Treffen von Jugendlichen führte zu Übersaxner Cluster

Infektionszahlen in Vorarlberg steigen weiter an. Infektionstreiber sind private Zusammenkünfte.
Schwarzach Es reicht schon, wenn ein Einzelner infiziert ist – schon ist ein Cluster entstanden. Den Beweis treten derzeit ein paar Jugendliche aus Übersaxen an. Sie kamen zusammen, nun sind fünf Familienverbände in der Vorderländer Gemeinde positiv. „Einer davon muss das Virus mitgebracht haben“, berichtet Bürgermeister Rainer Duelli. Auf die Einwohnerzahl gerechnet verzeichnet Übersaxen mit derzeit 16 Betroffenen die höchste Infektionszahl im Land.
Das Land nähert sich in langsamen Schritten an die anderen Bundesländer an und zog am Montag mit der Steiermark gleich. Beide verzeichnen aktuell 158 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner. Mitverantwortlich ist die deutlich ansteckendere „britische“ Virusvariante. Vor knapp einem Monat – als die Inzidenz in Vorarlberg bei unter 70 lag – konnte diese gerade einmal bei einem Drittel der Fälle nachgewiesen werden. Nun hat sie sich durchgesetzt und alle anderen Formen verdrängt, berichtet Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Langsam zeige sich auch der Effekt der Osterfeiertage: „Die kommenden zwei, drei Tage werden entscheiden, ob wir für Ostern bezahlen müssen oder nicht.“ Grabher berichtet, dass die meisten Neuinfektionen auf den privaten Bereich zurückzuführen sind. Außerdem gebe es Betriebs- und Schulcluster. Dass die steigenden Zahlen von den Lockerungen in der Gastro und bei Veranstaltungen kommen, glaubt der Landessanitätsdirektor nicht. Hier seien bislang keine größeren Cluster festgestellt worden. Bei der Rückverfolgung der Infektionsketten hätten sich die Quellenangaben nicht wesentlich verändert.
Grabher merkt allerdings an, dass das Infektionsteam von weniger Kooperationsbereitschaft in der Bevölkerung berichte. Es sei schwierig abzuschätzen, ob die Angaben der Betroffenen vollständig sind. Häufig würden sie auch nur zögerlich Aussagen machen, teilweise auch nicht unbedingt freundlich. „Die Müdigkeit ist spürbar.“ Die wenigsten würden sich offensichtlich verweigern. „Da sind wir im einstelligen Prozentbereich.“ Es müsse ja auch jeder laut Epidemiegesetz Auskunft geben.
Die Zahl der Neuinfektionen ist relativ gleichmäßig auf die Bezirke verteilt. Feldkirch verzeichnet mit 149 die geringste Inzidenz und Dornbirn mit 165 den höchsten Wert. Während vor einem Monat noch jede zweite Gemeinde eine 0-Inzidenz vorweisen konnte, ist es nun nur noch jede dritte Ortschaft. Eine Umfrage in derzeit besonders betroffenen Orten zeigt vor allem eines: Immer wieder sind Treffen von mehreren Personen wie auch familiäre Kontakte Infektionstreiber Nummer eins. Die Bürgermeister der Städte Lustenau, Hohenems und Dornbirn haben schon länger damit zu kämpfen. In einem gemeinsamen, offenen Brief appellieren sie nun mit Landesrat Christian Gantner an die Bevölkerung, die Kontakte zu reduzieren und Hygienemaßnahmen einzuhalten: „Die nächsten Wochen sind entscheidend, um die Modellregion Vorarlberg mit den Öffnungsschritten für Kinder und Jugendliche, in der Gastronomie und bei Veranstaltungen halten zu können.“





