Fotokunst aus fern und nah von Nikolaus Walter

Schwarz-Weiß-Arbeiten in der Villa Claudia und an der Montforthaus-Fassade
Feldkirch Zum 80. Geburtstag des seit seiner frühen Jugend in Feldkirch lebenden Ausnahmefotografen Nikolaus Walter widmet ihm die Künstler:innen-Vereinigung “Kunst Vorarlberg” ihre diesjährige Sommerausstellung. Im “Forum für aktuelle Kunst”, beheimatet im ersten Obergeschoss der “Villa Claudia”, sind im Zuge der intensiven Reisetätigkeit von Walter entstandene Aufnahmen zu sehen. Seine Tochter, die Künstlerin May-Britt Nyberg, und deren kunstkundiger Lebensgefährte Karlheinz Pichler haben als Kuratoren die fünf vorhandenen Räume je einem Land gewidmet: Neufundland (Kanada), Nicaragua, Portugal, Weißrussland und Indien.

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Immer wieder zeigt sich die Vorliebe des Fotografen für die Randgruppen der Gesellschaft und ihre Lebensbedingungen, für Einzelschicksale, soziale und familiäre Strukturen, das, was hinter den Fassaden und Stereotypen steckt. “Er versteht es wie kaum ein anderer, den entscheidenden Moment, den genau richtigen Zeitpunkt zu finden, um den Auslöser zu drücken” sieht Pichler in Nikolaus Walter eine Fortsetzung der 1952 von Henri Cartier-Bresson aufgestellten Theorie der Fotografie des “entscheidenden Moments”. Einher mit dem außergewöhnlichen Bildkosmos des Künstlers gehe auch stets eine gewisse Melancholie. Denn mit Betätigung des Auslösers falle eine bestimmte Situation, ein Zustand, eine Begebenheit unmittelbarer Vergangenheit anheim. Das Bild werde zur Reminiszenz an etwas, das unwiederbringlich verloren scheint, zur Dokumentation und zum Zeugnis, das in unser er eigenen Erinnerung zusehends verblassen würde.

Nikolaus Walter hat sein Handwerk an der “Grafischen” in Wien perfektioniert und zuerst in England hat er für einen Verlag Ansichtskartenmotive fotografiert, später zog es ihn in die USA, nach Kanada, Südamerika, Osteuropa, Indien und viele europäische Länder.
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Bei der Vernissage, zu der als Vizepräsident von “Kunst Vorarlberg” Hanno Metzler begrüßte, erinnerte sich Walter im Gespräch mit Pichler an eine Reihe von Erlebnissen auf seinen Reisen. Etwa an Guerillieros und Slumhütten in Nicaragua, die über Eisschollen hüpfenden Kinder und Vietnamkriegsdienstverweigerer in Kanada oder die Suche nach dem von der weißrussischen Bürgermeisterin versprochenen Privatquartier, weil diese sich zu viel Zeit damit gelassen hatte. Aber auch an die Lieferung von Hilfsgütern in die Mangrovenwälder des indischen Sunderland, wo es keine Verbindung über Land, aber menschenfressende Tiger, Giftschlangen, Skorpione und Piratenverstecke gibt. Nicht zuletzt an jenen Inder, der auf seiner Rikscha ziemlich unbequem schlafen muss, weil der Diebstahl des Gefährts ihn ruinieren würde.

Eindrucksvolle musikalische Ergänzungen zur Eröffnung der Ausstellung steuerte die Flötistin Eva Amsler bei, etwa mit ihrer Interpretation von “El Condor Pasa”. Für die kulinarische Stärkung der Gäste standen neben Getränken Brownies und Linzerschnitten bereit.

Der Weltreisende in Sachen Fotografie hat als Teil seines sehr umfangreichen, weit über die derzeit in der Villa Claudia gezeigten Arbeiten hinausgehenden Werks auch mehrere Fotobücher über seine Heimatstadt Feldkirch veröffentlicht. Eine Auswahl der schönsten Feldkirchbilder sind in diesem Monat im Großformat auf die Außenhaut der Glasfronten des Montforthauses aufkaschiert. Dazu gehören Blicke über die Dächer der Stadt und auf das pulsierende Geschehen an den Schauplätzen im Inneren. AME
