Politisch gut aufgeheizter Thriller

Das schwarze Band
Alex Beer
Limes Verlag
352 Seiten
Alex Beer zeigt erneut Erzählstärken.
Roman Zweimal hat Alex Beer für ihre Romane um den in der Zwischenkriegszeit ermittelnden Kommissar Emmerich den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur erhalten. Mit „Das schwarze Band“ erschien nun Band vier: Ein Doppelmord in einer Hitzewelle des Jahres 1921 wäre aufzuklären. Bald sehen sich der raubeinige Kieberer und sein Assistent mit einer Politintrige konfrontiert.
Das sprachliche Können der aus Vorarlberg stammenden Autorin und der von ihr penibel recherchierte historische Hintergrund unterscheiden die Serie von seichten Lokalkrimis. Beer schafft es wunderbar, Thrill mit akkurater Schilderung der Stimmung und des sozialen Milieus der vom Krieg nachhaltig geprägten Zeit zu verbinden. Ihre Figuren sind außerdem gut ausgearbeitet und selten eindimensional, ihre Dialoge sitzen. Elegant streut Beer wienerischen Dialekt ein (Unwissende lernen so etwa, dass ein Kieberer ein Polizist ist), über ein paar dem deutschen Markt geschuldete nicht-österreichische Worte kann man da schon hinweglesen.
Zum Inhalt: Die Lage in Wien ist 1921 immer noch für viele Bevölkerungsschichten trostlos, es herrscht Armut. Der Mangel von Hygiene und Wasser macht den brennheißen Sommer unerträglich. Emmerich soll einen Doppelmord aufklären: Zwei Tänzerinnen wurden in ihrer Wohnung erschlagen. Damit nicht genug, wird der kauzige Kommissar zu einem Kurs für Benehmen vergattert. Während sein unerfahrener Assistent deswegen allein in die Wiener Halbwelt eintaucht, erfährt Emmerich von einem geplanten Attentat. Denn so mancher Österreicher wünscht sich den Kaiser zurück.
Brisante Situation
„Ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist“, lässt Beer einen der Verschwörer sagen. Ihren Kommissar führt diese Ansage in höchste politische Kreise, nachdem er in früheren Abenteuern in der Unterwelt, im Umfeld von Jugendbanden und in der Filmindustrie ermittelte. Der Autorin veranschaulicht die brisante politische Situation. Während die drei vorhergegangenen Bände fast schon Sozialstudien glichen, entwickelt sich „Das schwarze Band“ zunehmend zum reißerischen Thriller. Dass Beer dieses Unterfangen nicht entgleitet, liegt an den bereits erwähnten Erzählstärken. Aber auch daran, dass sie parallel zum Hauptplot vom persönlichen Schicksal des Kommissars erzählt, der Hinweise auf seine ihm unbekannte Mutter erhält.