Kulturveranstalter sehen die Verantwortung, rechnen aber mit großen Verlusten

Kultur / 12.03.2020 • 13:00 Uhr
Kulturveranstalter sehen die Verantwortung, rechnen aber mit großen Verlusten
Aufführungen im großen Haus des Landestheaters sind abgesagt. Ticketpreise werden zurückerstattet. Die Tickets können aber auch für eine spätere Aufführung umgetauscht werden. LT/KÖHLER

Kulturhäuser und Interessensvertreter setzen aufgrund der Absagen auf Kommunikation mit Künstlern und Kulturpolitikern.

Bregenz, Feldkirch Mit 50.000 Euro beziffert Werner Döring, Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, allein die Erlösminderung, wenn das große Haus des Landestheaters in Bregenz aufgrund des Erlasses der Bundesregierung bis 3. April geschlossen bleibt. Die Kosten von Zusatzaufwendungen oder Verpflichtungen aufgrund von Leistungen, die dem Publikum nun nicht zugute kommen, sind nicht eingerechnet. Das sei zwar „nicht die Welt“, aber wird Gegenstand von Verhandlungen mit der Kulturabteilung des Landes sein müssen. Döring: „Unsere Kapitaldecke ist äußerst dünn.“ Das Gesamtbudget des Theaterunternehmens beträgt 4,3 Millionen Euro, der Großteil der öffentlichen Finanzierung kommt – wie der Name schon sagt – vom Land.

Ticketpreise werden zurückerstattet

Besucher, die bereits Einzeltickets für eine Aufführung in dieser Zeit gelöst haben, wird der Ticketpreis zurückerstattet. Die Eintrittskarten können auf Wunsch aber auch für eine spätere Aufführung Gültigkeit behalten. Abobesitzern, die ihr Abo nun nicht im vollem Umfang nutzen können, werden  Ersatzaufführungen angeboten, oder es kommt eben auch dort zur Rückerstattung des Preises für die abgesagte Aufführung.

„Wir wollen unseren Künstlerinnen und Künstlern weiterhin auf Augenhöhe begegnen können“, beschreibt Döring im Gespräch mit den VN die Vorgehensweise bei Werkverträgen. Schauspielerinnen und Schauspieler, die, wie die meisten am Landestheater, nicht beim Unternehmen angestellt sind, sollen keine Gageneinbußen hinnehmen müssen.

Theater ist fast zu, Museum und KUB bleiben offen

Grundsätzlich gilt: Die Veranstaltungen im großen Haus am Kornmarkt sind abgesetzt, jene in der Box und im T-Café finden statt. Das Vorarlberg Museum und das Kunsthaus Bregenz bleiben geöffnet. Wenn dort Veranstaltungen, etwa Vorträge oder Führungen stattfinden, wird darauf geachtet, dass sich nie mehr als 100 Personen in einem Raum befinden.

Hilferuf an die Regierung

Mirjam Steinbock, die als Geschäftsführerin der IG-Kultur Vorarlberg rund 50 Veranstalter und Kulturschaffende wie das Saumarkttheater Feldkirch, Initiativen in den Regionen oder auch das Jüdische Museum in Hohenems vertritt, spricht von einem souveränen und verantwortungsbewussten Umgang in den Mitgliederunternehmen. Überall werde auf die Hygienemaßnahmen geachtet. Größere Veranstaltungen, wie etwa ein Symposium im Jüdischen Museum oder die Konzerte und Aufführungen am Spielboden, sind abgesagt, die kleinen finden statt. Man habe schon am ersten Tag gemerkt, dass die Menschen ihr Kultur- und Austauschbedürfnis nicht völlig einschränken wollen und gehe achtsam damit um. Große Sorge bereiten die Einnahmeneinbußen. Diesbezüglich ist Mirjam Steinbock in Verbindung mit der bundesweiten Interessensvertretung, bei der die zu erwartenden Verluste erhoben werden. Bei der IG Autorinnen und Autoren spricht man bereits von einer Einkommenskatastrophe für Kunst- und Kulturschaffende und hat einen Hilferuf an die Regierung gesendet. Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Wien, das wie viele große Museen in Österreich komplett geschlossen bleibt, bezeichnet die finanziellen Auswirkungen als gravierend.