Seit 1981 erstmals Tradition gebrochen: In diesem Bergdorf wurde der Funken abgesagt

Erstmals seit über vier Jahrzehnten bleibt der Himmel am Funkensamstag dunkel.
Frastanz-Amerlügen Ein außergewöhnliches Jahr für das kleine Bergdorf Amerlügen: Erstmals seit der Gründung der Funkenzunft im Jahr 1981 wurde der traditionelle Funken komplett abgesagt. Grund dafür sind die anhaltende Trockenheit, die erhöhte Brandgefahr und ungünstige Wetterprognosen mit möglichen Sturmböen.
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Sicherheitsrisiko zu hoch
Nach intensiven Beratungen entschied sich die Funkenzunft Amerlügen gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Peter Tiefentahler und Bürgermeister Walter Gohm für die Absage. „Nicht verschieben, sondern absagen“, betont Funkenzunft-Obmann Manuel Loretz. „Die Wiesen sind zu trocken, der Funkenplatz ist von Wald umgeben – und mit den angesagten Sturmböen ist das Risiko einfach zu groß.“

Loretz sieht die Entscheidung als notwendige Vorsichtsmaßnahme: „Der Verein haftet selbst, wenn etwas passiert. Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Den Winter muss man eh nicht mehr austreiben. So trocken wie die Wiesen rundherum sind, kann man ja schon bald heuen.“ Damit stellt die Funkenzunft den Schutz der Bevölkerung und der Natur über die jahrzehntelange Tradition.


Auch Bürgermeister Walter Gohm unterstützt die Absage und lobt das verantwortungsvolle Handeln der Funkenzunft: „Die geografische Lage, die es gefährlich macht, ist das eine. Aber es sind natürlich auch die Wetterprognosen und die anhaltende Trockenheit der letzten Wochen. Ich finde es sehr vernünftig und vorausschauend, dass hier Verantwortung übernommen wird.“

Die Kombination aus Waldnähe, trockenem Untergrund und angekündigten Sturmböen birgt ein unkalkulierbares Risiko. Funkenfeuer, die unter solchen Bedingungen außer Kontrolle geraten, könnten verheerende Schäden anrichten. In anderen Gemeinden wurden Feuerbräuche in der Vergangenheit aufgrund ähnlicher Bedingungen bereits eingeschränkt oder mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt.
Hexen warten auf 2026
Besonders bitter ist die Absage für die jüngsten Funkenfreunde: Die Kindergartenkinder von Amerlügen hatten bereits die traditionellen Funkenhexen „Grausula“ und „Wakkelkontakt“ gebastelt. Die kunstvollen Figuren, die normalerweise mit großem Spektakel den Flammen übergeben werden, müssen nun in der Funkenhütte Amerlügen auf ihren Einsatz im nächsten Jahr warten.


Für viele Amerlügnerinnen und Amerlügner ist der Funken mehr als nur ein Brauchtum – er ist ein gesellschaftliches Ereignis, das die Dorfgemeinschaft stärkt. Normalerweise zieht der Funken zahlreiche Besucher aus der Region an, darunter auch Mitglieder benachbarter Funkenzünfte. Der Wegfall des Festes hinterlässt somit eine spürbare Lücke im Jahreskalender der Gemeinde.

Dennoch zeigt sich die Funkenzunft optimistisch: „Sicherheit geht vor, aber nächstes Jahr sind wir wieder da – dann vielleicht mit noch mehr Vorfreude und Engagement“, so Loretz.

Bis dahin bleibt Amerlügen ohne Funkenfeuer – aber mit einer Entscheidung, die aus Sicht der Verantwortlichen alternativlos war.

