einen Schatz

Im Zeichen des Jubiläums “50 Jahre WIGE Bludenz” stand das Erzählcafé im Gasthaus Fuchs.
BLUDENZ “Ich bin noch nicht so lange in Bludenz und ganz gespannt, was ich heute Neues erfahren werde”, meinte die Wirtin des Bludenzer Gasthauses Fuchs, Heidi Fuchs, jüngst beim Erzählcafé in ihrem Betrieb. Im Namen des Bludenzer Geschichtsvereins und Stadtlabors begrüßte Historiker und Archivar Stefan Stachniß eine geschichtsinteressierte Runde. Thema des Erzählcafés waren die Anfangsjahre der vor 50 Jahren gegründeten Wirtschaftsgemeinschaft (WIGE) Bludenz.

Warum Otto Schwald, pensionierter Gymnasialprofessor, als Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins zur Ehre kam, über die Anfänge der WIGE zu referieren, ist schnell erklärt: Er hat vor bald zwölf Jahren ein Buch gemacht, in welchem es um die Traditionsbetriebe von Bludenz geht. “Ich habe damals mit den (ehemaligen) Inhabern der verschiedenen Betriebe Kontakt aufgenommen, um alte Fotos von den Betrieben zu bekommen, die ich in diesem Buch veröffentlichen konnte”, erzählte er.

Teilweise habe es im Buch sehr große Lücken gegeben. Der Historiker appeliert an die Personen aus der Stadt, die vielleicht auf Fotoschätze aus früheren Jahrzehnten stoßen, dass sie diese bewahren und auf jeden Fall kommentiert an ihre Nachkommen übergeben. Total schade und bedauerlich sei es nach seiner Überzeugung, wenn Schätze verloren gingen. Kürzlich dokumentierte jemand den Abriss des Schmidt´s-Erben-Hauses mit 20 bis 30 Fotos. “Super”, freut sich Otto Schwald. Bei vielen Gebäuden in der Stadt habe man das verabsäumt. Es müsse versucht werden, diese Dinge der Vergessenheit zu entreißen.

Eine Pioniertat
Einen ersten Zusammenschluss von Kaufleuten verzeichnete das Städtle im Jahr 1884. Große Diskussionen gab es auch nach dem Ende der Monarchie im Zusammenhang mit Konsumgenossenschaften usw. “Da hat es also immer ein bisschen Querelen gegeben, weil die Konsumreihe steuerlich sehr gut abgeschnitten hat im Vergleich zu anderen”, machte der Professor aufmerksam. Im Jahr 1975 schlossen sich die Wirtschaftstreibenden zur WIGE, anfangs als Kaufmannschaft Bludenz bezeichnet, zusammen. Der Impuls dazu kam von außen: In Dornbirn wurde der Vorläufer des heutigen Messeparks eröffnet. So wurde ein Gegenpol gesetzt. Im Frühjahr 1976 starteten große Aktivitäten. Das war “von großem Pioniergeist getragen”, betont der Professor. Jene, die sich zusammengeschlossen hatten, krempelten selber die Ärmel hoch.

Man hat Feste veranstaltet und Gassen gesperrt. Litfaß-Säulen wurden wieder aufgestellt. 1976 gab es schon die ersten Vorstöße in Richtung einer Fußgängerzone. 1978, am 10. Juni, wurde diese Fußgängerzone eröffnet. Doch viele befürchteten, dass überhaupt niemand mehr in die Innenstadt kommt zum Einkaufen. Die Bludenzer Fußgängerzone war die erste im Land; das lässt sie als Pioniertat erscheinen. In ihren Anfangsjahren stand die WIGE unter der Leitung von Lothar Geiger. Gegenwärtig bekleidet Hanno Fuchs das Amt. 1985 versuchte man mit dem Slogan “Das Städtle für dich und mich” Bludenz kräftig zu beleben und zu stärken. Zur Zeit des WIGE-Starts, zehn Jahre zuvor, gab es in Bludenz 48 Innenstadtgeschäfte; von diesen gibt es heute nur noch sieben: Reutterer, Palmers, Müller, Fuchs, Walter E., Feuerstein und Tschofen. Heuer wird es anlässlich des WIGE-Jubiläums noch die eine oder andere Veranstaltung geben. Historiker Christof Thöny kreiert fleißig eine Ausstellung dazu. SCO

