In Geschichte der Stickerei eintauchen

Lustenauer Volksschüler erfuhren im S-MAK, wie sich Stickerei entwickelte.
Lustenau Am Mittwochvormittag besuchten die Schüler der 3a-Klasse der Volksschule Rotkreuz das S-MAK, um mehr über die Kunst der Stickerei zu erfahren. Alexandra Kremmel und Saskia Reinhardt, die Gastgeberinnen des Tages, stellte den Kindern die Frage: “Was ist eigentlich Stickerei? Wisst ihr das?” Sofort schossen die Hände in die Höhe, und die Kinder erzählten Geschichten über ihre Großeltern, die in der Stickerei tätig waren. Besonders in Vorarlberg, und hier vor allem in Lustenau, spielte die Stickerei eine bedeutende Rolle. Reinhardt erklärte, dass bestickte Kleidung zwar nicht lebensnotwendig war, jedoch als Ausdruck von Wohlstand galt.

Der Stickereigeschichte auf der Spur
Die Schüler tauchten auf interaktive Weise in die Geschichte der Stickerei in Vorarlberg ein. Verkleidet als Kaufleute, Exporteure, Heimarbeiter und Fergger, lernten sie die verschiedenen Rollen kennen, die zur Verbreitung der Stickerei beitrugen. Ein Schüler schlüpfte in die Rolle eines Schweizer Kaufmanns, der in Frankreich von zwei türkischen Frauen inspiriert wurde, die verschiedene Motive mit Gold- und Silberfäden mit einer Sticknadel auf eine Trommel mit Seide stickten. Das war im Jahr 1751.

Die Kinder spielten die Entwicklungsgeschichte der Stickerei nach und unternahmen eine spannende Zeitreise vom Beginn bis zur heutigen Zeit. Die interaktive Darstellung half den Kindern, die historischen Zusammenhänge besser zu verstehen und die Bedeutung der Stickerei in der Region nachzuvollziehen.

Dabei lernten sie unter anderem auch, was Stickerfergger waren: Jene Menschen, die für die Anlieferung der Ware für die Heimarbeiter zuständig waren und sie dem Exporteur nach getaner Arbeit wieder übergaben. Um den Kindern die Bezahlung zu veranschaulichen, gab Saskia Reinhardt dem Fergger ein paar Münzen, mit denen er den Exporteur bezahlen musste. Ein Junge, der die Rolle des Heimarbeiters spielte, fragte entrüstet: “Weshalb erhält der Exporteur das Geld? Wir haben doch gearbeitet?” Daraufhin erklärte Reinhardt, dass die Heimarbeiter zwar entlohnt wurden, der Fergger aber bei jedem Auftrag kräftig mitverdiente.


Vorarlberg wurde zur Stickereihochburg
Die Stickerei begann in der Schweiz und in Vorarlberg als Heimarbeit, doch 1868 wagten zwei Lustenauer Brüder den Schritt, in zwei Handstickmaschinen zu investieren. Eine Maschine konnte so viel wie 40 Heimarbeiter produzieren. Immer mehr Stickmaschinen wurden angekauft, die Stickerei boomte. Auch Kinder mussten damals mithelfen, indem sie Fäden in Nadelöhren einfädelten und Stoffe in die Maschinen einspannten. Die Schüler hörten gespannt zu und konnten selbst ausprobieren, wie schnell sie Fäden in die Nadeln einfädeln konnten. Mit der Erfindung des Elektromotors wurde die Stickerei schlussendlich revolutioniert. Durch die verschiedenen Stationen der Stickereientwicklung lernten die Kinder, wo Stickereien heute noch zu finden sind. Das S-MAK als Museum, Archiv und Kommunikation der Stickerei sieht unter anderem seine Aufgabe darin, Wissen über diese Zeit zu vermitteln. BVS


