Eine Weltkarriere startete in Feldkirch

Heimat / 25.09.2025 • 13:32 Uhr
Feldkircher Gazette des berühmten Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle.
Feldkircher Gazette des berühmten Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle. CRO

Philipp Schöbi referierte über die „Feldkircher Gazette“ des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.

Darum geht’s:

  • Arthur Conan Doyle besuchte 1875 die Stella Matutina.
  • Gründete Schülerzeitung “The Feldkirchian Gazette”.
  • Feldkirch beeinflusste Doyles literarische Karriere.

FELDKIRCH Sherlock Holmes gilt als der berühmteste Detektiv aller Zeiten. Wohl weniger bekannt ist, dass die literarischen Wurzeln seines Schöpfers Arthur Conan Doyle in Feldkirch liegen. Denn als 16-jähriger Zögling wurde der jugendliche Doyle anno 1875 auf Geheiß seines Lehrers Pater Alexander Baumgarten von englischen College Stonyhurst in das Jesuiten-Gymnasium Stella Matutina geschickt, um in Feldkirch ordentlich Deutsch zu lernen. Der talentierte und sprachbegabte Zögling tat aber mehr. Er gründete mit „The Feldkirchian Gazette“ eine eigene Schülerzeitung, die vorwiegend für die englischen Austauschstudenten gedacht war. Vor genau 150 Jahren erschien die mit lila Tinte handgeschriebene Publikation, deren 29 Seiten vom Feldkircher Literaturvermittler und Doyle-Kenner Philipp Schöbi genau analysiert wurden. Doyles Ansinnen war es, eine wissenschaftliche und literarische Zeitschrift zu verfassen, die monatlich erscheinen sollte. Es gab auch tatsächlich noch eine zweite Ausgabe, von der fragmentarisch noch 15 Seiten vorhanden sind.

Feldkircher Gazette des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.
Der Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle gründete die Feldkircher Gazette.

Gazette für trostloses Jahr

Im Theater am Saumarkt gab Schöbi einen spannenden und amüsanten Einblick in das Schaffen des später weltberühmten Autoren, der nur deshalb eine Karriere als Schriftsteller machte, weil er in seiner eigentlichen Profession als Arzt kaum Geld verdiente. In der Feldkircher Gazette schrieb er seine Eindrücke und Geschichten nieder und verfasste sie zudem in Reimform. Doyle griff die verschiedensten Themen auf, berichtete über Fußball, der an der Stella Matutina gespielt wurde, mokierte sich über einen gewissen Pater Pipes oder dichtete über das Instrument Bombardon, dessen Kraft alle anderen weit übertrifft.

Feldkircher Gazette des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.
Feldkircher Gazette des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.

Die Gazette sollte die Zöglinge durch das trostlose Jahr tragen, die wie ein Schiff inmitten lauter Wogen, der wütenden See trotzt. Ganz so trostlos wurde das Jahr für den am 22. Mai 1859 in Edinburgh geborenen Schotten dann doch nicht, beschrieb er später seine Zeit in Feldkirch als ein freundliches und von Menschlichkeit geprägtes Umfeld und „alles in allem glücklichen Jahr“.

Ein mutiger Herausgeber

Die literarische Reife des jungen Mannes war beachtlich. Der Vortragende Philipp Schöbi sah in Doyle einen verwegenen und mutigen Herausgeber, den er „rotzfrech“ nannte. So gab er im zweiten Band vermutlich einem anderen Autor Platz für eine Geschichte, die unter dem Titel „Roundabout Papers“ veröffentlicht wurde. Diese handelt unter anderem vom Kegeln mit einem menschlichen Schädel, einem Indianerhäuptling, der sich in einer Leichenhalle ergötzte und lachte, als er zusah, wie eine alte Frau von einem Omnibus überfahren wurde. Schöbi ist überzeugt, dass diese Geschichte nicht Doyle selbst stammt, aber Platz in seiner Gazette fand. „Man kann sich denken, wie das in einer streng katholischen Schule des 19. Jahrhunderts ankam.“ Doyle schrieb dazu: „Und die Mächtigen unsere Zeitung fürchten und so auch die Pressefreiheit.“

Feldkircher Gazette des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.
Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle.

Doyles literarisches Talent wurde von seinem Patenonkel Michael Edward Conan, dem er die Gazetten schickte, erkannt. “In jeder einzelnen seiner seriösen Inspirationen fand ich Passagen von durchdringender, origineller Frische und einfallsreichem Raffinement. Seine ‚Feldkircher Zeitung‘ gibt Anlass zu größten Hoffnungen.” Exakt 150 Jahre nach der Herausgabe seiner Gazette braucht es dafür keinen Beweis mehr. Nicht nur die 56 erschienenen Sherlock-Holmes-Romane sprechen Bände, sondern vor allem auch seine Werke wie der Roman The Firm of Girdlestone (1890), Rodney Stone, Sir Nigel und The White Company oder auch die mystischen Novellen wie The Parasite (1894) und Mystery of the Cloomber (1895). CRO