In Sachen Vernetzung hat Vorarlberg noch Nachholbedarf

Kultur / 21.05.2020 • 08:30 Uhr
In Sachen Vernetzung hat Vorarlberg noch Nachholbedarf
Vertreter der künftigen Kulturhauptstadt Bad Ischl planen weitere Projekte mit Bettina Steindl. LISA DÜNSER

Das Büro Dornbirnplus war während der Schließung der Kultureinrichtungen sehr aktiv und arbeitet vorläufig weiter.

Dornbirn Wie leben Menschen verschiedener Nationen zusammen, wie entwickeln sich Städte, wie entwickelt sich die Gesellschaft, wie können Transformationsprozesse aktiv mitgestaltet werden? Wer wird bei fortschreitender Digitalisierung abgehängt und wie lässt sich dieser Mechanismus so steuern, dass die Qualität im Fokus steht? Derlei Fragen haben Relevanz und derlei Fragen beschäftigen auch im Büro Dornbirnplus. Wer die Projekte verfolgt hat, konnte feststellen, dass das Team um Bettina Steindl gerade in Zeiten der Covid19-bedingten Schließung sämtlicher Kultureinrichtungen sehr aktiv war, Beiträge einforderte und publizierte und somit insgesamt über 60 Projekte unterstützte.

„Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, sich als Region in Europa einzubringen.“

Bettina Steindl, Kulturmanagerin

Wer Nachholbedarf hat, findet unter dem Titel #weact noch zahlreiche Stimmen. Darunter jene von MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein, der die Museen dazu aufforderte, ihre Kommunikationskanäle wesentlich stärker für ihren Bildungsauftrag zu nutzen. Zuletzt meldete sich Thomas Geisler, der ehemalige Leiter des Werkraum Bregenzerwald und nunmehrige Direktor des Kunstgewerbemuseums in Dresden, zu Wort. Dort hat man sich aus gegebenem Anlass mit der Kulturgeschichte der Maske beschäftigt und dabei auch die Designer zu Kollektionen animiert.

Chancengleichheit ist ein Thema

Die Serie ist beendet, die Arbeit im Büro Dornbirnplus nicht, denn dort wurde ein Konzept entworfen, das Anhaltspunkte für eine gemeinsame europäisch relevante Kulturarbeit von Städten liefert. Man habe dabei intensiv mit den Teams in den Kulturämtern in Vorarlberg zusammengearbeitet, festgehalten, dass dort großartige Arbeit geleistet wird, dass es darüber hinaus aber noch sinnvolle und wesentlich intensivere Wege der Vernetzungen gibt, die nicht in Anspruch genommen werden. Ganz pauschal geht es dabei auch um die Ausschöpfung der Möglichkeiten, an EU-Gelder zu kommen. Vorarlberg habe viel Potenzial, könne sich aber beispielsweise noch stärker als Pilotregion einbringen. Die Themenschwerpunkte im Dornbirnplus-Konzept entsprechen, so Steindl, einem breiten Kulturbegriff und berühren auch Chancengleichheit oder die Arbeitswelt.

Gemeindeverband entscheidet mit

Dornbirnplus, das heißt die Städte Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und der Bregenzerwald hatten sich bekanntermaßen um den Kulturhauptstadt-Titel im Jahr 2024 beworben. Bad Ischl erhielt den Zuschlag. Mit dem Team im Salzkammergut stehe man weiterhin in enger Verbindung. Auch St. Pölten, die dritte Bewerberstadt, sieht sich nicht als Verlierer und will aus der positiven Dynamik der Bewerbungsphase schöpfen. Ganz Niederösterreich will parallel zu Bad Ischl eine Landeskulturhauptstadt sein. Was in Vorarlberg weiterhin passiert, wird demnächst im Gemeindeverband mitentschieden. Steindl hat Europa im Blick, aber auch die Region mit ihren Schätzen bis hin zu kleinen Kulturvereinen, die über die Dorfgrenzen hinweg Projekte entwickeln und diese dann nicht nur vor Ort, sondern auch jenseits der Landes- bzw. Staatsgrenzen darbieten.