Metzlers Erben – Die letzte Stickerei im Walgau

Das letzte Kapitel einer einst florierenden Industrie im Walgau.
Darum geht’s:
- Im Jahr 1896 begann Daniel Metzler mit Stickerei.
- 1911 errichtete Metzler ein repräsentatives Produktionsgebäude.
- 2014 endete Metzlers Betrieb als letztes Stickereigeschäft.
Satteins Im Jahr 1896 begann Daniel Metzler, der Gründer des größten Stickereiunternehmens in Satteins, mit nur einer Maschine in einem einfachen Lokal im Dorfzentrum. Was klein begann, wurde zu einem Industriebetrieb mit überregionaler Bedeutung: Bereits 1911 ließ Metzler am damaligen Dorfrand ein repräsentatives Produktionsgebäude errichten, ausgestattet für zwölf Stickmaschinen. Gleich daneben entstand 1921 eine große Villa im Heimatstil, samt Gartenanlage – entworfen vom renommierten Rankweiler Bauunternehmen Riedmann & Scheidbach, das für seine eleganten Lösungen im Mittelstandsbau bekannt war. Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs das Unternehmen kontinuierlich: Um 1939 beschäftigte Daniel Metzler’s Stickerei rund 40 Arbeiter. Während des Kriegs kam es zu einem vorübergehenden Stillstand – Rohstoff- und Arbeitskräftemangel zwangen zur Pause. Doch das Unternehmen überlebte.

Das letzte Kapitel
Nach dem Krieg übernahm Heinrich Metzler die Weiterentwicklung: 1955 ließ er die Produktionshalle auf 21 Maschinen erweitern und ein eigenes Bürogebäude mit Verbindungstrakt errichten. In den 1980er Jahren erreichte der Betrieb mit 80 Beschäftigten seinen personellen Höhepunkt. Über Jahrzehnte liefen die Maschinen im Zweischichtbetrieb – ein unüberhörbarer Takt im Alltag des Dorfes. Seit den 1970er Jahren verlagerte sich der Fokus stark auf den Export nach Afrika – ein Trend, den viele Stickereien in Vorarlberg teilten. Trotz schwankender Belegschaftszahlen blieb Metzler’s Unternehmen über viele Jahrzehnte ein stabiles Rückgrat im Walgau. Bis 2014: Dann verstummten die Maschinen für immer. Metzler’s Erben war der letzte aktive Stickereibetrieb in der Region.
Ein Unternehmer mit Weitblick
Daniel Metzler war mehr als nur Industrieller. Um 1900 plante er gemeinsam mit dem Satteinser Energiepionier Gebhard Burtscher ein Laufkraftwerk am Gießenbach. Es sollte nicht nur seine Produktion, sondern auch Satteinser Haushalte mit Strom versorgen – ein visionäres Projekt zu seiner Zeit. Heute erinnert nicht nur die Villa im Heimatstil im Außerfeld 12 an die Blütezeit der Stickerei in Satteins. Auch das soziale Gedächtnis des Ortes trägt Metzlers Handschrift – als Symbol für Handwerk, Innovation und Durchhaltevermögen. MEC