Dem Wert der Kultur entsprechend
Sinnstiftung, Verantwortung oder demokratisch, lauten die Begriffe, die man in den schwierigen Wochen seit dem Ausbruch der Covid19-Pandemie von der Leitung der Bregenzer Festspiele hörte. „Die Hoffnung stirbt nie“, dieser Spruch war auch dabei. Was damals darauf bezogen war, dass man im großen Kulturunternehmen am Bodensee bis zuletzt darauf warten wollte, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt, dem Publikum viele kulturelle Erlebnisse anzubieten, hat sich, da die Absage aufgrund der neuen und immer noch strikten Auflagen zum Schutz der Gesundheit unausweichlich ist, nicht als naiv erwiesen, man nimmt diese Stimmung mit ins nächste Jahr.
Sie lag über der eben auch düsteren Ankündigung, die Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und der kaufmännische Direktor Michael Diem am gestrigen Nachmittag professionell, aber auch mit spürbarer Empathie machten. Die Entscheidung, das gesamte Programm ins Jahr 2021 zu verschieben, ist nachvollziehbar. Mehr noch, eine andere war für Beobachter der Entwicklung dieser Festspiele kaum vorstellbar.
Das Gesamtprogramm ist kompakt und hat Charakter. In der Entscheidung, es nicht in winzige Teilchen zu zerstückeln, steckt auch eine Wertschätzung künstlerischer Leistungen. Sie kommt auch im unaufgeregten Agieren der Festspielleitung zum Ausdruck. Welch ein Kontrast stellt sich da zum Agieren von Mitgliedern der Bundesregierung dar, die die folgenschweren Ankündigungen, wie gestern um 13 Uhr geschehen, den Betroffenen nicht persönlich im Vorhinein übermittelten, sondern per öffentlicher Verlautbarung.
Christa Dietrich
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