Als die Landesgrenzen noch anders verliefen

Kultur / 26.04.2020 • 11:30 Uhr
Als die Landesgrenzen noch anders verliefen
Landkarte, um 1725 mit dem Gebiet von Vorarlberg aus einer neunteiligen Mappe zum schwäbischen Kreis. VLBG. PRIVATSAMMLUNG, FOTO: LEISSING

Eine Karte erzählt von Grafschaften, Grenzverschiebungen und Territorialherren.

Bregenz Den Bregenzerwald muss der Kartograf besonders geschätzt haben, die Talschaft wirkt auf der Karte von 1725 größer als alle anderen. Obwohl die Darstellung aus heutiger Sicht mehr als nur verzerrt erscheint, hatte das Werk damals Gültigkeit und Bedeutung. Der abgebildete Teil mit Vorarlberg, Liechtenstein und Süddeutschland ist im Übrigen der rechte untere Teil einer neunteiligen Karte vom schwäbischen Kreis. Damit erklärt sich die allegorische Darstellung der Flüsse Donau, Rhein und Neckar, die in diesem Teil wenig Bedeutung haben, während sich die Bregenzerach wie ein dickes Band durch die Darstellung zieht.

Das Werk befindet sich in einer Vorarlberger Privatsammlung und erzählt, wie im Gespräch mit dem Kunsthistoriker Tobias G. Natter dargelegt, doch so einiges. Bregenz mit dem Bodensee findet man am linken Rand. Die Stadt ist auf dieser nachkolorierten Radierung mit einem roten Punkt versehen, während man Dornbirn gerade noch neben einer eingezeichneten Riedlandschaft erkennen kann. Die Grafschaft Hohenems hat eine eigene Farbe. Sie war zu dieser Zeit noch nicht habsburgisch. Erst mit dem Aussterben der männlichen Erblinie der Grafen fiel auch das Territorium an Österreich. Vaduz bzw. Liechtenstein, ebenfalls gelbgrün eingezeichnet, durchlebte zu dieser Zeit gerade eine Veränderung. Der Fürst von Liechtenstein brauchte zur Dokumentierung der Macht und für den ambitionierten Karriereweg Grund und Boden und erwarb die Grafschaften Vaduz und Schellenberg, wobei ihm auch die verschuldeten Hohenemser den Weg ebneten. 1719 wurden die beiden Grafschaften vereint, deshalb konnte das Fürstentum Liechtenstein im Vorjahr sein 300jähriges Bestehen feiern. Amtssitz war nicht das heutige Schloss Vaduz, sondern das dafür ausgebaute Palais Liechtenstein in Feldkirch.

Fast bis Isny

Die Herrschaft Blumenegg nimmt sich so blass im rötlich eingezeichneten Habsburger-Territorium aus, weil sie zu dieser Zeit im Besitz der Abtei Weingarten war. Natürlich stand der Habsburger Kaiser fast über allem, aber er war nicht immer auch Grundherr. Unter seinen vielen Titeln taucht auch der Graf von Bregenz auf. Als sich die aus der Schweiz stammenden Habsburger auf östlicher Seite ein Gebiet nach dem anderen erwarben, lag Bregenz auf dem Weg. Der Blick zum oberen Rand der Karte zeigt, dass sich Vorarlberg bis fast nach Isny erstreckte. Etwa 90 Jahre später sah das komplett anders aus, zwischen 1806 und 1814 war Vorarlberg bayerisch. An Österreich zurück fällt nicht mehr das komplette Gebiet, die Ortschaften bis ins Leiblachtal hatte man verloren. Gefeiert wurde der Akt dennoch, wie eine Broschüre aus dem Jahr 1814 zeigt. VN-cd

Broschüre zur Feier zur Übergabe von Vorarlberg an Österreich 1814. <span class="copyright">Vlbg.Privatsammlung, Foto: Sabo</span>
Broschüre zur Feier zur Übergabe von Vorarlberg an Österreich 1814. Vlbg.Privatsammlung, Foto: Sabo