Dramatiker und Aufklärer Rolf Hochhuth gestorben

Kultur / 14.05.2020 • 22:54 Uhr
Rolf Hochhuth mit dem ehem. Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. APA
Rolf Hochhuth mit dem ehem. Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. APA

Berlin Mit seinem Vatikandrama “Der Stellvertreter” hat Rolf Hochhuth Theatergeschichte geschrieben. Das Stück, das dem Papst eine Mitschuld am Holocaust gibt, löste 1963 einen Skandal aus und wurde zum Welterfolg. Mit 89 Jahren ist der Autor nun in Berlin gestorben.

Bis ins hohe Alter hat er nur wenig von seiner Kampfeslust verloren. “Hochhuth – Der Störenfried”, so betitelte seine Biografin Birgit Lahann die Lebensgeschichte des gebürtigen Hessen. Das “Bild vom Wüterich” habe für viele das Bild vom großen Aufklärer überwuchert. Der Aufklärer, das war er vor allem im Umgang mit der deutschen Geschichte. Er war gerade 26, als er seinen “Stellvertreter” zu Papier brachte. Das Werk lag jahrelang auf Eis, ehe sich Erwin Piscator 1963 in Berlin an die Uraufführung wagte. Ein Sturm der Entrüstung folgte. In einer Zeit, in der die Deutschen ihre Geschichte am liebsten noch verdrängten, waren vor allem kirchlich-konservative Kreise empört. Inzwischen ist das Drama in mehr als zwei Dutzend Ländern gespielt worden, das Buch verkaufte sich zwei Millionen Mal. Auch in späteren Stücken wie “Soldaten”, “Unbefleckte Empfängnis” oder “McKinsey kommt” bezog Hochhuth entschieden zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung.

Bei der Premiere des Stückes „Der Stellvertreter“ in Basel im Jahr 1963 kam es zu Protesten. Befürworter der Aufführung erinnerten an die Freiheit der Kunst. keystone
Bei der Premiere des Stückes „Der Stellvertreter“ in Basel im Jahr 1963 kam es zu Protesten. Befürworter der Aufführung erinnerten an die Freiheit der Kunst. keystone