Ehemalige Josephs-Kapelle wurde 1890 zur Lourdes-Kapelle

Heimat / HEUTE • 17:38 Uhr
Die Kapelle ist seit über 300 Jahren Teil der Klosteranlage (Foto: OS)
Die Kapelle ist seit über 300 Jahren Teil der Klosteranlage (Foto: OS)Otto Schwald

Der kleine Sakralbau neben dem Franziskanerkloster zieht noch heute viele Gläubige an

Bludenz Die kleine Kapelle neben dem Zugang zur Pforte des ehemaligen Kapuzinerklosters (heute Franziskanerkloster) in der Vorstadt St. Jakob wurde bereits am Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Nachdem die erste Totengruft für die verstorbenen Patres unter dem Schiff der Klosterkirche zu klein geworden war, wurde westseitig eine neue Gruft errichtet. Über dieser sollte auch eine Totenkapelle gebaut werden, die ursprünglich deutlich größer war als die heutige. 1699 konnte der Bau schließlich erfolgreich abgeschlossen werden, wenn auch erst nach erheblichen Schwierigkeiten wegen der Finanzierung. Bis 1783, als es in der Zeit der josefinischen Reformen zum Verbot von Beisetzungen in Klostergrüften kam, fanden unter der Kapelle insgesamt 51 Mitglieder der Klostergemeinschaft ihre letzte Ruhestätte.

Die Lourdesgrotte an der Westseite der Kapelle (Foto: OS)
Die Lourdesgrotte an der Westseite der Kapelle (Foto: OS)

Die Konsekration dieser ursprünglichen Totenkapelle erfolgte schließlich am 31. Juli 1709 durch den Churer Bischof Ulrich von Federspiel. Geweiht wurde sie zwar nicht nur zu Ehren des Hl. Joseph, des bedeutendsten Sterbepatrons der katholischen Kirche, sondern auch zu Ehren des Hl. Franziskus von Assisi und des Hl. Antonius von Padua. An der Namensgebung änderte das jedoch nichts, denn die Bezeichnung Josephs-Kapelle behielt das kleine Gotteshaus letztlich über fast 200 Jahre lang.

Ende des 19. Jahrhunderts kam es schließlich zu einer einschneidenden Veränderung, als um 1890 mit einer umfassenden Umgestaltung der Kapelle begonnen wurde. Der westseitige Eingang wurde an die Nordseite verlegt, und im Inneren entfernte man den Josephs-Altar, der sich an der Ostseite neben einer Verbindungstür zum Kloster befunden hatte. Das einstige Altarblatt, gemalt um 1700 von Hans Georg Wegscheider aus Riedlingen, zeigte eine Darstellung von Maria und Joseph als Fürsprecher der Armen Seelen. Es befand sich lange an der Kapuzinergrabstätte auf dem Städtischen Friedhof.

Dafür erhielt die Kapelle westseitig eine der damals äußerst beliebten Nachbildungen der Lourdes-Grotte. Für die beiden Hauptfiguren der Muttergottes und der Hl. Bernadette zeichneten zwei Bludenzer Künstler verantwortlich, die Brüder Johann und Andreas Jehly. Die feierliche Einweihung der Lourdes-Kapelle samt Grotte nahm Generalvikar Dr. Zobl am 19. Oktober 1890 vor. Die Krone der Unbefleckten, die ein Bludenzer Lourdes-Pilger mitbrachte, weihte 1912 François-Xavier Schoepfer, Bischof von Tarbes und Lourdes.

Als 1941 das Kloster durch die Nationalsozialisten aufgehoben wurde und die Kapuzinerpatres es verlassen mussten, wurde die Lourdes-Kapelle kurzerhand zu einem Munitionsdepot umfunktioniert, wobei die Grotte glücklicherweise die folgenden Jahre nahezu unbeschädigt überstand. Nach der Rückkehr der Patres im Jahr 1945 wurde die Kapelle wieder instand gesetzt, und die beiden Statuen von Maria und Bernadette, die in den Kriegswirren von Familie Alfons Salzgeber in Sicherheit gebracht worden waren, kehrten in einer feierlichen Prozession in die Lourdes-Grotte zurück. Damals wurde auch ein Votivbild von Hubert Fritz in der Kapelle angebracht.

Auch nach der Übernahme des Kapuzinerklosters durch polnische Franziskaner der Provinz Posen nahmen sich diese sofort der in der Bevölkerung sehr beliebten und oft aufgesuchten Kapelle an und bezogen sie auch in die umfassende Renovierung der Klosteranlage mit ein, als auch die Kapelle neu ausgemalt wurde. 2020 wurde sie schließlich unter Guardian P. Makary Warmuz und Klostervater Heinz Seeburger aufwändig und grundlegend restauriert. OS