Denkmal erinnert an vergessene Zeiten: Warum dieser Friedhof lange Zeit gemieden wurde

Heimat / 15.04.2025 • 11:15 Uhr
Blottrafriedhof
Auf diesen Täfelchen sind die Bestatteten namentlich angeführt. Bilder: OS

Auf dem „Blottrafriedhof“ in Innerbraz wurden nicht nur Pocken-Tote beerdigt.

Innerbraz Im Jahr 1884 zur Zeit des Arlbergbahnbaus brach in Braz eine Pockenepidemie aus. Die schwarzen Pocken, im Volksmund auch „Blottra“ genannt, waren eine furchterregende Seuche, und das hatte auch Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen im Ort. Insgesamt forderte die Epidemie in Braz acht Todesopfer. Wie schon in früheren Jahrhunderten üblich, wurden die Toten bei Nacht und Nebel, ohne Glockengeläut und ohne Anteilnahme der Bevölkerung, außerhalb des Ortes vergraben. Aus Angst vor Ansteckung mit der gefährlichen Krankheit wurden die Verstorbenen in den ausgehobenen Gruben mit ungelöschtem Kalk bestreut. Die Orte blieben weitgehend geheim, wurden auch nicht mit Kreuzen oder Steinen als Gräber kenntlich gemacht. Damit sollte die Erinnerung an die Krankheit ausgelöscht werden, mit den Toten auch die Krankheit im Boden verschwinden.

Blottrafriedhof
In der Nähe des „Blottraspitols“ wurde 2002 ein Gedenkkreuz errichtet.

Von den 36 Personen, die auf dem „Blottrafriedhof“ an der südwestlichen Ecke des Allmeinteils Au am linken Ufer der Alfenz in den 1880er Jahren beigesetzt wurden, sind aber letztlich nur sechs an den Folgen der Pocken gestorben. Bei den anderen 30 handelte es sich um gänzlich unterschiedliche Todesursachen, angefangen bei Unglücksfällen und Herztod über Tuberkulose bis hin zu „Säuferwahn“.

Die hier Beigesetzten waren hauptsächlich Arbeiter, die beim Bau der Arlbergbahn beschäftigt gewesen waren. Sie kamen aus verschiedenen Teilen der Monarchie, vor allem aus Italien. An den Pocken verstarben von den Arbeitern allerdings nur zwei Italiener, Johann Zenni und Isidor Caser. Dass hauptsächlich Fremde hier bestattet wurden, mag mit dazu beigetragen haben, dass sich über die Jahrzehnte die unterschiedlichsten Gerüchte gehalten haben und der Friedhof für die Bevölkerung ein weitgehend gemiedener Ort war.

Bis zum Ersten Weltkrieg befand sich neben dem Friedhof das sogenannte „Blottraspitol“. Das kleine Gebäude mit einem Grundriss von 12 × 7,5 Meter brannte 1916 bis auf die Grundmauern ab. Im Inneren gab es neben einem Spital eine abgetrennte Epidemiestation, die einen eigenen Zugang hatte.

Blottrafriedhof
Vom einstigen Friedhof am Waldrand ist nichts mehr zu erkennen.

In der Nähe des einst gemiedenen Ortes steht heute ein Gedenkkreuz, das von Helmut Köb, einem pensionierten Schlossermeister, als Denkmal errichtet und im Jahr 2002 feierlich eingeweiht wurde. Namen und Lebensdaten der Toten sind auf Metalltäfelchen in Gestalt von Blättern angeführt. OS