Besonderer “Fidelio” unter Manfred Honeck ist miterlebbar

Kultur / 13.03.2020 • 22:00 Uhr
Besonderer "Fidelio" unter Manfred Honeck ist miterlebbar
Manfred Honeck mit dem Plakat zur Uraufführung der zweiten Fassung der Oper “Fidelio” im Theater an der Wien. THEATER/HAUSWIRTH

Manfred Honeck dirigiert “Fidelio” im Theater an der Wien, Christoph Waltz hat inszeniert. ORF und myfidelio strahlen das Ereignis aus.

Wien, Bregenz „Ich möchte allen, die durch das Coronavirus erkrankt sind, von Herzen gute Besserung wünschen“, ergänzt der Vorarlberger Dirigent Manfred Honeck das Gespräch, das im Vorfeld der geplanten, mit Spannung erwarteten „Fidelio“-Premiere im Theater an der Wien geführt wurde. „Vor ein paar Wochen hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass unsere Vorstellungen abgesagt werden. Wir sind alle sehr traurig. Wir befinden uns in den Endproben und haben uns schon sehr danach gesehnt, vor dem Publikum zu musizieren. Es ist aber auch ein kleiner Trost, dass es uns noch gestattet ist, eine TV-Aufzeichnung – allerdings ohne Zuschauer – zu machen, die dann auch einem breiten Publikum zugänglich ist.“

Im Fernsehen und auf myfidelio

Darauf freue er sich, die Ausstrahlung findet am 20. März in ORF 2 und auf myfidelio.at statt. Die „Fidelio“-Produktion des Theaters an der Wien ist eine besondere, man hat sich für die zweite Fassung entschieden, Regie führt der bekannte Schauspieler und Oscar-Gewinner Christoph Waltz, den Honeck, das darf vorausgeschickt werden, als „hochmusikalischen“ Künstler bezeichnet, der aus der Musik heraus denke: “Es ist großartig, wenn ein Regisseur die Ideen aus der Musik holt.“ Für Honeck, der aufgrund seiner umfangreichen Tätigkeit als Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra die Operndirigate sehr reduziert hat, ist es die erste Musiktheaterproduktion seit einigen Jahren. Der Maestro hat namhafte Orchester geleitet und war eine Zeitlang Generalmusikdirektor an der Staatsoper Stuttgart. Für CD-Produktionen erhielt er einen Grammy und weitere große Auszeichnungen. 

Dirigent Manfred Honeck und Schauspieler und Regisseur Christoph Waltz. <span class="copyright">APA/Schlager</span>
Dirigent Manfred Honeck und Schauspieler und Regisseur Christoph Waltz. APA/Schlager

Die zweite Fassung

Die Wiener Bühnen haben sich im Jahr des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven (1770-1827) etwas ausgedacht, das Manfred Honeck als etwas besonders Schönes empfindet, man spielt nämlich alle drei Fassungen der Oper „Fidelio“. Die Neuinszenierung der ersten aus dem Jahr 1805 hatte an der Wiener Staatsoper vor ein paar Wochen Premiere, die dritte, die gebräuchlichste, hat das Haus seit Jahren im Repertoire, die zweite spielt nun das Theater an der Wien, das heißt, jenes Haus, in dem die Uraufführung am 29. März 1806 stattfand.

„Ich genieße die Zusammenarbeit, Christoph Waltz ist ein hochmusikalischer Mensch.“

Manfred Honeck, Dirigent

„Ich finde alle drei Fassungen großartig“, sagt Manfred Honeck. Die erste, uraufgeführt ebenfalls im selben Haus am 20. November 1805, dürfte Beethoven einige Sorgen bereitet haben. Honeck: “Man muss sich das so vorstellen, er macht die ersten Proben und merkt, dass nicht alles so läuft, wie er es sich vorgestellt hat, da muss beispielsweise eine Sängerin viel zu lange warten, bis sie dann die erste Note singt, beim Genie Beethoven haben die Alarmglocken geläutet, er lässt Wiederholungen weg.” Die zweite, zweiaktige Fassung müsse man sich als gereinigte denken, was nicht heiße, dass sie keine großartige Komposition ist.

Der Humanist Beethoven

Wenn man Manfred Honeck erzählen hört, steht fest, dass er und Christoph Waltz die selbe Meinung zur grundsätzlichen Aussage des Werks vertreten: “Regisseure und Dirigenten müssen sehr gut zusammenarbeiten können, sonst wird nichts daraus, es ist wichtig, dass wir beide an einem Strang ziehen.” Den Schluss des “Fidelio”, an dem Florestan von seiner Frau Leonore aus dem Gefängnis befreit wird und das Terrorregime von Pizarro ein Ende hat, haben Regisseure vor allem in den letzten Jahren verschiedentlich interpretiert, mitunter wurde die Befreiung bezweifelt, kein Triumph der ehelichen Liebe also. “Die erste Frage, die wir uns immer stellen sollen, ist, was Beethoven gemeint hat. Es ist eine Befreiung, was immer man auch darunter versteht, da gibt es den herrlichen Schlusschor, der fast ein Gebet ist. Da steht Don Fernando, der sich sagt, Moment einmal, ich bin gar nicht der Retter und dann wird Leonore gebührend gefeiert. Da kommt der Humanist Beethoven zum Vorschein.” Den Entschluss, den Leonore fasst und wie Beethoven das gelöst hat, sei sowieso einfach etwas Tolles: “Das zieht sich durch das Werk, Leonore ist die Frau, die diese Befreiung bewirkt hat.”

Bei der Besetzung hat er selbstverständlich mitentschieden. Nicole Chevalier, die als Elettra im “Idomeneo” der letzten Salzburger Festspiele begeisterte, singt die Leonore, Eric Cutler den Florestan, Einspringerin Mélissa Petit (Marzelline) kennt das Bregenzer Festspielpublikum von “Carmen” und “Rigoletto” auf der Seebühne.

Ausstrahlung am 20. März, 19 Uhr auf der Klassikplattform www.myfidelio.at und um 21.20 Uhr in ORF2.  Außerhalb von Österreich: www.medici.tv zu sehen.