Warum der Name Galerie Hollenstein entfällt

Kultur / 05.03.2020 • 14:00 Uhr
Warum der Name Galerie Hollenstein entfällt
Szene aus dem Drama “Hollenstein, ein Heimatbild” über die Lustenauer Malerin Stephanie Hollenstein am Vorarlberger Landestheater. VN/PAULITSCH

Eine intensive Auseinandersetzung mit der Biografie von Stephanie Hollenstein (1886-1944) erfolgt am Vorarlberger Landestheater sowie im Lustenauer Kunstraum.

Lustenau 94 Ölbilder, 150 Aquarelle und Gouachen sowie 870 Zeichnungen, Skizzen und Studien umfasst der in Lustenau verwahrte Nachlass von Stephanie Hollenstein (1886-1944). Das ist eine umfangreiche Sammlung, die über eine Schenkung der beiden Schwestern der Künstlerin in den 1960er-Jahren der Marktgemeinde überantwortet wurde, um die Arbeiten zu bewahren und zu zeigen. Eine darüberhinausgehende Verpflichtung ist Lustenau damit nicht eingegangen, bestätigt Claudia Voit, Leiterin der Galerie Hollenstein. Mit der Beschäftigung mit Stephanie Hollenstein, die nun auch das Vorarlberger Landestheater mit einen Stückauftrag vorantreibt, steht auch die Ausrichtung dieses Kunstraumes im Fokus bzw. zur Diskussion. Denn es stellt sich die Frage, wie mit dem historischen Erbe umgegangen wird.

Eigenpropaganda einer Kriegsmalerin

Stephanie Hollenstein war, wie es etwa Wolfgang Scheffknecht, Oliver Heinzle und Evelyn Kain aufarbeiteten, nicht nur glühende Anhängerin des Nationalsozialismus, sie hatte während der Nazi-Diktatur eine hohe Funktion inne und ihre antisemitischen Äußerungen sind dokumentiert. Nichtsdestotrotz blieb sie in ihrem Malstil weitgehend unangepasst und fügte sich auch nicht ins Rollenbild, das der faschistischen Ideologie entsprach. Der österreichische Autor Thomas Arzt trachtet im Drama „Hollenstein, ein Heimatbild“ danach, die Komplexität des Themas in einzelnen Dialogen und Spielszenen aufzufächern. Einige Passagen sind dabei auch konkret den Forschungsergebnissen entnommen. Das Stück wird am 6. März im Bregenzer Theater am Kornmarkt uraufgeführt.

Blick in das Stephanie-Hollenstein-Depot in Lustenau.<span class="copyright"> Galerie/Klocker</span>
Blick in das Stephanie-Hollenstein-Depot in Lustenau. Galerie/Klocker

In Gebäudekomplex der Galerie Hollenstein ist derweil nicht nur das Depot zugänglich, man widmet sich konkret auch jenen Bildern und Zeichnungen, die Stephanie Hollenstein in der Zeit schuf, in der sie sich als eine Art Kriegsmalerin im Ersten Weltkrieg engagieren ließ. War sie doch als patriotischer Kriegsteilnehmer mit angenommener männlicher Identität aufgeflogen. Der Krieg, die Männlichkeit, vor allem auch die Kameradschaft habe sie fasziniert, erklärt Claudia Voit. Und sie habe auf Basis ihrer Vorlieben auch Eigenpropaganda betrieben. Es gäbe nicht eine Stephanie Hollenstein vor 1938 und eine danach, in ihrem Schaffen und ihren Äußerungen zeige sich eine Kontinuität.

Bilder und Dokumente von Stephanie Hollenstein fanden in der Ausstattung für die Theaterproduktion Berücksichtigung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Bilder und Dokumente von Stephanie Hollenstein fanden in der Ausstattung für die Theaterproduktion Berücksichtigung. VN/Paulitsch

Künstlerinnen und Künstler, die in der Galerie Hollenstein in der Lustenauer Pontenstraße 20 ausgestellt oder eigens Projekte für Ausstellungen realisiert hatten, konnten nicht umhin, die Geschichte zu behandeln. Das wird auch weiterhin geschehen, die Historie wird beschäftigen, allerdings würde mit der Änderung des Namens auch ein deutliches Zeichen für die Aufarbeitung gesetzt. Als nicht kommerziell orientierte Einrichtung ist die Bezeichnung Galerie ohnehin hinfällig, welchen Zusatznamen der Kunstraum erhält, wird demnächst in der Gemeinde festgelegt. Vielleicht noch während der Laufzeit des Dramas „Hollenstein, ein Heimatbild“, das das Landestheater bis Ende April im Programm hat.   

Die Premiere “Hollenstein, ein Heimatbild” findet am 6. März, 19.30 Uhr, im Theater am Kornmarkt in Bregenz statt: landestheater.org