Auch in Lorüns wurde Garn gesponnen

Auf dem Areal des ehemaligen Zementwerks stand zuvor eine Streichgarnspinnerei.
Lorüns In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand auch im Süden Vorarlbergs eine Vielzahl von Industrieanlagen, allen voran Textilbetriebe. Im Großraum Bludenz war die Firma Getzner, Mutter & Cie. der unumschränkte Marktführer, der allerdings auch kleinere Unternehmen unterstützte. Eines von diesen war die „Vorarlberger Streichgarn-Spinnerei und Zwirnerei F. Dörler & Cie.“, die 1889 von Fidel Dörler in Lorüns gegründet wurde.
Fidel Dörler, 1838 in Bludenz geboren, hatte seine technische Ausbildung in Winterthur erhalten und war danach in der Textilindustrie in Deutschland tätig gewesen, ehe er sich selbständig machen wollte und sich in Bludenz nach einem geeigneten Platz für einen Betrieb umschaute. Nachdem sich der Erwerb der Fabrik Alt-Klarenbrunn zerschlagen hatte, wurde er in Lorüns fündig. Am linken Ufer der Alfenz begann er auf einem Grundstück der Fa. Getzner, Mutter & Cie. 1889 mit der Errichtung eines Fabrikgebäudes.

In dieser kleinen Fabrik wurden aus ungekämmter Wolle und Wollmischungen Streichgarne hergestellt, die vor allem für das Weben von gröberen Stoffen wie Tweed, Flanell oder Loden verwendet wurden. Ab 1897 wurde die Produktion tatsächlich ganz auf Loden und Wolldecken umgestellt.
Wie auch andere kleine Produktionsstätten entschlossen sich auch Dörler & Cie. zur Verwendung von Strom für den Antrieb der hauseigenen Maschinen. Daher wurde noch vor der Jahrhundertwende auf dem Firmenareal ein kleines Kraftwerk errichtet, das anfänglich 300 PS Strom produzierte. Das Wasser der Ill wurde kurz nach der äußeren Lorünser Holzbrücke in einen Kanal abgeleitet, der direkt zum Kraftwerk und von dort über einen Abwasserkanal wieder zur Ill führte.
Der Betrieb konnte allerdings von Anfang an wegen schlechten Geschäftsgangs kaum kostendeckend geführt werden, sodass Dörler noch vor der Jahrhundertwende ernsthaft über einen Verkauf nachdachte. Im Mai 1903 wurde der Betrieb tatsächlich geschlossen, und nur drei Monate danach verstarb der Firmengründer.
1907 wurde die Firma schließlich von den Erben an die Vorarlberger Zementwerke AG verkauft. Das Kraftwerk wurde 1926 zum Alfenzkraftwerk ausgebaut, das in der Folge deutlich mehr Strom produzierte (3200 PS), der für die Zementproduktion dringend nötig war. OS