Diplomarbeitsprojekt an der HLW Rankweil setzt Zeichen für Resozialisierung

Heimat / 28.12.2025 • 13:00 Uhr
Die Maturantinnen Lilly Weikl und Valeria Kohler mit Bewährungshelferin Katharina Zeller und Johannes Pircher-Sanou vom Verein NEUSTART bei der Spendenübergabe  (Credit: Lilly Weikl)
Die Maturantinnen Lilly Weikl und Valeria Kohler mit Bewährungshelferin Katharina Zeller und Johannes Pircher-Sanou vom Verein Neustart bei der Spendenübergabe. Samuel Benvenuti

Schülerinnen organisieren Spendenaktion für Haftentlassene gemeinsam mit Verein Neustart.

Rankweil Zwischen beschrifteten Sammelboxen, sorgfältig sortierten Hygieneartikeln und gefüllten Weihnachtspaketen wurde an der HLW Rankweil in den vergangenen Wochen ein Thema greifbar gemacht, das in der öffentlichen Wahrnehmung oft im Hintergrund bleibt: die Resozialisierung von Menschen nach einer Haftentlassung. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit organisierten die Maturantinnen Lilly Weikl und Valeria Kohler ein soziales Praxisprojekt in Zusammenarbeit mit dem Verein Neustart, um haftentlassene Personen konkret zu unterstützen.

Kern des Projekts war eine schulinterne Spendenaktion. In einer Sammelbox wurden Hygieneartikel, Mützen, haltbare Lebensmittel und weitere Alltagsgegenstände gesammelt. Aus den eingegangenen Spenden stellten die beiden Maturantinnen insgesamt acht Weihnachtspakete mit Alltagsprodukten für Klientinnen und Klienten des Vereins Neustart zusammen. Gerade in der ersten Zeit nach der Haft, in der finanzielle Mittel und soziale Netzwerke oft fehlen, stellen solche Sachspenden eine spürbare Entlastung dar.

Ergänzend dazu organisierten Weikl und Kohler einen Kuchenverkauf im Rankweiler Hof. Dabei kamen 220 Euro zusammen, die vollständig dem Verein Neustart zugutekamen. Übergeben wurden elf Spar-Gutscheine im Wert von jeweils 20 Euro, die den Betroffenen eine eigenständige Versorgung mit Lebensmitteln ermöglichen sollen. “Uns war wichtig, nicht nur symbolisch zu helfen, sondern Unterstützung zu leisten, die im Alltag wirklich ankommt”, erklären die Schülerinnen.

Valeria Kohler und Lilly Weikl beim Kuchenverkauf im Rankweiler Hof (Credit: Lilly Weikl)
Valeria Kohler und Lilly Weikl beim Kuchenverkauf im Rankweiler Hof Lilly Weikl

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Resozialisierung war dabei bewusst praxisnah angelegt. Haftentlassene Personen stehen häufig vor erheblichen Herausforderungen – von Wohnungslosigkeit über Arbeitslosigkeit bis hin zu sozialer Stigmatisierung. Dass Resozialisierung weniger am fehlenden Willen der Betroffenen scheitert als an strukturellen Hürden, bestätigt auch Johannes Pircher-Sanou, Leiter des Vereins Neustart in Bregenz. Initiativen wie jene der beiden Schülerinnen hätten “eine hohe praktische und zugleich symbolische Bedeutung”. Sie würden nicht nur Grundbedürfnisse absichern, sondern auch ein gesellschaftliches Signal senden: “Resozialisierung ist nicht allein Aufgabe von Justiz und Sozialarbeit, sondern erfordert Solidarität und Verantwortung aus der Mitte der Gesellschaft.”

Aus eingegangenen Spenden stellen die beiden Maturantinnen acht Weihnachtspakete mit Alltagsprodukten für Klientinnen und Klienten des Vereins NEUSTART zusammen. (Credit: Lilly Weikl)
Aus eingegangenen Spenden stellen die beiden Maturantinnen acht Weihnachtspakete mit Alltagsprodukten für Klientinnen und Klienten des Vereins Neustart zusammen. Lilly Weikl

Besonders berührend war für die Initiatorinnen des Projekts die Übergabe der Pakete und Gutscheine an den Verein. Die Wertschätzung, mit der ihre Unterstützung aufgenommen wurde, habe deutlich gezeigt, wie sinnvoll das Projekt sei. Zugleich zeigten sich die beiden überrascht vom großen Engagement innerhalb der Schulgemeinschaft. Trotz der oft als schwierig wahrgenommenen Zielgruppe sei die Bereitschaft zu helfen hoch gewesen.

Für die Schülerinnen steht fest: Resozialisierung verdient mehr Aufmerksamkeit. “Nur durch Unterstützung und Akzeptanz kann ein nachhaltiger Neubeginn gelingen. Unser Projekt hat uns gezeigt, dass bereits kleine Beiträge eine große Wirkung haben können”, halten Lilly Weikl und Valeria Kohler fest. SBE