Unternehmer klagt Willkür bei Spengler-Meisterprüfungen an

Schwere Vorwürfe gegen Kommission nach negativen Beurteilungen bei Meisterprüfung. Verwaltungsgericht am Zug.
Lauterach Fein säuberlich sind Medaillen, Pokale und Urkunden in einer großen Glasvitrine verstaut. Sie sind der ganze Stolz des Lauteracher Dachdecker- und Spenglereiunternehmers Michael Jäger (48). Seit über zwei Jahrzehnten investiert er viel Herzblut in die Qualifikation seiner Mitarbeiter. Der Lohn: nationale und internationale Auszeichnungen, darunter auch ein Weltmeistertitel. Das Unternehmen mit rund 25 Mitarbeitern genießt als Ausbildungsbetrieb einen exzellenten Ruf. Mittlerweile ist bereits die nächste Generation am Start. Zwei seiner Söhne und ein erfahrener Vorarbeiter sind heuer im Mai zur Meisterprüfung angetreten. Geschafft hat es nur einer. Unterdessen schlagen die Vorgänge bei den Prüfungen hohe Wellen. Der Fall ist am Landesverwaltungsgericht anhängig.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Es geht um Willkür und Befangenheit, chaotische Zustände während der Prüfungen und Ungereimtheiten in den Bewertungsunterlagen. Michael Jäger lässt kein gutes Haar an der Prüfungskommission. “Die beiden hätten niemals durchfallen dürfen.” Der Unternehmer ist beeidigter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. Privatgutachten, die er in beiden Fallen – einer davon betrifft seinen Sohn – unabhängig angefertigt hat, kommen zu einem völlig anderen Ergebnis. Die beiden Prüfungskandidaten hätten demnach nicht nur durchkommen müssen, sondern hätten bis hin zu einer Auszeichnung verdient.

Die Prüfungskommission besteht aus einem Vorsitzenden und zwei weiteren Mitgliedern. Abgenommen werden die Meisterprüfungen im WIFI, die Wirtschaftskammer fungiert als Behörde. Die Prüflinge hätten im Vorfeld eine intensive Vorbereitung bewältigt, darunter Fachkurse bei Herstellern des verwendeten Materials, beschreibt Jäger. “Sie haben viel Zeit investiert”. Die praktische Prüfung selbst beschreibt der Unternehmer als völlig chaotisch. Stromausfall, Arbeitsmaterial habe gefehlt. Die negative Beurteilung wird schließlich im Privatgutachten zerpflückt. Fazit: “Die Kommissionsbeurteilung hat sich nicht am Stand der Technik orientiert. Es gibt eine Willkür in der Beurteilung”, so Jäger.

Der Dachdecker- und Spenglermeister geht mit der Prüfungskommission, die von einem Mitbewerber als Vorsitzenden angeführt wird, hart ins Gericht. Es geht auch um den Verdacht der Befangenheit. Der Unternehmer hat mit Unterstützung seines Rechtsanwaltes Herwig Mayrhofer einen Bescheid und Einsichtnahme in die Bewertungsunterlagen beim WIFI erwirkt. “Uns sind relevante Unterlagen nicht zur Verfügung gestanden”, so Mayrhofer. Es seien Dinge bewusst verschwiegen worden. Mittlerweile ist eine Bescheidbeschwerde beim Landesverwaltungsgericht anhängig. Einsicht in Akten dort hätten weitere Widersprüche gezeigt. “Prüfungszeugnisse weisen nachträgliche Korrekturen einzelner Kriterien auf. In einem Fall stimmt noch nicht einmal die Additionssumme”, so Mayrhofer.

Der Fall ist längst auch der Wirtschaftskammer Vorarlberg bekannt. Direktor Christoph Jenny hat sich demnach selbst ein Bild von den Vorgängen gemacht. “Ich sage nicht, dass alles 100 Prozent so gelaufen ist, wie ich mir eine optimale Prüfung vorstelle”, räumt er zwar ein. Keine der Vorfälle seien aber so relevant gewesen, dass sie sich auf das Prüfungsergebnis ausgewirkt hätten. Die Kammer stärkt der Kommission den Rücken. Jenny spricht von drei unabhängigen Experten, die zum selben Schluss gekommen seien. Dass es jetzt eine Bescheidbeschwerde gebe, sei ein normaler Vorgang. Die Richter am Verwaltungsgericht hätten nun eben zu entscheiden.

Bei Unternehmer Michael Jäger ist Ernüchterung zu spüren. Dennoch gibt er sich kämpferisch. Auch weil es darum gehe, allgemein Fehlentwicklungen bei Meisterprüfungen im Land aufzuzeigen. Bestens ausgebildete Prüflinge scheitern, anderen werde trotz ungenügender Leistung ein positives Zeugnis ausgestellt. Im Kampf gegen Willkür sind jetzt die Gerichte am Zug.

Offen scheint indes, wie die Prüfungskommission der Spengler in Zukunft besetzt sein wird. Der Vorsitzende jedenfalls ist in die Malversation rund um Siemens verwickelt und hat laut VN-Informationen seine Kammer-Funktionen ruhend gestellt. Es gilt die Unschuldsvermutung.