Luchs „Scirocco“ macht sich auf den Weg in die Freiheit

Tierpaten Markus und Mika Herburger nahmen im Wildpark Abschied von ihrem Luchs.
Feldkirch Im Wildpark Feldkirch hieß es erneut Abschied nehmen: Drei junge Luchse traten ihre Reise nach Polen an, wo sie in einem speziellen Auswilderungsprogramm auf ein Leben in der freien Natur vorbereitet werden. Einer von ihnen: der Kuder „Scirocco“.
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Ein Jahr lang wurden die Tiere im Wildpark aufgezogen und auf ihre Rückkehr in die Natur vorbereitet. Nun beginnt für sie ein neues Kapitel. Die rund zehnstündige Fahrt erfolgt in eigens angefertigten Holztransportboxen. Diese erste Etappe ist bewusst herausfordernd gestaltet. „Die Tiere sollen gleich zu Beginn lernen, dass der Mensch nicht freundlich ist“, erklärt die polnische Projektleiterin Aleksandra Smaga. „Nur so können sie später selbstständig in der Wildnis überleben.“

Die Reise findet im Frühjahr statt – zu einer Zeit, in der die Temperaturen weder zu hoch noch zu niedrig sind. Für den Organismus der sensiblen Wildkatzen ist das entscheidend. Nach ihrer Ankunft in Polen verbringen die Tiere zunächst einen Monat in Quarantäne. Anschließend durchlaufen sie ein mehrstufiges Gehegesystem: von einem kleinen über ein mittleres bis hin zu einem großen Gehege. Die Anpassung erfolgt individuell – je nachdem, wie sich das einzelne Tier verhält.
Besonderes Geschenk mit Bedeutung
Begleitet wurde Sciroccos Zeit im Wildpark von seinen Paten Markus und Mika Herburger. Die Familie entschied sich im vergangenen Jahr für eine Patenschaft – als außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk für die Kinder. „Unsere Kinder sind alle sehr tierverliebt“, erzählt Markus Herburger. „Mika hat Hühner, Anika eine Katze und Greta zwei Hasen.“

Die Patenschaft war für die Familie ein Herzensprojekt. „Anika hat den Namen ausgesucht – Scirocco. Das steht für Wind, für Freiheit“, erzählt Herburger. Die Verbindung zwischen dem Tier und der Familie ist über die Monate hinweg gewachsen. “Wir konnten beobachten, wie Scirocco aufwächst und größer wird. Wir haben ihn auch oft besucht und beobachtet.” Mit der Patenschaft, die heuer 1500 Euro kostete, werden nicht nur Futter und Pflege gedeckt, sondern auch medizinische Betreuung und vorbereitende Maßnahmen für die Auswilderung unterstützt.
Ein kurzer Schwanz als Überlebensvorteil
Die Luchse bringen eine Reihe besonderer Merkmale mit – darunter ihre charakteristischen Pinselohren und der auffallend kurze Schwanz. „Der ist kein Zufall“, sagt Projektleiterin Smaga. „Er verhindert, dass die Tiere beim Springen hängen bleiben oder von anderen Raubtieren am Schwanz gepackt werden können.“

Ein weiterer Beitrag zum Artenschutz
Mit der Abreise von Scirocco und seinen beiden Artgenossen setzt der Wildpark Feldkirch seine Kooperation mit der Westpommerschen Naturgesellschaft (Zachodniopomorskie Towarzystwo Przyrodnicze, kurz ZTP) in Polen fort. Die Tiere sind Teil eines EU-geförderten Wiederansiedlungsprojekts, das die Rückkehr der Luchse in geeignete Lebensräume ermöglichen soll.

Das langfristige Ziel: eine stabile Luchspopulationen in Europa. Die Tiere werden nach der Freilassung weiterhin beobachtet – etwa mittels GPS-Daten, die Rückschlüsse auf Revierverhalten, Jagderfolg und Überlebensfähigkeit zulassen.

Für die Familie Herburger ist die Reise von Scirocco ein Moment voller Emotionen – und ein Abschied, der Hoffnung macht. Denn irgendwo in den weiten Wäldern Polens beginnt für den jungen Kuder nun das Leben, das ihm zusteht: in Freiheit – so, wie es auch sein Name verspricht.








