“Die Ausgangslage ist eine ungewisse Zukunft”: Mit diesem Projekt werden Schüler darauf vorbereitet

In den Lustenauer Mittelschulen ging es diese Woche um das Durchhaltevermögen als eine von 20 Sozialkompetenzen.
Lustenau Immer wieder nehmen die Kinder den Ball in die Hand, stellen sich hinten in der Reihe an und versuchen es aufs Neue. Mit dem Fuß sollen sie einen Ball in den Basketballkorb schießen. Für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit. Aber genau darum ging es diese Woche an den Lustenauer Mittelschulen Kirchdorf und Hasenfeld. Die Schülerinnen und Schüler trainierten ihr Durchhaltevermögen.

„Es ist eine von 20 Sozialkompetenzen, die den Kindern vermittelt werden soll – und das durch den Sport“, sagt Ingo Bergmann. Darum geht es beim vom Sportministerium geförderten Konzept „Life Goals“, das der Wiener Verein „Breaking Grounds“ (vorher „Kicken ohne Grenzen“) ins Leben gerufen hat. Bergmann ist Projektleiter „Life Goals“ und gehört zum Gründungsteam von „Breaking Grounds“.
Durchhaltevermögen als zentrales Thema
„Die Ausgangslage ist eine ungewisse Zukunft, auf die die Kinder und Jugendlichen nicht immer vorbereitet sind“, erklärt er. Das Projekt soll dabei helfen, die nötigen Zukunftskompetenzen aufzubauen und Potenziale zu entfalten. Und das unter dem Aspekt der physischen und psychischen Gesundheit.

Bei der 2. Klasse der Mittelschule Kirchdorf war Bergmann mit seinem Team nach Juni und Oktober nun schon das dritte Mal zu Gast. „Es ist schön, zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler von den vergangenen Einheiten mitgenommen haben.“ Einmal ging es um den Zusammenhalt und ein anderes Mal darum, nicht aufzugeben. „Ich kann es noch nicht“, ist dabei einer der Leitsätze, an denen sich die Kinder orientieren können. Immerhin spielt das auch für das Durchhaltevermögen eine wichtige Rolle.

Zum Beginn der Doppelstunde versuchen die Kinder, den Ball mit dem Fuß in der Luft zu halten. Bei manchen klappt das schon ganz gut. Sie halten den Ball hoch – viermal, fünfmal, sechsmal. Für andere ist es schon ein Erfolg, den Ball einmal hochzuschießen und wieder aufzufangen. So hat jeder seine ganz persönlichen Erfolgsmomente. Eines wird schnell klar: Die Mädchen und Buben sind mit vollem Einsatz dabei. Egal, ob sie Erfahrung am Ball haben oder nicht.
Eine Lehre fürs Leben
Anschließend gibt es verschiedene Stationen, an denen ein Ziel getroffen werden muss. Sie sind unterschiedlich schwierig. Hütchen werden umgeschossen, Bälle in Kästen gelupft und als Königsdisziplin muss der Ball eben mit dem Fuß im Basketballkorb versenkt werden. „Wichtig ist, ihr dürft erst weiter zur nächsten Station, wenn ihr die eine Übung geschafft habt“, gibt Bergmann vor. Um den Frust durch zahlreiche Fehlversuche auszuhalten, braucht es Durchhaltevermögen. Als es zwei Kinder tatsächlich schaffen, den Ball im Korb unterzubringen, brandet in der ganzen Halle großer Jubel auf. Nach etwa 20 Minuten wird die Gruppe geteilt.

Während die Mädchen ihr Abschlussspiel machen, setzen sich die Jungs in eine Ecke der Turnhalle und reflektieren das Erlebte. Die zentralen Fragen dabei: „Was ist Durchhaltevermögen und warum ist es wichtig?“ Nach 25 Minuten werden die Aufgaben getauscht. Zunächst klärt Bergmann mit den Kindern, was Durchhaltevermögen überhaupt bedeutet und in welchen Situationen die Schülerinnen und Schüler es selbst schon mal bewiesen haben. Es entsteht ein lebhaftes Gespräch. Schließlich vermittelt der Pädagoge den Kindern, warum die Sozialkompetenz sie auch in Zukunft begleiten und weiterbringen wird. Mit einem guten Gefühl verabschieden sich die Mädchen und Jungs in die Mittagspause.

Ingo Bergmann, seine Kollegen Noah Metzler, Aaron Hiebeler und Alain Bauwens sind glücklich, aber geschafft. Sie suchen Unterstützung und möchten sogar zwei 30-Stunden-Stellen besetzen. Denn das Projekt soll in Vorarlberg weiter ausgebaut werden. Es soll regelmäßigere Einheiten in den Schulen und an mehreren Schulen geben. Die Life-Goals-Methode wird mit ihren Ansätzen, Übungen und Leitfäden kostenlos sozialen Organisationen, Vereinen und Schulen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus soll es auch ein offenes Kicken für alle Jugendlichen geben. „Die Nachfrage ist groß“, lautet ihr eindeutiges Fazit nach den ersten Monaten.