Schillerndes Roadmovie im Drag-Queen-Fummel

Australisches Musical „Priscilla – Königin der Wüste” in temporeicher Inszenierung vom Premierenpublikum am Theater St. Gallen gefeiert.
St. Gallen Mit heller Begeisterung hat das Premierenpublikum am Samstagabend das Musical „Priscilla – Königin der Wüste“ von Stephan Elliott und Allan Scott gefeiert, eine Koproduktion mit dem Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz, wo die deutsche Erstproduktion im Dezember Premiere feierte. Drei Drag-Queens auf sechstägiger Fahrt durch das Outback von Sydney zum Auftrittsort in Alice Springs, und das im legendären Oldtimerbus, den sie „Priscilla – Königin der Wüste“ getauft haben. Das Musical ist Roadmovie und schillernde Revue zugleich. Das Spiel im Fummel mit viel Glitzer, Pailletten, Boas, abenteuerlichem Kopfputz und ebenso abenteuerlichen High Heels wirft schon im Foyer seine Schatten voraus, wo die Szene sich bewundern lässt.
Ausgangspunkt ist ein Kultfilm
Im Mittelpunkt des auf dem Kultfilm von 1994 basierenden Musicals stehen drei Travestiekünstler – die alternde, transsexuelle Bernadette, vormals Ralph (Erwin Windegger), Tick alias Doris Gay, der in Alice Springs Frau und Sohn hat (Armin Kahl), und der junge homosexuelle Adam alias Felicia (Michael Heller). Der Bus Priscilla beherrscht die Szene, die Räder drehen sich, während er selbst sich um 360° dreht, mal die Vorderseite, mal eine geschlossene oder eine offene Seite zeigt, die den Zuschauer in das glamourös eingerichtete Interieur blicken lässt. Leitern führen aufs Dach, denn getanzt wird überall, in Federkostümen ebenso wie als Saloon-Girls oder neugierige Touristen. Und wenn die drei unterwegs Station machen, dann schieben sich Revue-Wände oder Bierbänke oder Saloon-Schanktisch vor den Bus.
Show deckt private Geschichten nicht zu
Neben der Show kommen die intimen privaten Geschichten nicht zu kurz: Bernadette, die im Mechaniker Bob (Frank Berg), der unterwegs den Bus repariert, eine späte Liebe findet, Tick, der voller Angst seinem achtjährigen Sohn entgegensieht und bei ihm überglücklich auf Gegenliebe stößt, und Adam, der endlich seinen Traum vom „Pimmel im Fummel am Himmel“ wahrmacht, sprich im vollen Drag-Queen-Outfit auf den Gipfel des Ayers Rock zu steigen. Gil Mehmert hat das Ganze temporeich inszeniert, phantasievoll sind Melissa Kings Choreographie, Jens Kilians Bühne und Alfred Mayerhofers Kostüme. Und die Musik? Das sind Disco-Hits der 70er und 80er Jahre, dazu nostalgische Hits wie Louis Armstrongs „Fine Romance with no Kisses“ oder Elvis Presleys „Always on my Mind“, mit starken Stimmen gesungen und von der „Priscilla-Band“ peppig oder romantisch herübergebracht. chv