“Jeder Dialekt ist für sich gut” – Mundartdichter Helmut Köb über Sprache und den Zweiten Weltkrieg

Heimat / 24.04.2025 • 17:06 Uhr
"Jeder Dialekt ist für sich gut" - Mundartdichter Helmut Köb über Sprache und den Zweiten Weltkrieg

Helmut Köb ist Dialektdichter und Chronist des Alltags, geprägt von Geschichte und Kultur.

Feldkirch-Tosters „Dahom ischt Dahom.“ Für Helmut Köb ist dieser Satz mehr als bloße Ortsbeschreibung – er ist Lebenshaltung. Der 1937 geborene Kunstschlossermeister, Unternehmer und Dialektdichter hat sein ganzes Leben in Bewegung verbracht: mit offenem Blick, wachem Geist und einem feinen Gespür für Zwischentöne. Seit seinem siebten Lebensjahrzehnt schreibt er Gedichte in Mundart – aus Überzeugung. „Etwas soll mit dem Hirn geschehen – immer aktiv weiter“, betont der 88-Jährige.

Helmut Köb, Mensch aus der Heimat, Mundartdichter
Helmut Köb blickt aus dem Erker, aus dem er damals auch die Franzosen kommen sah.

Seine Kindheit ist untrennbar mit den Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs verbunden. „Der Einmarsch der vielen Uniformen, und deren Allgegenwart mit Waffen und Geräten“, beschreibt Köb die Eindrücke rund um den 2. Mai 1945 – ein prägendes Erlebnis für den damals Achtjährigen. Doch es waren vor allem seine Eltern und „die positiven Größen der Geschichte“, die ihn in seiner Jugend beeinflussten. Und ein Lehrer: „In der Handelsschule der Jesuit Herr Makarius – ein wahres Rechengenie.“

Zahlen sind ihm bis heute ein Spiel, der Dialekt eine Mission. „Mundart ist Kultur. Sie darf nicht untergehen, also muss man sie pflegen.“ In der Schule störte ihn so manches: „ie statt ii, tz anstelle von z, ck statt kk oder auch ei statt das ausgesprochene ai.“ Seine Gedichte schreibt er bewusst so, wie er spricht. Authentisch, direkt, mit feinem Humor und viel Herz. „Min Weag, Min Ziil“ etwa richtet sich an die Jugend – als Orientierung und Mutmacher. „I bin Di Wasser“ ist ihm besonders wichtig, denn „Ohne Wasser nur Elend“, steht für den Mundartdichter fest.

Helmut Köb, Mensch aus der Heimat, Mundartdichter
Der Mundartdichter bei einer seiner Lesungen.

Seine Lesungen, ob im Haus Schillerstraße oder anderswo, kommen an. Besonders freut er sich über die Reaktionen auf spitzbübische Reime oder tiefsinnige Verse: „Da ernte ich regen Applaus“, lässt er wissen. Das Publikum fordere ihn dann sogar auf, weiterzuschreiben.

Beruflich war Helmut Köb als Kunstschlosser tätig, 1988 übernahm er den Familienbetrieb “Johann Köb”. Auch dort beobachtete er genau, wie sich Sprache verändert – und oft vermischt: „Die Einmischung des Ganal-, Pfänder- oder Bödele-Dütsch.“ Doch für ihn gilt: „Jeder Dialekt ist für sich gut – wenn er sauber gesprochen wird.“

Helmut Köb, Mensch aus der Heimat, Mundartdichter
Auch im Haus Schillerstraße gab Helmut Köb seine Texte schon zum Besten.

Ein wichtiger Wendepunkt war für ihn das erste Alleinsein in der Fremde. Ebenso prägend: „Das Werden und Sein meiner Familie“, erzählt er. Heute lebt Köb mit seiner Frau in Feldkirch-Tosters, hat zwei Söhne und drei Enkelinnen. Seine Wünsche für die Zukunft sind bescheiden und zugleich grundlegend: „Ich sollte gesundbleiben, und sonst ein friedliches Zusammenleben. Am liebsten mit ein bisschen mehr Liebe, Musik und Humor.“

Was er der jüngeren Generation mitgeben möchte? „Die Kultur bewahren. So kommt man einander leichter näher – also wird es hoffentlich liebevoller und friedlicher.“

Helmut Köb, Mensch aus der Heimat, Mundartdichter
Für seine Mundartgeschichten bekommt Helmut Köb regelmäßig Applaus.

Im Rückblick erfüllt ihn besonders die Möglichkeit, Erinnerungen weiterzugeben: „So kann ich in Erinnerungen mein Gehirn baden und mich über die guten und schönen Begebenheiten freuen – und diese auch mit anderen teilen.“ Und wenn man ihn fragt, was ihm wichtig ist, dann sagt er mit Nachdruck: „Wohlstand ist gut und recht, aber Gier und Macht ist teuflisch – und nutzt am Ende selbst nichts mehr.“

Auch künftig will er seine Sprache und seine Kunst hörbar machen: „Ich will noch mein ‘Seagafon’ weiter benützen und dies besser an den Tag bringen. KlangArt.“ Sein Lebensmotto fasst seine Haltung in wenigen Worten: „Jeder ist ein extra Exemplar. Nimm die Menschen, wie sie sind – es gibt keine Anderen.“

Helmut Köb, Mensch aus der Heimat, Mundartdichter
Köb will sein “Seagafon” weiter benützen und besser an den Tag bringen.