So frech wie verwegen und wunderbar

Theaterkreis Altach wagte sich mutig an die Bühnenfassung von Michael Köhlmeiers Erzählung “Der Unfisch”.
Altach Kein Geringerer als der bekannte Filmemacher Robert Dornhelm hat die Erzählung, die während eines Gesprächs mit dem Schriftsteller Michael Köhlmeier konzipiert wurde, erstmals in eine Spielhandlung umgesetzt. Maria Schrader überzeugte in der Hauptrolle, Eva Herzig, Bibiane Zeller und Karl Merkatz waren auch dabei, Harald Kloser hat die Musik zum Film „Der Unfisch“ geschrieben. Gut zwanzig Jahre ist es her, seit dieser Wal mit einem Märchen über die Sehnsüchte und die menschliche Gier im Bauch auf der Leinwand auftauchte, lange hat es gedauert, bis dem Buch und dem Film die Bühnenadaptierung folgte.
Im vergangenen Jahr preschte das Sommertheater in Mödling vor. In Vorarlberg hat die Aufgabe nun mutige Amateure gereizt, der Theaterkreis Altach bringt das Walgerippe, mit dem ein Schausteller durch die Lande zog, zwar nicht auf den Marktplatz, die Premiere im Veranstaltungszentrum KOM ist zeitlich aber durchaus überlegt angesetzt. Bald ist Weihnachten, und abgesehen davon befinden wir uns in einer Zeit, in der Forderungen, die das Gemeinwohl betreffen, gerne auch höflich als Wünsche geäußert werden, damit sie der Adressat nicht so leicht ausschlagen kann.
Gute Lösung
Die Männer, die bei Sophie, der Bewohnerin dieses Wals, einkehren, üben sich keineswegs in höflicher Zurückhaltung. Nachdem klar wird, dass jener Wunsch in Erfüllung geht, der im Moment der Verzückung ausgesprochen wird, will jeder einmal dran sein. Man wünscht sich Autos, Häuser, Reisen, Tennisplätze oder gar Levitation wie der Pfarrer, setzt auf das Naheliegende anstatt auf das große Ganze, häuft immer mehr Begehrlichkeiten an und merkt zu spät, dass auf das Glück das Unglück folgt. Jeder bekommt nur einmal die Chance. Wie das Tier samt Zauberin wieder verschwindet, wie Tierisches wieder zu Menschlichem wird, daraus hat Michael Köhlmeier einst einen einfachen, sprachschönen Text geschaffen.
Die Altacher Gruppe unter Regisseurin Karin Giesinger ist sich bewusst, dass sich Poesie nicht herbeizwingen lässt, wenn die Mundart im Raum stehen darf. Man findet eine gute Lösung, weil mit Ruth Forster und Angela Hämmerle zwei stimmbegabte Entertainerinnen dabei sind, die mit Zwischentexten, Liedern und frecher Percussion nicht nur die Handlung am Laufen halten, sondern auch dieses Verwunschene hereinwehen lassen. Paul Winter hat die Musik beigesteuert, Michael Köhlmeier selbst einen Liedtext.
Mit Mitwirkenden wie Harald Ponier, Christian Beller, Helmut Giesinger, Gerhard Kofler, Mirko Kloiber und Alfred Bargetz werden Typen und Charaktere gezeichnet und in einem guten Grad überzeichnet. Dominik Meusburger spielt einen herzergreifend leidenden Carl, Franziska Tschofen seine zweifelnde Maria, Jacqueline Hackbarth mimt die entrückte Zauberin, und die Frauen finden in Carmen Dür, Helga Fleisch und Elke Gärtner kompetente Darstellerinnen, Adrian Buri komplettiert eine mutige, unterhaltende, anregende Produktion als Wenzel.
Nächste Aufführung des Stücks am 2. Dezember, 20 Uhr, im KOM (Kirchfeldstraße 1a) in Altach und weitere bis 20. Dezember: www.theaterkreis.info