Schloss Achberg zeigt figurative Kunst von der Spätgotik bis heute

Kultur / 29.08.2019 • 21:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Schloss Achberg zeigt figurative Kunst von der Spätgotik bis heute
Spätgotische Skulpturen sind ein Sammlungsschwerpunkt. HV

Ausstellung Bella Figura zeigt Kunstwerke aus der Sammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke .

Achberg Weil die Fassaden und Fenster von Schloss Achberg bis November saniert werden, hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Vom 10. August bis 27. Oktober wird hier die Ausstellung Bella Figura mit ausgewählten Kunstwerken aus der Sammlung des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) gezeigt, und das bei freiem Eintritt. An herausragenden Kunstwerken wird die Entwicklung der Figuration von der Spätgotik (15. Jahrhundert) bis in die Gegenwart sichtbar. Die Auswahl aus einem Bestand von über 700 Einzelwerken und Werkgruppen, die schon an den Konzernsitzen in Karlsruhe und Stuttgart gezeigt wurde, ist für Achberg auf rund 50 Werke – Gemälde und Skulpturen – erweitert worden.

Christian Landenberger: "Mädchen im Spiegel", 1907.
Christian Landenberger: “Mädchen im Spiegel”, 1907.

Bella Figura, der Titel spielt an auf „eine gute Figur machen“, auf die Welt des schönen Scheins, die die Künstler auf je eigene Art aufzubrechen suchen. Auf den Punkt gebrachte Beschreibungen heben das Wesentliche von Künstler und Werk heraus, machen die Ausstellung zu einer kleinen Schule des Sehens.

Kurator Michael C. Maurer bricht die Chronologie immer wieder auf, um interessante Bezüge herzustellen, so steht Ivo Striegels segnendes Jesuskind (um 1490) ein Kopffüßler von Horst Antes gegenüber und Markus Lüpertz‘ „Bühnenstreit“ ist mit spätgotischen trauernden Frauen vereint. Spätgotische Skulpturen sind ohnedies einer der Sammlungsschwerpunkte. Dazu kommen Malerei und Plastik des 20. Jahrhunderts an den Akademien in Stuttgart und Karlsruhe – hierfür stehen Namen wie Adolf Hölzel, Willi Baumeister oder HAP Grieshaber.

Paul Kleinschmidt: "Lesende Frau" (Tochter Maria), 1939.
Paul Kleinschmidt: “Lesende Frau” (Tochter Maria), 1939.

Köstlich ist ein Engel von der Chorempore des Benediktinerklosters Ottobeuren. Betrachtet man die weit ausgestreckten Finger, entdeckt man, dass die Darstellung der Hände mit zum Schwierigsten gehört. Wie immer lohnt es sich, auf die Details zu achten. So auch bei idyllischen Genrebildern von Theodor Schüz, bei galanten Szenerien mit subtiler Erotik, wenn etwa die junge Frau den Handkuss des Galans genießt, während daneben der Vater oder Ehemann eingeschlafen ist.

Die Kunstakademien in Karlsruhe und Stuttgart waren Zentren des Aufbruchs in die Moderne. Voll zarter Sinnlichkeit ist der Rückenakt „Mädchen im Spiegel“ des schwäbischen Impressionisten Christian Landenberger. Im gleichen Raum die Kohlezeichnung „Bodenseevenus“ in altmeisterlichem Stil von Otto Dix, der den Bodensee „zum Kotzen schön“ fand. Was Landenberger für die Malerei war, war Adolf Hölzel für die Komposition, zwei prägende Professoren an den Akademien. Willi Baumeister, Paul Kleinschmidt, Karl Caspar, Walter Stöhrer und Horst Antes sind zu erleben, fast zum Schluss eine hintergründige Zeichnung von Romane Holderried-Kaesdorf. Helmut Voith

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