Von der Rotfarbe zur Rondo: Wie aus einer Färberei ein Papierimperium wurde

Heimat / 11.06.2025 • 09:27 Uhr
Die leerstehende ehemalige Ganahl Bleiche und Färberei kurz vor der Wiederbelebung des Areals als Vorarlberger Papierfabrik GmbH, 1911. Foto: Firmenarchiv Rondo Ganahl
Die leerstehende ehemalige Ganahl-Bleiche und Färberei kurz vor der Wiederbelebung des Areals als Vorarlberger Papierfabrik GmbH, 1911. Firmenarchiv Rondo Ganahl

Die Geschichte der Firma Ganahl in Frastanz beginnt mit einer Färberei 1843.

Frastanz Als Carl Ganahl im Jahr 1843 am Gießenbach in der Frastanzer Au eine sogenannte Rotfarbe errichten ließ, war der Grund ein strategischer: Unabhängigkeit von schwankender Wirtschaftslage und der Konkurrenz der Textilindustrie.

Von der Rotfarbe zur Rondo: Wie aus einer Färberei ein Papierimperium wurde: Rondo Ganahl 1851, rechts die neue Lagerhalle von 1949. Foto: Firmenarchiv Rondo Ganahl
Rondo Ganahl 1851.Firmenarchiv Rondo Ganahl

Mit der Errichtung einer eigenen Färberei und Druckerei begann der Grundstein einer industriellen Erfolgsgeschichte. Die Rotfarbe, etwa einen Kilometer von der oberen Textilfabrik entfernt, war verkehrsgünstig an der Straße von Feldkirch nach Bludenz gelegen. Auf alten Fotos sieht man ein großflächiges Ensemble verschachtelter Gebäude – dominiert von einem weithin sichtbaren Trockenturm, wie er für Färbereien typisch war.

Von der Rotfarbe zur Rondo: Wie aus einer Färberei ein Papierimperium wurde: Papierfabrik um 1940. Foto: Gemeindearchiv Frastanz
Papierfabrik um 1940.Gemeindearchiv Frastanz

Betriebseinstellung</span>

1906 wurde der Betrieb eingestellt, ein Teil der Anlage in Arbeiterwohnungen umgewandelt. Fünf Jahre später kam neues Leben an den Gießenbach: Philipp Ganahl und Theodor Fries, ein Spezialist für Papiergarnträger, gründeten 1911 die Vorarlberger Papierfabrik GmbH. Der Anlass war dramatisch – die Rankweiler Papierfabrik Berlinger, Hauptlieferant für die Textilindustrie, war 1910 abgebrannt und wurde nicht wieder aufgebaut. Gemeinsam mit 30 weiteren Gesellschaftern – darunter führende Unternehmen und Privatpersonen – schufen Ganahl und Fries die Grundlage für die regionale Papierproduktion. Die Hallen der ehemaligen Blaufärberei wurden zur Produktionsstätte umgebaut, neue Gebäude wie ein dreistöckiges Lager, ein Kesselhaus mit Schornstein und eine zentrale Produktionshalle wurden errichtet. Planer war der Bregenzer Bauingenieur Arnold Fussenegger. Das Wasser für die Produktion kam direkt aus dem Gießenbach.

Von der Rotfarbe zur Rondo: Wie aus einer Färberei ein Papierimperium wurde: Neue Rondo Verwaltungszentrale am Rotfarbweg 2013. Foto: Böhringer
Neue Rondo-Verwaltungszentrale am Rotfarbweg 2013. Böhringer

Soldatenquartier</span>

Eine moderne Papiermaschine vom Voithwerk St. Pölten bildete das Herzstück. Produziert wurde aus Zellulose, Holzschliff, Baumwollstoffen und Altpapier. Bald schon wurde unter dem Namen “Rondo” Papier verkauft. Der Zweite Weltkrieg brachte einen herben Einschnitt: Die Fabrik wurde von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und diente als Soldatenquartier. Doch der wirtschaftliche Wiederaufbau gelang: 1954 nahm Rondo die Wellpappeerzeugung auf – ein Geschäftsfeld, das sich bis heute als tragende Säule erwiesen hat. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Standort Frastanz laufend ausgebaut und modernisiert. Mit Investitionen in die Papiermaschine II (PM II) – 1961 in Betrieb genommen und zuletzt 2011 modernisiert – hält man den technologischen Anschluss.

[Frastanz - Rondo Ganahl]
Rondo Ganahl Betriebsgelände.Rondo Ganahl

Erfolgreiches Unternehmen seit 1911

Heute ist die Rondo Ganahl AG ein international tätiges Unternehmen mit Standorten in Tirol, Niederösterreich, der Steiermark, Ungarn, Rumänien und der Türkei. Vom historischen Baubestand der Rotfarbe ist nichts mehr erhalten, auch die letzten Reste der Papierfabrik von 1911 wurden abgerissen. An deren Stelle steht ein moderner Verwaltungssitz nach den Plänen der Architektin Marion Rainer. Eines ist geblieben: die Papierproduktion am Standort Frastanz – ununterbrochen seit 1911. Heute beschäftigt das Unternehmen rund hundert Mitarbeitende und schreibt seine Geschichte zwischen Tradition und Zukunft weiter.