Neue Impulse für die Dramatik

Karriere / 24.01.2025 • 14:45 Uhr
Neue Impulse für die Dramatik
Anton Fischer (2. von links) nahm den Preis von Hubert Dragaschnig, Michaela Vogel und Augustin Jagg entgegen. philipp steurer

Der Ingo & Ingeborg Springenschmid Preis geht in diesem Jahr an Anton Fischer.

Bregenz Am Donnerstagabend wurde im Theater KOSMOS in Bregenz der Ingo & Ingeborg Springenschmid Preis verliehen, der seit 2018 junge Talente der deutschsprachigen Dramatik fördert. Der diesjährige Hauptpreis geht an den Berliner Autor Anton Fischer für sein Stück „Und weiter Nichts“, das am 7. Februar im Kosmodrom uraufgeführt wird.

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Das preisgekrönte Stück von Fischer „Und weiter Nichts“ wird am 7. Februar im Kosmodrom uraufgeführt. philipp steurer

Michaela Vogel, Kuratorin des KOSMODROM, moderierte die Preisverleihung und ein Schauspielensemble präsentierte erste Szenen aus Fischers preisgekröntem Stück, das im Februar Premiere feiern wird und Raphael Brunner sorgte mit seinem Akkordeon für die wunderbare musikalische Umrahmung. Anton Fischer, der den Preis persönlich entgegennahm, freute sich: “Ich bin sehr dankbar für diese Anerkennung und es ist toll zu sehen, wie mein Stück interpretiert wird.”

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In ihrer ausführlichen Begründung würdigte die Jury Fischers Stück als herausragendes Beispiel zeitgenössischer Dramatik, das sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugt: „Cindy und Bert stolpern durchs Leben, immer auf der Suche nach Glück und Erfüllung. Dieses Stolpern wird auf wunderbar tragikomische Weise erzählt“. Mit scharfzüngigen und bisweilen bitterbösen Sprachspielen zeichnet Fischer ein präzises und faszinierendes Porträt seiner Protagonisten. Das anfängliche Schmunzeln über die Skurrilität des Paares gefriert, wenn der düstere Grundton des Stücks deutlicher wird. Fischers Text bricht bewusst die Distanz zwischen den Figuren und dem Publikum auf: „Die vermeintlich ferne Welt von Cindy und Bert rückt immer näher und bricht eine Distanz auf, die man eigentlich wahren möchte, um nicht selbst von der Führung stolpernd eingeholt zu werden“, so die Jury. Dieses Wechselspiel von Nähe und Distanz inszeniere Fischer nicht nur dramaturgisch, sondern auch sprachlich mit außerordentlicher Präzision und Souveränität.

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Das zentrale Gefühl der Leere zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück. Dieses Nichts, mal subtil, mal überwältigend, wird durch Fischers Sprachwitz und Situationskomik aufgelockert und schafft eine Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit. Die Jury hob hervor, wie eindringlich Fischer Gefühle wie Apathie und Entfremdung skizziere und gleichzeitig einen Funken Leichtigkeit durchscheinen lasse. Das Ergebnis sei ein faszinierendes Wechselspiel von Irritation und Neugier, Einsamkeit und Verzweiflung, Absurdität und Enttäuschung.

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Raphael Brunner sorgte für die musikalische Umrahmung. philipp steurer

Anton Fischer wurde 1997 in Halle geboren und wuchs in Dresden auf. Nach einem Dramaturgie-Studium in Leipzig und einem Master in Ästhetik in Frankfurt studiert er seit 2024 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Bereits 2021 wurde sein erstes Theaterstück „Das Fantastische Training“ an den Cammerspielen Leipzig uraufgeführt. 2024 wurden Auszüge aus „Und weiter Nichts“ beim Dramatiker:innenfestival Graz gezeigt und überzeugten Publikum und Kritik.

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Michaela Vogel leitet seit dem Jahr 2023 das KOSMODRON. philipp steurer

Der Ingo & Ingeborg Springenschmid Preis wurde ins Leben gerufen, um den dramatischen Nachwuchs zu fördern. Er erinnert an den Autor und Konzeptkünstler Ingo Springenschmid und seine Frau Ingeborg, die das Theater KOSMOS über viele Jahre begleitet haben. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und richtet sich an Autorinnen und Autoren unter 40 Jahren. Ziel ist es, der Gegenwartsliteratur kreative Impulse zu geben. Eine zentrale Rolle spielt dabei das KOSMODROM. Seit 2023 wird das Format von Michaela Vogel geleitet, das jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne bietet und die Vorarlberger Kulturlandschaft nachhaltig prägt.